Sie forderten ihre Löhne – und wurden angeschossen: In Griechenland sind mindestens 27 ausländische Saisonarbeiter verletzt worden. Ein Vorarbeiter feuerte mit einem Jagdgewehr auf die Männer, die vor allem aus Bangladesch stammen.
Athen – In Griechenland ist ein Streit um ausstehende Tageslöhne eskaliert. Drei Vorarbeiter und etwa 200 Arbeiter in der Ortschaft Manolada auf dem Peloponnes stritten – dann zückte offenbar einer der Aufseher sein Jagdgewehr. Er schoss auf die Arbeiter und verletzte mindestens 27 von ihnen.
Die Polizei bestätigte entsprechende Medienberichte. Die Verletzten wurden in Krankenhäusern behandelt, die meisten von ihnen stammen aus Bangladesch. Die Sicherheitskräfte nahmen den Besitzer der Plantage und einen der Vorarbeiter fest. Ein großes Polizeiaufgebot wurde abgestellt, um weitere Zwischenfälle in dem Betrieb zu verhindern.
Für Donnerstag wurde eine antirassistische Demonstration nahe des Ortes angekündigt. Die größte Oppositionspartei Griechenlands, das Bündnis der radikalen Linken (Syriza), verurteilte die Tat „verbrecherisch und rassistisch“.
Die Erdbeerpflücker hatten am Mittwoch die Auszahlung von sechs ausstehenden Monatslöhnen von ihren Arbeitgebern gefordert. Manolada ist ein wichtiges Erdbeer-Anbaugebiet. In der Region arbeiten Tausende Migranten für Hungerlöhne, sie schuften in bis zu 40 Grad heißen Treibhäusern und hausen in heruntergekommenen Häusern oder unter Plastikplanen.
Rassisten greifen Flüchtlinge an
Im Frühjahr 2008 hatte es dort Streiks und Demonstrationen gegeben. Die Protestierenden forderten bessere Arbeitsbedingungen und mehr Lohn. Im Jahr 2009 waren zwei griechische Landwirte festgenommen worden, weil sie zwei Migranten aus Bangladesch, denen sie den Diebstahl von Schafen vorwarfen, an ihrem Motorrad festgebunden und hinter sich hergezogen hatten.
In Griechenland gibt es mehr als eine Million Migranten, bei einer Gesamtbevölkerung von rund 11,5 Millionen Menschen. Immer wieder werden Ausländer Opfer von erschreckenden Übergriffen.
Zudem strömen jedes Jahr weitere Zehntausende Flüchtlinge nach Griechenland, sie stammen aus Afghanistan und Pakistan, Iran, Syrien und Afrika. Doch Schutz finden sie in dem europäischen Land nicht: Sie leben auf der Straße oder in miserablen Unterkünften, müssen tagelang vor Behörden warten und werden von Rassisten angegriffen. Ein Amnesty-International-Bericht beklagte im Dezember die katastrophale Lage der Flüchtlinge.
Quelle: Spiegel.de