Tausende von Griechen scheinen Schulden beim offiziellen Energieversorger DEH (ΔΕΗ – Δημόσια Επιχείρηση Ηλεκτρισμού) zu haben, obwohl sie ihre Rechnungen rechtzeitig bezahlt haben. Ihnen wurde nicht nur der pauschale Nachlass von 15% für die rechtzeitige Zahlung entzogen (schon schön, dass es Skonto für die rechtzeitige Begleichung der Rechnung gibt!), sondern es besteht auch die Gefahr, dass die Stromversorgung in ihren Wohnungen und Geschäften gekappt wird.
Der Grund für diese seltsame Situation ist, dass sie die DEH-Rechnungen an den Schaltern der griechischen Post ELTA (ΕΛΤΑ – Ellinika Tachydromia – Ελληνικά Ταχυδρομεία) bezahlt haben, die das Geld absichtlich zurückgehalten und nicht an die DEH weitergegeben hat!
Die Verbraucher bezahlen also ihre DEH-Rechnungen auf dem Postamt, tragen ihre Zahlungsbelege ganz entspannt mit sich nach Hause und warten auf den 15%-igen Rabatt, den ihnen die DEH für eine rechtzeitige bzw. vorfristige Zahlung einräumt und sind sich keiner Schuld bewusst. Brauchen sie ja auch nicht zu sein, denn sie haben ja alles richtig gemacht!
Das böse Erwachen kommt aber dann mit der nächsten Rechnung, erscheint der bereits gezahlte Betrag auf ebendieser als überfälliger Rückstand, der noch dazu mit Zinsen aufgestockt wurde. Der „Vorfälligkeits-Rabatt“ geht damit natürlich ebenfalls flöten, dafür gibt es aber als Dreingabe die Androhung, die Stromversorgung zu kappen – so zumindest berichtete das die griechische Tageszeitung Kathimerini am Freitag.
Ein „schwieriges Thema“? Glatter Betrug!
In den letzten Wochen haben sich Tausende von DEH-Konsumenten in den Filialen des Versorgungsunternehmens nach Erklärungen für die Kappung der Stromversorgung und der Streichung ihrer angeblichen Zahlungsrückstände erkundigt. Die DEH erkennt das Problem als ernst für seine Kunden an. „Das ist ein wirklich schwieriges Thema, das wir sofort angehen werden“, sagt ein DEH-Offizieller der Tageszeitung Kathimerini.
Die Richtlinie, die den DEH-Filialen vorerst erteilt wird, besteht darin, Stromrechnungen auszustellen, die die Verbraucher auffordern, nur die Summe der letzten Rechnung zu bezahlen. Dies löst natürlich nicht das Problem des Rabatt-Verlustes oder der Verzugs-Zinsen.
Die DEH hatte bereits im vergangenen Jahr ein ähnliches Problem mit ELTA, als der Betrag, der dem Versorgungsunternehmen geschuldet wurde, 19,5 Millionen Euro erreicht hatte. Dies wurde schließlich nach einer Mahnung bezahlt, die die DEH an ELTA schickte und mit rechtlichen Maßnahmen drohte.
Ausreden über Ausreden
Vor etwa einem Jahr führte ELTA die Zurückhaltung des Geldes von DEH-Konsumenten auf Probleme im Online-Interbank-Transaktionssystem und die fehlende Liquidität zurück. Was jetzt herauskam ist, dass die Postgesellschaft einen besonders unpassenden Weg gefunden hat, ihre finanziellen Lücken zu schließen….
Auf die Anfrage von Kathimerini hin, warum ELTA weiterhin das Geld der DEH-Konsumenten zurückhält, weigerte sich das Management allerdings zu antworten und betonte, dass „die ELTA-Vorsitzende nicht auf jede einzelne Anfrage antworten kann.“
Was leider nicht bekannt ist, ist der Gesamtbetrag an gezahlten Stromrechnungen, den die ELTA einbehält. Laut ANT1 TV informiert die ELTA die PPC über die bezahlten Rechnungen mit zwei Monaten Verzögerung. Die Kunden sollten jedoch einen Zahlungsbeleg mit dem genauen Zahlungsdatum haben.
Vor allem ältere Griechen sind gewohnt, ihre Rechnungen über die ELTA zu bezahlen, und diese Gewohnheit stammt aus Zeiten, in denen in keinem Dorf, in keiner Kleinstadt und in keiner Großstadt Versorgungsbüros mehr vorhanden waren. Die ELTA-Büros boten insbesondere in entlegenen Gebieten einen Service für Rechnungen an. Dass dieses Geld allerdings nie an seinem Bestimmungsort ankommt, ist auch für die Griechen relativ neu. Wenn auch vielleicht nicht wirklich überraschend.
Kein Wunder, dass man offiziellen Stellen hier nicht traut!
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Passend hierzu: Die Stromkosten in Griechenland.