„Am dritten Tage flohen Susanne und ich aus der All-inclusive-Hölle bei Agios Nikolaios in Ost-Kreta.
Nur weg von den hilflosen ostösterreichischen Touristen, die sich nicht aus dem Hotel trauten, die Bude verrauchten, „Heast!“ sagten und stets pünktlich und wie Zombies das Buffet stürmten. Mit einem Mietauto fuhren wir nach Gefühl los – und fanden Mister Nikos und seine geheime Bucht von Kato Zakros.
Die liegt an Kretas Ostspitze, in einer knorrigen, rötlichen Gebirgslandschaft, die an den Sinai erinnert. Vom Dorf Zakros führt eine Straße hinab. Die kiesige Bucht ist von schroffen Berghängen mit einigen Olivenhainen und Bauernhäuschen eingerahmt. Hier gibt’s eine minoische Palastruine, eine Höhle, eine Schlucht und drei Tavernen. Und sonst nix.
Die „Akrogiali“-Taverne gehört Nikos Perakis, einem brusthaarigen Kreter, den alle „Mister Nikos“ nennen. Er vermietet schlichte Zimmer, meist haarscharf am Wasser. Nimmt man auf einem blauen Holzsessel Platz, hört die Armbanduhr zu ticken auf. Dann bringt der kleine Kellner Giorgios gelben Retsina oder Tsikoudia, den Tresterschnaps, der blaue Spiegel des Meeres grinst einen an und man selbst zurück. Später wird man sich Fisch grillen lassen oder Lamm.
Kato Zakros ist so völlig vom Schuss, dass sich kaum Fremde hierher verirren. Sicher gibt’s in der Nähe noch das Kloster Toplou, ein minoisches Heiligtum auf dem Berg Tragostalos und eine Bananenplantage – aber wer bei Mister Nikos auf einem blauen Holzsessel sitzt, will eh nicht weg von hier“.