Traum(a)haftes Weihnachten: Keine Wärme mehr in Griechenland

Athen, Von Wassilis Aswestopoulos

Traum(a)hafte Weihnachten

Für den Norden sind Weiße Weihnachten angekündigt – für viele Griechen ein Albtraum. Sie können sich kein Heizöl mehr leisten, einige verfeuern schon Plastik. Zeitungen berichten von Eltern, die ihre Kinder freiwillig ins Heim geben.

Oft trennen nur wenige Buchstaben Glück vom Unglück: Der Traum von einem weißen Weihnachtsfest entwickelt sich in Griechenland zum Trauma. Die Wetterberichte sagen für den Norden des Landes zu Weihnachten Schnee voraus, im ganzen Land werden die Feiertage – für griechische Verhältnisse – bitterkalt. Genau davor haben die meisten Griechen Angst. Denn beheizte Wohnungen sind ein Luxus geworden.

Petros sorgt sich derweil um die alten Menschen in seinem Haus. Diese zahlten brav ihren Heizkostenanteil, seien aber wegen der schleppenden Zahlungsmoral der übrigen Bewohner ebenso von der Gassperre bedroht. „Ohne Heizung werden die krank werden, was in ihrem Alter durchaus lebensbedrohlich sein kann“, fürchtet er. Die alten Wohnkasernen in Athen verfügen in der Regel nur über eine zentrale Heizungsanlage.

zomba

Windige Händler verdienen an der Verzweiflung
Für ein bisschen Wärme haben viele Griechen nur die Wahl zwischen einem eventuell vorhandenen offenen Kamin, Holzöfen und elektrisch betriebenen Heizgeräten. Windige Händler nutzten die Gunst der Stunde und verlangen Unsummen für Brennholz. Einige Verkäufer nässen das nach Gewicht verkaufte Brennmaterial, um den Profit in die Höhe zu treiben. Mittlerweile suchen die frierenden Griechen nach allem, was sich als Brennmaterial eignen könnte. Straßenbäume landen ebenso im Ofen, wie lackiertes und imprägniertes Holz zweifelhafter Herkunft; mitunter auch Papier – und Plastik. Folgerichtig bilden sich über den Großstädten an kalten Tagen dichte Smogwolken. In der vergangenen Woche roch Athen förmlich nach verbranntem Holz und Plastik.

  • Sondersteuern haben das Heizöl verteuert…
  • Kein Geld für beheizte Klassenzimmer…
  • Keine Krankenversicherung für Langzeitarbeitslose…
  • Krankenhaus weist sechsjährigen Patienten ab…
  • Strompreise steigen um 48 Prozent…

Das und vieles mehr von Wassilis aus Athen HIER
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Unsere Vermieterin Olga berichtet uns das Gleiche. Ihre Wohnung in Chania bleibt auch kalt, da die andere Parteien nicht zahlen können. Da bricht dann schnell Streit aus. Nun bricht zusätzlich auch noch das soziale Gefüge zusammen.

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2 Kommentare

  1. Die Gurken und Tomatentreibhäuser und das damit verbundene Plastik sind für die Menschen auf Kreta lebensnotwendig. Heute mehr den je. Moral muss man sich leisten können – genau so wie den Umweltschutz. Wenn wir so wie wir vor der vollen Schüssel sitzen kann man leicht reden. Es wäre doch besser mal die Seite der weniger bevorzugten Länder zu betrachten. Auf der Welt passiert soviel umweltschädliches – da kommt es auf ein paar Planen auch nicht mehr an. Der Strassenverkehr ist noch viel schädlicher – nur als Beispiel. Da regt sich keiner auf. Wegen ein paar verbrannten Plastikplanen schreien alle Zeter und Mordio.

  2. Also, eines muss ich doch anmerken: Plastik haben die Griechen mit Sicherheit verbrannt, seit es dort Plastik gibt – ganz einfach, weil sie keine ordentliche Abfallwirtschaft kennen und keine andere Lösung wissen, als das die Umwelt verschandelnde Zeugs (auf Kreta ganz besonders die Riesenmengen zerfetzter Plastikplanen der Gurken- und Tomatentreibhäuser) umweltschädlich zu beseitigen. Den Geruch von verbranntem Plastik habe ich schon seit meinem ersten Tag in Griechenland in der Nase – und das war vor 27 Jahren…

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