„Die Armut kehrt nach Europa zurück“ – der drittgrößte Konsumgüterhersteller der Welt reagiert auf die Euro-Krise. Künftig will Unilever auch in der EU Lektionen anwenden, die man in Ländern wie Indonesien gelernt hat: weniger Premium-Marken und vor allem viel, viel kleinere Packungen.
Berlin – Der Konsumgüterkonzern Unilever stemmt sich gegen die Krise im europäischen Markt. Das Unternehmen wirbt aggressiv um Konsumenten mit geringem Einkommen. „Die Armut kehrt nach Europa zurück“, sagte Europa-Chef Jan Zijderveld der „Financial Times Deutschland“. „Wenn ein Spanier nur noch durchschnittlich 17 Euro pro Einkauf ausgibt, dann kann ich ihm kein Waschmittel für die Hälfte seines Budgets verkaufen.“
Deshalb will der drittgrößte Konsumgüterhersteller der Welt nun Lehren aus dem Asien-Geschäft anwenden. „In Indonesien verkaufen wir Einzelpackungen Shampoo für zwei bis drei Cent und verdienen trotzdem ordentliches Geld“, sagte Zijderveld der „FTD“. „Wir wissen, wie das geht, aber in Europa haben wir es in den Jahren vor der Krise verlernt.“
Unilever ist für Marken wie Knorr und Langnese bekannt. In Griechenland bringt Unilever mittlerweile Kartoffelpüree und Mayonnaise in Minipackungen auf den Markt. Basisprodukte wie Tee oder Olivenöl werden unter einer griechischen Marke verkauft – zu niedrigeren Preisen. In Spanien bietet der Konzern Waschmittel in Packungen an, die für gerade mal fünf Waschgänge reichen.
Bislang hatten Konsumgüterunternehmen versucht, Wachstum in westlichen Märkten etwa durch teurere Ökoprodukte oder Premiummarken zu erreichen – um sich von den günstigen Handelsmarken der Discounter abzuheben.
Der Niederländer Zijderveld führt seit Anfang 2011 Unilevers Geschäfte in Westeuropa. Bislang geht seine Strategie auf: Nachdem die Umsätze des Konzerns in der Region zuvor stagnierten oder rückläufig waren, stand 2011 wieder ein kleines Plus von 0,7 Prozent in der Bilanz. Was den Gewinn angeht, ist Westeuropa für Unilever die wichtigste Region. Bei insgesamt 12,3 Milliarden Euro Umsatz verzeichnet die Region eine Gewinnmarge von gut 17 Prozent.
Quelle: Spiegel.de