Die griechische Stromversorgungsgesellschaft (DEH) setzt auf radikale Maßnahmen zur Bewältigung des Problems unbezahlter Rechnungen mit einem Volumen von mehr als 2,4 Milliarden Euro. Sie erhöht nicht nur den Zinssatz auf ausstehende Rechnungen, sondern stellt auch Inkassoagenturen ein, die denen, die ihre Rechnungen nicht bezahlen, die Hölle heiß machen sollen.
Medienberichten zufolge hat DEH bereits beschlossen, die „Fina City Corporation“ zu engagieren, ein Konsortium aus Banken, Anwaltskanzleien und ausländischen Unternehmen. Zu den Konsortialpartnern gehören laut banknews.gr: IBM Hellas, die Deutsche Bank London, die Estia Business Group, Deloitte Business Solutions, KPMG, Qualco UK, Kapa Research und die Anwaltskanzlei Andrikopoulos.
Kleines Schmankerl am Rande: Qualco-Gründer Orestis Tsakalotos ist ein Cousin von Finanzminister Euclid Tsakalotos. Als dies veröffentlicht wurde, konstatierten Quellen aus dem Finanzministerium, dass es ja schließlich so etwas wie „Familienverantwortung“ gäbe. Die Quellen implizierten allerdings auch, dass die beiden Cousins sich nicht sehr nahe stünden….
Die endgültige Entscheidung über die Einstellung des Konsortiums muss noch vom DEH-Vorstand abgesegnet werden, wird jedoch als sicher angesehen.
Ablauf, Provisionen und Zinsen
In der ersten Phase wird „Fina City“ einen Strategieplan zum Schuldeninkasso ausarbeiten. Klar ist bereits, dass das Konsortium erfolgsabhängig bezahlt wird – und zwar wie folgt:
- maximal 8% Provision für Kunden mit aktivem Vertrag
- 12% Provision für Kunden ohne aktiven Vertrag und für Schulden bis 2.000€
- 10% Provision für Schulden bis zu 30.000€
- 20% für Schulden bis zu 50.000€ und
- 30% für Schulden über 50.000€.
Das maximale Budget ist 12 Millionen Euro.
DEH führt ein 3-Stufen-System für Zinssätze auf ausstehende Rechnungen ein:
- 5,25% Zinsen auf alle ausstehenden Rechnungen (Haushalte und Unternehmen)
- 6% Zinsen für ausstehende Rechnungen der öffentlichen Verwaltung
- 7% Zinsen für ausstehende Rechnungen, die nicht in Rückzahlungsvereinbarungen enthalten sind.
Der Zinssatz für die öffentliche Verwaltung wurde bereits 2013 durch ein Gesetz im Parlament verabschiedet, das jedoch bis jetzt nicht umgesetzt wurde (na sowas!).
Man hat Erfahrung mit Inkasso-Agenturen
Als vor einigen Jahren Inkassoagenturen, die für den Bankensektor arbeiteten, begannen, Schuldner am Telefon zu belästigen, wurde bekannt (Überraschung!!!), dass eine dieser Agenturen dem Sohn eines ehemaligen Ministers der Nea Dimokratia gehörte. Leider ist der Redaktion nicht bekannt, ob es zu damals einen entsprechenden Kommentar von Syriza gab. Aber Familie hin, Geklüngel her – alles geschieht zum Wohle Griechenlands! Bestimmt!!!
Radio Kreta – immer mal wieder Neues aus dem (wirtschaftspolitischen) Sumpf.
Wie ist das eigentlich mit den Stromkosten in Griechenland?