Bei Anfahrt per Bus geht es zunächst hinter Kalamos ca. 15min die Strasse hinauf nach Spaniakos. Am Ortseingang halten wir bei einer Weggabelung nicht rechts auf die Dorfkirche, sondern geradeaus auf ein stattliches Gebäude zu, die verlassene Dorfschule.
Nun links an der Schule vorbei, nach 50m zweigt nach links bergauf in Gehrichtung ein Feldweg unter Olivenbäumen ab. Bei der folgenden Häusergruppe gehen wir genau am Scheitel einer Linkskurve unseres Feldweges auf Wegspuren links an einem haus vorbei. Etwa 50m weiter stoßen wir hinter weiteren verlassenen Häusern auf eine Abzweigung.
Hier führt ein Pfad genau rechtwinklig nach links bergauf. Er wird links von einer Hauswand begrenzt, rechts von einem schmalen Wasserkanal aus Beton. Nach weiteren 50m wird eine Asphaltstrasse gequert, gegenüber setzt sich unser Pfad bergauf fort. Er ist jetzt deutlich blau markiert und wird uns zuerst ansteigend, dann absteigend um den Bergrücken herum weiter bis nach Azogires führen.
Der Pfad endet nach ca. 1 Std bei einem großen Wasserbecken (daneben eine Quelle). Azogires ist schon längst in Sicht gekommen. Nun setzt sich der Pfad als Feldweg fort. Er führt nach einer halben Stunde zur Autostrasse, die von Azogires zur Höhle der 99 Väter (Cave of 999 Saints) führt. Nach einigen Serpentinen erreichen wir den Parkplatz mit dem Pfad zur Höhle, die sich schon aus der Ferne durch ein aufgestelltes Kreuz zu erkennen gibt.
Nur mit äußerster Vorsicht und einer Taschenlampe kann man in den Höhlenschacht hineinsteigen. Manche Stufen der drei luftig befestigten Eisenleitern sind an den Verbindungsstellen durchgerostet und mit Draht befestigt. In der Höhle sieht man eine Altar mit Kerzenresten, auf dem die Ikone der 99 Väter steht.
Eine hübsche Legende
Ursprünglich gab es bei den 99 Eremiten noch einen Hundertsten, den heiligen Johannes. Die 100 Eremiten kamen aus Zypern nach Südkreta und lebten dort in Höhlen. Eines Tages zog sich Johannes, um seine Askese zu steigern, auf die Halbinsel Akrotiri zurück und lebte in einer Höhle beim Kloster Governeto. Beim Abschied legten die Eremiten einen Eid ab. Falls einer von ihnen sterben sollte, wollten alle anderen ebenfalls sterben. Jahre später verwundete ein Jäger den Johannes, weil er ihn für ein Tier gehalten hat.
Der Jäger versprach dem Sterbenden, nach Azogires zu gehen und den 99 Brüdern von seinem Tod zu berichten. Dort angekommen erfuhr er, dass alle 99 an einem Tag gestorben waren. Diese Fabel zeigt deutlich die soldatischen Tugenden des orthodoxen Mönchtums. Nach der arabischen Besatzung wurden Möche als unbewaffnete „Soldaten“ und Pioniere ausgeschickt, um neue Klöster zu bauen und anderen Neusiedlern Schutz und religiösen Beistand zu geben.
Der Abstieg nach Azogires dauert eine halbe Stunde, eine Rast ist dort im Kafenio Alpha möglich (Lucky wird sich freuen). Am südlichen Ortsrand steht das verlassene Kloster Agii Pateres. Durch die Hintertür des Klosters gelangt man auf eine reizvollen, markierten Pfad, auf dem man in 1,5 Std nach Anidri hinunter und durch eine kleine Schlucht weiter zur Küste wandern kann. Von dort geht es über den Küsten-E4 nach Paleochora zurück.
Die Gesamtstrecke beträgt ca. 19km und dauert 7 Stunden.
Mehr interessante Wandertouren findet ihr in dem neuen Reiseführer „Kreta“ von Andreas Schneider.