Wanderung durch die Samaria-Schlucht – 16 Kilometer Naturwunder.

Von Anna Kauber Birkelbach, Marie Boms und Marie Busold. Praktikantinnen bei Radio Kreta.

Die Samaria-Schlucht auf Kreta zählt zu den beeindruckendsten Naturwundern der Insel und bietet Wanderern aus aller Welt ein einzigartiges Erlebnis. Im Südwesten Kretas gelegen, durchquert sie den einzigen Nationalpark der Insel und zieht sich von der  Omalos-Hochebene bis hinunter zum libyschen Meer. 

Auf einer Strecke von insgesamt 16 Kilometern vereint diese Wanderung atemberaubende Landschaften mit einer sportlichen Herausforderung. Die ersten 13  Kilometer verlaufen durch die Schlucht selbst, während die letzten drei Kilometer bis zur Küste Agia Roumelis führen. Die Samaria-Schlucht gehört zu den längsten Schluchten Europas und fasziniert durch die Schönheit ihrer Natur.

Ein Abstieg von über 1200 Metern

Die Route beginnt auf der Omalos-Hochebene auf etwa 1200 Metern Höhe. Von hier aus  geht es über teils schmale und steile Pfade hinunter bis auf Meereshöhe. Der Weg ist  durchzogen von spektakulären Felsformationen, wobei die steil aufragenden Felswände der Schlucht stellenweise bis zu 600 Meter in die Höhe ragen. Besonders beeindruckend ist die „eiserne Pforte“, die engste Stelle der Schlucht, wo die Felswände nur drei bis vier Meter voneinander entfernt sind.

Die Wanderung dauert je nach Kondition und Pausen etwa vier bis acht Stunden.  Aufgrund des Höhenunterschieds und des teils unebenen Geländes ist die Wanderung anspruchsvoll und erfordert gutes Schuhwerk. Besonders an warmen Sommertagen empfiehlt es sich, frühmorgens zu starten, um der Hitze zu entgehen – aber auch den Menschenmassen. In der Hochsaison durchqueren täglich bis zu 4.000 Wanderer die Schlucht.

Entstehung und Geschichte der Samaria-Schlucht

Die Samaria-Schlucht entstand vermutlich vor etwa zwei Millionen Jahren durch tektonische Bewegungen. Abfließendes Regenwasser, sowie Wasser aus 22 Quellen erodierten das Gestein und gruben dadurch die heutige Schlucht in die Landschaft.

Die Samaria-Schlucht hat eine bewegte Geschichte: Während der Befreiungskämpfe gegen die osmanische Herrschaft im 19. Jahrhundert diente sie den griechischen Rebellen als Zufluchtsort. Auch im Zweiten Weltkrieg nutzte die griechische Regierung die Schlucht als Fluchtweg vor den Besatzern. Seit 1962 ist die Schlucht ein Nationalpark. Das Dorf Samaria in der Mitte der Schlucht wurde aufgegeben. Den Traditionen der griechisch-orthodoxen Kirche entsprechend, existieren entlang der Samaria-Schlucht Kapellen in verschiedenem Erhaltungszustand.

Was Sie beachten sollten

Die Samaria-Schlucht ist zwischen Mai und Oktober für Besucher geöffnet. Aufgrund von Wetterbedingungen oder Erdbebengefahren kann es jedoch vorkommen, dass die Schlucht kurzfristig geschlossen wird. Daher ist es ratsam, sich vor der Anreise zu vergewissern, dass die Wanderung angetreten werden kann.

Auf der gesamten Strecke gibt es keine Möglichkeit, Essen zu kaufen, weshalb Sie genug Proviant mitnehmen sollten. Trinkwasser kann an mehreren Quellen entlang des Weges aufgefüllt werden – etwa alle zwei Kilometer. In Agia Roumeli, am Ausgang der Schlucht, finden Sie Tavernen, in denen Sie sich nach der Wanderung stärken können – eine wohlverdiente Belohnung nach dem Abstieg!

Beachten Sie außerdem, dass es in großen Teilen der Schlucht keinen Handyempfang gibt. Falls Sie Hilfe benötigen, finden Sie im verlassenen Dorf Samaria, das etwa auf halber Strecke liegt, einen Telefonanschluss. Außerdem ist an verschiedenen Stellen Personal anzutreten.

Die Wanderung durch die Schlucht ist kostenpflichtig. Das Verlassen der Schlucht wird dokumentiert, um sicherzustellen, dass niemand zurückgeblieben ist.

An- und Abreise

Die Anreise zur Samaria-Schlucht erfolgt meist per Bus, Auto oder Taxi. Ab dem Ausgangspunkt auf der Omalos-Hochebene startet die Wanderung. Am Ende der Schlucht, in Agia Roumeli, gibt es keine Straßenverbindung, sodass der Rückweg mit einem Boot erfolgt. Eine Bootsfahrt entlang der Südküste Kretas bietet dabei noch einmal einen eindrucksvollen Blick auf die beeindruckende Küstenlandschaft.

Fazit

Die Wanderung durch die Samaria-Schlucht ist ein unvergessliches Erlebnis, das atemberaubende Natur, Geschichte und Abenteuer vereint. Sie fordert nicht nur körperliche Ausdauer, sondern belohnt die Wanderer mit spektakulären Ausblicken und einem erfrischenden Bad im Meer am Ende der Strecke.

Wer die komplette Wanderroute nicht bewältigen kann oder möchte, hat die Möglichkeit per Boot nach Agia Roumeli zu fahren, um von dort zur „eisernen Pforte“ zu gelangen.  Diese Route umfasst etwa vier Kilometer. Darüber hinaus besteht die Möglichkeit, die Wanderung nach 13 Kilometer zu beendet, denn am Ausgang der Schlucht gibt es einen kleinen Bus, der Sie zum Dorf Agia Roumeli bringen kann.

Ein Kommentar

  1. Kalimera, mein Tipp, übernachte vor der Wanderung im Dorf Omalos auf der Omalos Hochebene. Beginne die Wanderung im Morgengrauen in Xylóskalo (Omalos Hochebene), bevor die Reisebusse ankommen – das wird Dir einen Vorsprung geben. Übernachte im Dorf Omalos, von wo aus Du früh am nächsten Morgen starten kannst.

    Die ersten Touristenbusse kommen um ca. 07.30 Uhr an, von da an folgt ein ununterbrochener Strom von Bussen bis etwa 11.00 Uhr.

    Oder du beginnst deine nach Wanderung auch nach 12.00 Uhr, wenn die meisten Wanderer schon vorausgegangen sind. Dann musst Du allerdings vermutlich die Nacht in Agía Rouméli verbringen, weil das letzte Boot um 17.30 Uhr bereits abgefahren sein wird, wenn Du im Dorf ankommst.

    Das Problem bei der Samaria Schlucht ist der Besucheransturm in der Hochsaison, in der es oft eine vierstellige Zahl von Besuchern täglich gibt.

    Eine weitere Möglichkeit ist, dass du die Wanderung in Agía Rouméli beginnst.
    Wenn du von Agía Rouméli aus, den „Lazy Way“ bis zur „Eisernen Pforte“ wandern willst, übernachte in Agía Rouméli und beginne deine Wanderung bevor die Fähren ankommen.

    Die beste Jahreszeit für die Samaria-Durchwanderung ist der Mai. Das Wetter ist noch kühl und die Vegetation zeigt sich noch grün und saftig von ihrer besten Seite. Die sicherlich ungünstigste Jahreszeit ist Mitte des Sommers während einer Hitzewelle.

    Agía Rouméli hat 3 sehr unterschiedliche Gesichter: Vor-und Nachsaison, Saison und im Winter.
    In der Vor-und Nachsaison ist in Agía Rouméli der Hund begraben. Ende Oktober 2020 hatten schon 95% der Tavernen und Unterkünfte geschlossen. Ich denke mehr als 2 – 3 höchstens 4 Tavernen hatten nicht mehr auf.
    Ich habe vom 21. Mai auf den 22. Mai 2021 bei Stelios im Pachnes in Agía Rouméli übernachtet. Nachts herrscht im Dorf eine wunderbare Ruhe und eine sehr klare Luft.

    Abends schaute ich in der Taverne Paralia, das griechische Pokal Endspiel (Kypello Elladas) OLY – PAOK. In der Saison ist die Taverne Paralia der Platzhirsch und immer proppenvoll. Nun saß ich mit der Familie und einer handvoll Einheimischen hier.

    Im Sommer, füllen am Nachmittag die Schluchten-Wanderer zu hunderten die Tavernen und warten auf die Fähre. Viele Tavernen setzten seit ein paar Jahren in der Wander-Saison auf Fast Food. Überall Reklameschilder mit Hamburger und Bier vom Fass. Das geht schnell und kommt anscheinend gut bei den Schluchten Wanderern an. Die Menschenmassen und der Kommerz sind schwer zu ertragen.
    Es herrscht ein wahnsinniger Trubel. Wenn die Wanderer um 17.30 Uhr die Fähre nehmen, setzt eine himmlische Ruhe im Dorf ein. Es sind nur wenige Gäste und eine handvoll Wildcamper noch in Agía Rouméli anzutreffen.

    Im Winter sind nur eine Hand voll Hirten und Arbeiter in Agía Rouméli anzutreffen. Die meisten Familien gehen nach Ágios Ioánnis. Dann hat nur die Taverne Faragi von Nektarios auf.

    Es gibt einiges interessantes zu entdecken in Agía Rouméli: das alte seit 1954 verlassene Dorf Palea Agía Rouméli (hier lebt ein Mensch aus Pakistan mit ein paar Tieren), das Kastro oberhalb von Agía Rouméli, die Byzantinische Kirche Panagía Kerá, auf den Ruinen des Apollo Tempels, die Archäologische Stätte von Tarra, die Höhlenkapelle Ágios Antónios.

    Kretas reiche Geschichte hat viele Spuren in dieser Gegend hinterlassen…

    Viele Grüße aus Hamburg, kv

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