…darüber streiten Politiker, Ökonomen, Soziologen und viele mehr.
Hier die Antwort von jemandem, der seit Jahren auf Kreta lebt und Griechenland kennt:
Michael Dirksen
Was Griechenland braucht, ist nicht in erster Linie Geld, sondern einen Staat, der ohne Korruption auskommt.
Nur, wie lange soll es dauern, den zu bauen? Ein Austritt aus der Eurozone würde bedeuten, dass in Griechenland alles schlagartig teurer würde, was importiert und was in Euro (oder auch Dollar) bezahlt werden muss.
Öl und Gas zum Beispiel, also auch das Taxi-Benzin. Bloß, wenn wegen der internen Abwertung in Griechenland, wegen der Lohnsenkungen und breiten Arbeitslosigkeit also, de facto schon jetzt alles teurer wird, was sollen die Klimmzüge noch, die die EU-Kommission, die EZB und der IWF von Griechenland verlangen?
Griechenland hätte diese Reformen auch dann bitter nötig, wenn es den Euro nie eingeführt hätte. Denn der Zustand der staatlichen Verwaltung ist erschreckend, und wenn es Griechenland irgendwann wieder besser gehen soll, mit welcher Währung auch immer, muss dieses Problem jetzt angegangen werden.
„Es gibt überhaupt keinen funktionierenden Staat“,
sagt ein ranghohes Regierungsmitglied in Athen, das nicht namentlich genannt werden möchte. Beamtenstellen seien viel zu oft aufgrund von politischen Loyalitäten statt von Kompetenzen vergeben worden.
Und ausgerechnet viele der wirklich fähigen und nicht korrupten Beamten, die es gegeben habe, seien in den vergangenen Jahren „in die Rente geflüchtet“, um den Kürzungswellen bei den Pensionen zu entgehen. Für die Tsipras-Regierung sei es ein gewaltiges Problem, dass es in den Ministerien schlicht an Sachverstand mangele.
Der politische Wille für Veränderungen ist schnell gefasst. Aber diesen Willen in Gesetze zu gießen, ist ein langer Weg. Von Anfang an hat es politische Patronage gegeben. Eine professionelle, unabhängige und effiziente Beamtenschaft hat sich nie entwickeln können.
Für den griechischen Bürger bedeutet die Begegnung mit Beamten, die wegen politischer Freundschaft statt Gesetzeskenntnisse ihren Job bekommen haben, dass er oft regelrecht gezwungen ist, Schmiergeld zu zahlen, wenn es etwa um Baugenehmigungen oder Firmenlizenzen geht.
Vorteilssicherung von oben zieht Vorteilssicherung von unten nach sich!!!
Was Griechenland braucht, ist also nicht in erster Linie Geld, sondern einen wasserdichten Staat. Eine neue Staatskultur entsteht nicht aufgrund fiskalischer Kalenderdaten. Die Reformvorschläge, die die Regierung Tsipras vorgelegt hat, sind gut und schön.
Aber wie wenig sie letztlich ausreichen, wie viel tiefer die Veränderung in Staat und Gesellschaft in Griechenland gehen müsste, damit die Menschen dort das verdienen, was sie verdienen, das überstrapaziert im Moment wahrscheinlich die politische Vorstellungskraft auf beiden Seiten…
Was Griechenland so braucht… das ist ein Neuanfang.
Ein Neuanfang: Das griechische „Pony“.
Das ist wohl die nackte Wahrheit. Wenn damals bei der Wiedervereingung Deutschands nicht Tausende von Beamten von West- nach Ostdeutschland versetzt worden wären, um dort die Verwaltung wieder aufzubauen, wäre es dort genauso gelaufen wie mit Griechenland. Schäuble hat ja Athen die Entsendung von Finanzbeamten zum Aufbau bzw. Sanierung der Finanzverwaltung angeboten, aber wer von denen spricht schon griechisch ? Es geht wohl nur, wenn griechische Beamte in Deutschland oder anderen Ländern geschult werden, um dann die Verwaltung in GR zu sanieren. Aber auch das müsste von der GR-Regierung gewollt und organisiert werden. Kann sie das und will sie das ?