Die negativen Folgen des Kreta-Tourismus.
Die Küstenregion ist bereits heute wirtschaftlich komplett vom Tourismus abhängig und der Kontrast zum Landesinneren ist enorm. Dort ist der Lebensstandard um einiges niedriger, herrscht zum Teil sogar Armut. Dörfer überaltern und es droht die Gefahr, daß ganze Inlandssiedlungen in zehn oder zwanzig Jahren komplett ausgestorben sein werden, da sich die Nachkommen mehr und mehr auf den küstennahen und einträglicheren Tourismus konzentrieren und dafür Landwirtschaft aufgeben.
So ist es im wunderbaren Reiseführer „Kreta“ von Margit Brinke und Peter Kränzle beschrieben.
Landflucht und Abwanderung, Überfremdung und Auflösung der Familien- und Dorfverbände, der Wandel von Sitten und Moralvorstellungen, die Vernachlässigung der Kultur und das Aussterben von Traditionen könnten die Folgen sein. Prestigebedürfnis und Konkurrenzdenken steigen, und die Kluft zwischen Alt und Jung, Land und Stadt, Tradition und Fortschritt, Küste und Hinterland weitet sich aus.
Manch Kretareisender früherer Zeiten wird schon jetzt die Insel kaum mehr wiedererkennen – und mit den alten Kretern scheinen viele der Tugenden, die man so gerne als typisch kretisch feierte, auszusterben und nurmehr als bloße „Touristenattraktion“ fortzubestehen. Was in anderen griechischen Regionen längst zu beobachten ist – der Verlust der auf die Antike zurückgehenden Gastfreundschaft – könnte Kreta seinen letzten Reiz nehmen. Es bleibt nur zu hoffen, daß sich die Kreter wieder einmal als zu starrköpfig erweisen und alles daran setzen, ihre Andersartigkeit zu wahren.
Kreta steht für „Sonne, Strand und Faulenzen…“
…doch zunehmend erobern sich andere Urlaubsformen – Wander- oder Fahrradreisen, Kulturreisen, Ökotrips oder Meditationsferien – ihre Nischen. Zum Glück für die Insel beschränkt sich der Tourismus heute noch größtenteils auf die Monate April bis Oktober, und es bleibt zu hoffen, daß sich die bisher noch zaghaften Bemühungen von Investoren, die Ruhepause abzuschaffen und den Wintertourismus einzuführen, nie realisieren werden.
Kreta braucht die fünf Ruhemonate unbedingt, um den sommerlichen Ansturm ökologisch und sozial halbwegs verkraften zu können. Würde der Winter zur Touristensaison, könnte das fatale Folgen für die Insel haben. Der Exodus für die kretische Landwirtschaft und die kleinen Dörfer im Hinterland wären eine grausame denkbare Folge – wer soll schließlich die Felder bestellen oder die Oliven ernten, wenn die jungen Erwerbstätigen auch im Winter in den Strandhotels bedienen. Durch verstärkte Bautätigkeit würde die Insel noch weiter zugepflastert, der Süden komplett erschlossen und das Hinterland zum bloßen Tagesausflugsziel mit ausgestorbenen „malerischen“ Ortschaften degradiert.
Bisher stoßen die Bestrebungen geschäftstüchtiger Tourismusfachleute, die Insel nicht nur zum ganzjährigen Urlaubsziel zu machen, sondern auch noch weiter zu erschließen, auf Widerstand und Skepsis. Sicher, ein Ausbau der Verbindungsachsen nach Süden würde den bisher dort noch zurückhaltenden Tourismus fördern, der auch im Winter etwas Geld bringt. Es ließen sich bestimmt auch Wege finden, den entlegensten Dörfern im Hinterland zu mehr Attraktivität zu verhelfen. Ob das jedoch langfristig der Insel zuträglich wäre, ist zu bezweifeln.
Lesenswert:
Ein sanfter Wintertourismus mit der Zielgruppe: Naturliebhaber, Wanderer, Leute die Ruhe suchen würde Kreta sicherlich gut tun. Die typischen Sommertouristen, die eigentlich überall sein könnten, die würden ohnehin nicht kommen und somit sind die geäußerten Bedenken völlig überzogen. Das erinnert mich an Denkweisen, die Strassen verhindern und Autos verbieten wollen. Gestrige Träumereien fernab der Realität – sorry, wenn ich das so deutlich sage.
Hallo Maria!
Du hast mir voll aus dem Herzen gesprochen.
Besser hätte ich es nicht ausdrücken können.
Tourismus auf den Dörfern würde dort Geld herein bringen und Orte vor dem Verfall retten. Es gibt ja jetzt schon, leider sehr wenige, Interessenten, die alte Häuser für die Vermietung auf dem Dorf aufbauen. Leider kommt es auch zu solchen Aktionen, das Häuser neu aufgebaut werden und dann zu Wucherpreisen wieder verkauft werden. Das ist dann auch nicht Sinn der Sache. Mit vielen Grüßen aus dem Nordöstlichsten Sachsen von Andreas
Hallo alle zusammen!
In den Küstenregionen braucht es sicher nicht mehr Tourismus. Im Winter(über das ganze Jahr, wenn man will) könnte ich mir einen sanften Tourismus in den Dörfern vorstellen, so wie Urlaub auf dem Bauernhof(Oliven ernten, Raki brennen, wandern, reiten, klettern usw). Das würde den Menschen in den Dörfern das Überleben sichern, auch den Tavernen und Kafenions und den Handwerkern und den Mini Märkten. Es gibt doch Förderungen für den Ausbau von Ferienwohnungen auf Bauernhöfen, da müßten sich einmal die regionalen Politiker darum kümmern. Es gibt in Tirol Bergsteigerdörfer, wo es keine großen Hotels gibt, so in diese Richtung könnte ich mir das auch auf Kreta vorstellen. Bitte keine Hotelburgen und Konzerne und Cluburlaube! Die jungen Griechen müssen endlich lernen selbst was aufzubauen und nicht immer warten, bis ihnen jemand was vor die Nase setzt. Liebe Grüße aus dem Zillertal Maria und Gottfried