Zum Tod von Etta James – Ein Nachruf

Heute erreicht uns eine traurige Nachricht, die wir aber trotzdem mit Euch teilen wollen, da es um eine Frau geht, die die Musik – vor allem die Richtung „R´n´B“ (Rhythm and Blues)- geprägt hat, wie kaum eine andere: Etta James.

Gestern ist sie im Alter von 73 Jahren verstorben.

Ein Nachruf aus der „Zeit online“.

Die ehrliche Stimme des R’n’B
Etta James war eine der ersten starken Frauen im Popgeschäft. Der Blues war ihr Schicksal. Nun ist sie im Alter von 73 Jahren verstorben.

Die Welt gehört den Männern, sang James Brown 1966. Zu dieser Zeit hatte Jamesetta Hawkins längst bewiesen, dass sie bereit war, den Männern die Herrschaft streitig zu machen: Der Blues kennt keine Geschlechtergrenzen. Jamesetta ist ihm früh begegnet. Ihre Mutter war Prostituierte in Los Angeles und bekam im Alter von 14 eine Tochter, um die sie sich nicht kümmern konnte. Das kleine Mädchen kam ins Heim, wurde weitergereicht an Paten. Bemitleidenswertes Ding, Bettnässerin, aber da war diese Stimme, die sie schon mit fünf Jahren zur Attraktion des Kirchenchores machte. Und Jamesetta wusste, dass das ihre Chance war.

Mit 14 gab sie sich den Namen Etta James, gründete ein Doo-Wop-Trio und schrieb ihren ersten Hit. Roll With Me Henry war nicht gerade jugendfrei, wurde schnell in The Wallflower umbenannt, und landete 1955 an der Spitze der amerikanischen R’n’B-Charts. Ein Jahr später, Etta war nun 18, ging sie mit ihren Peaches auf Konzerttournee mit einem gewissen Little Richard. Der hatte gerade seine erste Nummer 1 mit einem wilden Rock’n’Roll-Song namens Tutti Frutti. Showbiz! Etta hatte es geschafft, aus der Gosse zum Teeniestar, und die beiden Peaches neben ihr waren schnell vergessen. Die Sorgen nicht, sie wuchsen mit ihr.

In ihrer Biografie Rage To Survive ließ sie David Ritz 1995 notieren: „Ich verstand, dass der Großteil des Blues damals von Männern gemacht wurde. Frauen hatten einfach nicht die Nerven dazu.“ Etta James hatte sie, aber verlor sie auch von Zeit zu Zeit. Anfang der sechziger Jahre kam sie bei Chess Records unter, der Chicagoer Plattenfirma, die mit Chuck Berry, Muddy Waters und Howlin‘ Wolf die Stars der R’n’B-Szene vertrat. Im Portfolio des Labels sollten James‘ sanfte Balladen einen Kontrapunkt zu den raubeinigen und vergnügungssüchtigen Kollegen setzen. Etta machte sich zu eigen, was man ihr vorlegte. Ein bisschen Blues, Gospel, Jazz, schwingende Dreiertakte, süße Streicher, Herzschmerztexte und dann noch diese Stimme: Ihr Debütalbum At Last! schaffte 1961 tatsächlich den Sprung aus der schwarzen R’n’B- in die weiße Pop-Hitparade.

Die Songs All I Could Do Was Cry, I’d Rather Go Blind, Trust In Me und das Titelstück At Last wurden zu Klassikern. Am bekanntesten dürfte heute I Just Wanna Make Love To You sein, das 1996 in einem Cola-Werbespot eingesetzt wurde. Mag man auch sonst nichts von Etta James gehört haben, in diesem Song offenbart sich das Besondere ihrer Stimme: Direktheit, Stärke, ja Ruppigkeit, die im nächsten Moment in katzenhafte Verführungskunst umschlägt und dabei so unverblümt ehrlich ist.

Unzähligen Sängerinnen ist sie damit zum Vorbild geworden. Etwa der im Sommer verstorbenen Amy Winehouse. Oder Beyoncé, die sie 2008 im Film Cadillac Records verkörperte. Oder Adele Adkins, die mit ihrem warmen Retrosoul zur erfolgreichsten Sängerin des vergangenen Jahres wurde: „Ich liebte den Ausdruck auf ihrem [Ettas] Gesicht. Leg Dich bloß nicht mit mir an, sagte er. Dann hörte ich ihre Stimme und wäre fast gestorben.“

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Rest in peace, Etta!