Am vergangenen Donnerstag war die Radio-Kreta-Redaktion mal wieder in Chania unterwegs – es standen Behördengänge und Besorgungen an – und natürlich auch der obligatorische Besuch einer Filiale des größten hier ansässigen deutschen Discounters.
Letzteres weniger wegen der Lebensmittel (obwohl, die Butter im Angebot war wirklich fast 50% günstiger als derzeit hier), sondern, weil Montag und Donnerstag ja die Tage sind, wo auch Scheffredakteur seine Heimwerker-Schnäppchen macht.
Man war überraschend zügig mit allen zu erledigenden Dingen in der Stadt fertig – ein Blick in die Augen des jeweils anderen und es war beschlossen: nix wie raus aus der Stadt und heim auf´n Berg!
Aber vorher natürlich noch kurz besagten, auf dem Heimweg liegenden Discounter heimsuchen! Und dafür fuhren wir nicht über die Autobahn, sondern die „landschaftlich schöne Strecke“ am Wasser lang, die „Old National Road“ also. Viel Verkehr war der Jahreszeit entsprechend nicht auf dieser Route, um so mehr fielen die doch überproportional vielen Polizeiwagen auf, die ebenfalls in unserer Richtung unterwegs waren. Irgendwie ein richtiges Gewusel, was ebenfalls erstaunlich war, da uns nichts von irgendwelchen Streiks, Besetzungen, Kundgebungen o.ä. bekannt war. Was allerdings nichts zu bedeuten hat, denn viele Dinge bekommt man hier auf Kreta ja erst dann mit, wenn sie schon gelaufen sind….
Und dass die alle auf Schnäppchenjagd zu Lidl wollten erschien uns auch eher unwahrscheinlich. Also einmal ratlos mit den Achseln gezuckt und einfach nur gewundert – und weiter in Richtung Platanias gefahren, denn da befand sich ja das nächste Etappenziel.
Das Aufgebot in Kalamaki
Dies war allerdings gar nicht so leicht zu erreichen, da auf der Höhe der beiden Tavernen „Bamboo“ und „Salamantes“ in Kalamaki das Polizeiaufgebot seinen Höhepunkt erreichte, die Straßen waren von vielen Menschen, jung und alt, gesäumt und auch ein Pope war anwesend, scheinbar in offizieller Mission.
Man hangelte sich also im Schritttempo durch die von rechts nach links und von links nach rechts über die Straße flitzenden, rennenden, schlendernden Menschenmengen und hatte noch jeweils 3 Fragezeichen mehr auf der Stirn. Was da wohl wieder los war? An einem Donnerstagvormittag gegen 11h30? Seltsam….
Nun, wir hatten diesem kleinen „Zwischenfall“ keine weitere Bedeutung zugemessen – bis uns gestern dann die Nachricht erreichte, worum es vermutlich ging: nämlich um den Abriss zweier der ältesten Cafés bzw. Tavernen Chanias, nämlich des besagten „Bamboo“ und dem nicht weniger geschichtsträchtigen „Salamantes“.
Ob der Pope die beiden noch kurz gesegnet hat, bevor die Abrissbirne anrückte? Ob die Menschen ihrem Unmut ob dieser drakonischen Massnahmen nochmal geschlossen Ausdruck verleihen wollten? Wir wissen es nicht genau, aber Tatsache ist, was Ihr im folgenden Video zu sehen bekommt (Parakritika.gr und chaniapost.eu sei Dank!):
Die Hintergründe
Natürlich wollten wir der Sache auf den Grund gehen und die Hintergründe dieses radikalen Vorgehens erfahren. Und was wir diesbezüglich erfahren haben, ist so traurig wie hirnrissig, sollte es denn stimmen (wirkliche Zweifel daran haben wir allerdings nicht, denn erfahrungsgemäß gibt es hier ja nix, was es nicht gibt….!). Offensichtlich macht die Regierung jetzt ernst mit der Niederschlagung illegaler Machenschaften – incl. illegal gebauter Wohnhäuser, Kantinen, Restaurants und Cafés.
Finden wir im Prinzip ja auch erst mal gut, denn irgendwann muss ja mal ein Neuanfang her. Aber deswegen alles bisher dagewesene platt machen und ganz von Null wieder anfangen, schön modern, jegliche Tradition und Althergebrachtes einfach dem Erdboden gleichmachen, auf die Müllhalde kippen und gut isses? Die Zukunft kann kommen? Und wo bleiben Vergangenheit, die Lehren daraus, die über Jahrzehnte und Jahrhunderte gepflegten Traditionen und Bräuche, die immer noch einen guten Teil der heutigen Werte stützen bzw. sogar begründen? Ist es DAS wert?
Ein kleiner Appell
Warum kann man nicht einfach mal einen „klaren Schnitt“ machen und sagen: „Okay, bis hierher und nicht weiter. Alles, was bisher besteht und existiert, ist nun mal da und soll auch bleiben (eine evtl. monetäre Strafe für´s Bauen und Betreiben ohne Bau- bzw. Betriebsgenehmigung würde sicher so ziemlich jeder Betroffene akzeptieren!) – aber ab HEUTE gelten neue Regeln. Und wer sich daran nicht hält, dem blüht nix Gutes“.
Jeder wüsste dann woran er ist, jeder könnte das für sich abwägen, sein eigenes Risiko eingehen und dann ggf. in die Röhre schauen. Aber der komplette Abriss traditioneller Bauten, die jahrzehntelang geduldet und sogar rege frequentiert wurden und auch einen Anziehungspunkt für die ach so wichtigen Touristen in der Sommersaison darstellten, ist einfach zu brutal, finden wir.
Liebe Griechen, ein 08/15-PC hat 256 Graustufen. Und Ihr seid wirklich nicht dafür bekannt, dass Ihr nur in Schwarz oder Weiss denkt und handelt. Konsequentes Handeln auf allen Ebenen ist nun sicherlich endlich mal gefragt, aber verspielt doch nicht Eure Zukunft und alle Traditionen damit!
Radio Kreta – manchmal auch ganz schön besorgt.
Lieber „kritischer Leser“! Hier ist die Rede von dem Kalamaki an der Nordküste an eben besagter alten Nationalstraße von Chania über Gerani, Platanias, Maleme, Tavronitis – und ja, DIESEN Weg fahren wir durchaus nach Paleochora zurück! Und – dem aufmerksamen „kritischen“ Leser sollte es nicht entgangen sein – wir haben den Abriss der Tavernen am Montag NICHT gesehen, sondern den Menschenauflauf incl. Popen am Donnerstag zuvor. Und nein – die Fotos sind nicht von uns. Aber die Information!
Ihr fahrt von Chania nach Paleochora via Kalamaki? Und seht unterwegs „zufällig“ den Abriss der beidne Tavernen?
Wer’s glaubt…..
Die Fotos sind schon mal nicht von euch, sondenr frisch geklaut, ähm „entliehen“….
Hilft da heute kein fakelaki mehr?!
Spässle gmacht:-)