Wie Lidl in Griechenland abkassiert

„Wir machen die billigen Preise“, wirbt Lidl für seine Supermärkte. Doch in Griechenland kassiert der deutsche Discounter kräftig ab. Bei einigen Produkten sind die Preise doppelt so hoch wie in Deutschland.

Athen. Ausgerechnet im rezessionsgeplagten Griechenland, dessen Bürger mit schwindenden Einkommen und wachsender Arbeitslosigkeit konfrontiert sind, kassiert der Discounter Lidl kräftig ab: viele Eigenmarken sind in de griechischen Lidl-Märkten erheblich teurer als in anderen Ländern.

„Frohe Ostern“ wünscht Lidl seinen griechischen Kunden und bietet deutsche Leberwurst zum Fest mit einem Preisabschlag von 34 Prozent an. Auch der morgige „Super-Samstag“ lockt mit Sonderangeboten. „Wir machen die billigen Preise!“, brüstet sich der deutsche Discounter.

Tatsächlich können die Griechen bei Lidl manches deutlich günstiger einkaufen als in den großen Supermärkten oder in den Tante-Emma-Läden, die nicht nur auf dem Land sondern auch in Großstädten wie Athen und Thessaloniki noch weit verbreitet sind. Aber wie günstig ist günstig?

Gingen die griechischen Lidl-Kunden in einen deutschen Markt des Einzelhändlers, würden sie erstaunt feststellen: trotz des deutlich höheren Einkommensniveaus in Deutschland sind dort viele Produkte erheblich billiger als bei Lidl Hellas. Wie viel billiger, das hat Sokrates Xynidis recherchieren lassen, der griechische Vizeminister für Wirtschaft und Wettbewerb. Im Auftrag des Ministeriums verglichen Marktforscher die Preise von 70 Lidl-Eigenmarken-Produkten in Griechenland, Frankreich, Italien und Bulgarien. Das Ergebnis: 46 der 70 Produkte sind in Griechenland am teuersten. Nur elf der 70 Produkte sind in den griechischen Märkten am billigsten. Verglichen wurden die Netto-Verkaufspreise, abzüglich der Mehrwertsteuer, die in Griechenland mit 23 Prozent beziehungsweise 13 Prozent für Grundnahrungsmittel deutlich höher ist als in Deutschland.

Die Prüfer, die ihre Daten im vergangenen Dezember erhoben, stellten erhebliche Preisunterschiede fest. So bietet Lidl Champignons der Eigenmarke Freshona in Deutschland für 77 Cent an. Die griechischen Kunden werden dagegen für die gleiche Konserve mit 1,23 Euro zur Kasse gebeten. Die Halbliter-Dose Grafenwalder Pils, die in französischen Lidl-Märkten für 85 Cent zu haben ist, kostet in Griechenland 1,16 Euro. Mirabel Kirschkonfitüre können die deutschen Lidl-Kunden sich schon für 75 Cent auf‘s Frühstücksbrötchen streichen. Der Grieche muss hingegen 1,28 Euro bezahlen. Besonders krass: WC-Reiniger Aloe Fresh der Lidl-Eigenmarke W5 geht in Deutschland für 70 Cent über den Scanner. In den griechischen Lidl-Märkten zeigt die Kasse mehr als den doppelten Preis an, nämlich 1,51 Euro.

In einer schriftlichen Stellungnahme habe Lidl die höheren Preise unter anderem mit der Wettbewerbssituation in Griechenland gerechtfertigt, teilte das Wirtschaftsministerium mit. Das soll wohl heißen: man reizt die Preise aus soweit es geht.

Quelle und hier geht es weiter: Handelsblatt, Gerd Höhler

4 Kommentare

  1. Moin zusammen,

    meiner Meinung nach kann Lidl hier die Preise nur deshalb so durchsetzen, weil „die anderen“ ja noch viel mehr abzocken. Wer einen Supermarkt will, der hat eben keine Alternative.

    Letztlich kann nur jeder seinen Beitrag leisten: Möglichst alles auf den lokalen Märkten kaufen (aktueller Vergleich: Erdbeeren, halbes Kilo, halb gammelig schon, bei Lidl über drei Euro, gestern auf dem Markt zwei Kilo für vier).

    Problem sind halt Körperflege, Putz- und Waschmittel, Windeln ….

    Ohne hier groß Reklame machen zu wollen, aber ich bin dazu übergegangen, mir Sachen von lebensmittel.de aus Deutschland schicken zu lassen. Klar zahlt man auch Versandkosten (sind aber im Rahmen) und wenn man größere Mengen kauft, rechnet sich das immer noch. Vorteil: Da kriegt man dann auch die Lebensmittel, die es in GR eben nicht oder nur sehr teuer gibt (Buchweizen, schwarzer Reis, Sauerkraut, bestimmte Süßigkeiten und ja, ich gestehe, bei mir gibt es sogar im Winter Grünkohl – aus der Dose).

    Und bei den Drogerie-Artikel sind die gut sortiert und Du zahlst manchmal nur die Hälfte. Stellt man sich halt mal ne Batterie Deo hin, wird ja nicht schlecht.

    Viele Grüße

    Gaby

  2. Hallo Jörg,
    einen gewissen Unmut gegenüber Lidl kann ich nachvollziehen.
    Mir stellt sich hier jedoch eher die Frage, wieso kann Lidl derart „hohe Preise“ durchsetzen und ist dabei noch preiswerter als die anderen Marktteilnehmer?
    Warum sind die anderen Marktteilnehmer nicht willens und in der Lage, die doch so vermeintlich hohen Preise von Lidl zu unterbieten und dann werblich für sich zu nutzen?
    Und diese anderen Marktteilnehmer sind nicht nur „Tante Emma“, sondern durchaus große Namen…
    Dies soll Dich aber bitte nicht von Deiner kritischen Berichterstattung abhalten…
    Beste Grüße und wir sehen uns dann in Kürze
    Jörg

  3. Hallo Jörg,
    das nennt sich dann wohl freie Marktwirtschaft.
    Gute wäre es, eine Liste der preiswerten und der überteuereten Produkte zu bekommen. Dann könnten wir als Kunden letztere im regal stehen lassen.
    Respekt übrigens vor dir, die LIDL Reklame auf der Seit bringt dir auch Geld ein.
    Klasse dass du trotzdem kritisch berichtest.
    Alles Liebe,
    Wolfgang

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