Wintertourismus auf Kreta? Das Pilotprojekt.

Ein Pilot-Wintertourismus-Programm, das in Heraklion im Winter 2017-2018 erprobt wurde, soll im kommenden Winter in auch Chania getestet werden. Im Winter 17/18 haben bereits 50.000 Deutsche ihren Urlaub in der Region Rethymno verbracht. Das ist allerdings auch abhängig davon, ob FRAPORT GRIECHENLAND den Vorschlag von lokalen Tourismusunternehmen, Erzeugern und den örtlichen Behörden der Präfektur Chania bzgl. niedrigerer Flughafengebühren während der Wintermonate akzeptiert.(*)

Diese Ankündigung hat laut kriti24.gr der chaniotische Vizebürgermeister Michalis Vlahakis (Μιχάλης Βλαχάκης) präsentiert.

Wie Vlahakis mitteilt, befindet sich ein neues ehrgeiziges touristisches und kommerzielles Projekt (das von griechischen und türkischen Geschäftsleuten entworfen wurde) bereits in einem frühen Stadium der Umsetzung. Das Projekt betrifft die Zusammenarbeit vieler Tourismus- und Erzeuger- und Handelsunternehmen mit dem Ziel, den Wintertourismus auf Kreta zu entwickeln und zu etablieren.

Winter Kournas
Winter auf Kreta. Der Kournas-See.

Die strategischen Planung des Projektes zielt hauptsächlich auf pensionierte Touristen ab – vor allem Deutsche – die von Ende Oktober bis Ende April in Hotels der Kategorie 4 und 5 Sterne sehr wirtschaftliche und preiswerte Pakete in Anspruch nehmen können. Im Preis inbegriffen sollen auch Exkursionen und „Shopping“-Ausflüge zu ausgewählten Geschäften für Lederwaren, Teppiche, Textilien und Schmuck sein.

Bereits erste Reservierungen haben die anfänglichen Erwartungen übertroffen. Ein ähnliches Programm arbeitet sehr erfolgreich seit Jahren in anderen Destinationen wie Zypern und Dubai mit der Teilnahme von Zehntausenden von Reisenden.

Wenn dieses Pilotprojekt erfolgreich ist, soll in einer zweiten Phase die Kapazitäten nahezu verdoppelt werden – nach deutschen Rentnern sollen dann skandinavische, französische und andere europäische Pensionärangesprochen werden. 

Das Pilotprojekt im Einzelnen

Strategische Planungsphase unter Einbeziehung touristisch relevanter Unternehmen, wie:

  • 4- und 5-Sterne-Hotels
  • Reisebüros mit Reiseleitern, Reiseführern und Reisebussen für die Reise deutscher Besucher
  • Autovermietungen
  • Geschäfte in Heraklion, Rethymnon und Chania mit den Schwerpunkten Lederwaren, Teppiche, Textilwaren und Schmuck
Chania im Winter
Chania im Winter.
  • Hersteller, verabeitende Betriebe und Fabriken, die traditionelle kretische landwirtschaftliche Produkte wie Honig, Öl, Wein, Raki, Kräuter und/oder deren Verpackungen produzieren
  • Lebensmittelgeschäfte wie Restaurants und traditionelle Cafés
  • Persönliche Tour-Guides für Spaziergänge in der Natur, Wanderungen in Schluchten und Bergen, an Seen und Flüssen entlang, Höhlenbesuche etc.
  • Führungen für Besuche von archäologischen Stätten, archäologischen Museen und zu historischen Denkmälern
  • Versicherungsunternehmen zur Deckung eventuell anfallender Krankheits- und Pflegekosten

Bedingungen, die auf der Ebene lokaler Einrichtungen und Dienste erfüllt werden sollten

  • Charterflüge, um minimale Ticketkosten und kurze Reisezeiten zu gewährleisten (vorzugsweise Direktflüge)
  • Flughäfen in vollem Betrieb, um alle Dienstleistungen zu erbringen: Duty-Free-Shops, Snack-Shops usw.
  • Betrieb von archäologischen Stätten, Verbesserung der Infrastruktur in archäologischen Stätten und Museen, zB ein deutschsprachiges System auch in der Winterzeit
Rethymno Schnee
Rethymno im Winter.
  • Betrieb der wichtigsten bürokratischen und touristischen Einrichtungen, wie: Konsularbehörden, EOT-Büro, Infopoint der Gemeinden usw.
  • Verbesserung des Straßennetzes
  • Plan für die Bereitstellung von qualitativ hochwertigen und öffentlichen Gesundheitsversorgung
  • Organisation von Informationsveranstaltungen für die kretische Ernährung, Bräuche, Traditionen, Tänze und Musik.

Was müssen die am Projekt beteiligten Unternehmen leisten, um den Erfolg des Projekts zu garantieren?

  • Hotels: Durch die Einstufung nach Sternen. Die Auswahl der 4 und 5 Sterne-Hotels wegen der häufigen Bewegung der Touristen (dreimal pro Woche werden Shopping-Ausflüge und sonstige Exkursionen angeboten). Finanziell attraktive Aufenthaltspakete, deutschsprachiges Personal, Einkaufs- und Serviceangebote vor Ort innerhalb der Hotelanlage, wie z.B. Friseure, Schmuck, Bankfiliale, ATM, Hospitality-Einrichtungen für den Winter, zum Beispiel, ein beheizten Innenpool, Spa.
  • Reisebüros: Wirtschaftliche Preise, moderne und sichere Reisebusse, deutschsprachige Reiseleiter und Reiseleiter für Besuche von archäologischen Stätten und Museen.
  • Restaurants: Traditionelle Küche, günstige Preise, gleichzeitige Konzentration einer großen Anzahl von Besuchern in beheizten Räumen und moderne POS-Bezahlsysteme
Raki und Meze
Traditionelle Mezedes und moderne Bezahlsysteme?
  • Lokales Handwerk, Produktionsstätten, Fabriken: deutschsprachige Führungen, geeignete Infrastruktur für Verkostung und ausgebildete (deutschsprachige) Verkäufer
  • Boutiquen: Hauptaugenmerk liegt hier auf dem Verkauf von Lederwaren, Teppichen, Textilien, und Schmuck zu erschwinglichen Preisen. Deutschsprachiges Servicepersonal und moderne POS-Zahlungssysteme
  • Personal Guide Companies: in erster Hilfe geschulte deutschsprachige Mitarbeiter und Reise-/Wanderungsleiter.

Stärken und Schwächen, Chancen und Risiken

Stärken

  • Erfolgreiche Umsetzung desselben Unternehmens in Zypern und Dubai  – Vorbildfunktion
  • Moderne und sichere Flughäfen, idealerweise mit Direktverbindungen zu deutschen Flughäfen
  • Investitionen in Beherbergungsbetriebe, die zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit beitragen
  • Kreta hat einen milderen und wärmeren Winter als Deutschland, dem Herkunftsland der Besucher und günstigere klimatischen Bedingungen als die jeweiligen wettbewerbsfähigen Mittelmeerländer
Paleochora im Winter (1)
Paleochora ist einer der wärmste Orte in Europa. Auch und grad im Winter.
  • Rentner haben i.d.R. ein stabiles Einkommen und damit eine stabile Kaufkraft, sowie sehr flexible und auch ausdehnbare Urlaubszeiten – sie bringen somit Stabilität in den Wintertourismus
  • Natürliche Schönheit, mit charakteristischen Merkmalen, die Kreta von anderen europäischen und mediterranen Wettbewerbszielen unterscheiden
  • kretische Diät und Produktion von Agrarprodukten, die den Besuchern durch die Möglichkeiten der Verkostung vor Ort näher gebracht werden
  • Museen, historische/archäologische Stätten und ein vielfältiges Kulturangebot

Schwächen

  • Ein unvollständige öffentliche Infrastruktur, z. B. die Nord Achse Kretas und Abzweigungen Nord-Süd-Kreta, nicht vorhandene Infrastruktur für den Wintertourismus z.B. Skigebiete, schlechte Nutzung der natürlichen Ressourcen z. B. Feuchtgebiete, Höhlen und Schluchten, die im Winter unzugänglich sind usw.
  • Bisher fand lediglich eine eindimensionale touristische Entwicklung gemäß einer „Sonne-Strand-und-Meer“-Logik
Pause
Olivenernte und Wintertourismus. Eine Chance für Kreta.
  • Räumliche „Zerstreutheit“ von Beherbergungsbetrieben und anderer Infrastruktur, hauptsächlich in der Nähe von Stränden
  • Hoteleinheiten mit kleiner Kapazität
  • Das Fehlen von Low-Cost-Unternehmen und Charter-Direktflügen während der Wintermonate, was oft zu eher hohen Reisekosten und lange Anreisezeiten führt

Chancen

  • Neue Perspektiven als Kontrapunkt zum Sommer-Massen-Tourismus
  • Die Chance, lokale traditionelle Produkte, neue Märkte und Zielgruppen ausserhalb der Sommermonate kennenzulernen
  • Schaffung neuer Jobs bzw. zeitliche Verlängerung bestehender Beschäftigungsverträge
  • Verbesserung der öffentlich Finanzen, durch zusätzliche Mehrwert- und Einkommensteuer, gleichzeitig die Verringerung der Anzahl der Arbeitslosengeld-Empfänger (wegfallendes „Wintergeld“ durch auch im Winter bestehende Arbeitsverträge)

Risiken

  • Wettbewerbsfähige Märkte mit langjähriger Erfahrung im Wintertourismus, sehr guten Pauschalangeboten und besserer touristischer und öffentlicher Infrastruktur. Die Insel-Infrastruktur (siehe Flughafen Heraklion und die Nord-Achse) wird als derzeit unzureichend angesehen, z.B. im Falle, dass kretisches Winterwetter herrscht (Schnee, schwere Regen, starke Winde etc.)
  • Konkurrenz durch Tourismusmärkte  mit vollständiger Anwendung eines gesunden Wettbewerbs im Luftverkehr und der ununterbrochenen Präsenz von Billigunternehmen im Jahresverlauf, verglichen mit dem Monopolmarkt auf Kreta im Winter und dem fragmentierten Ansatz von Billigunternehmen im April -Oktober.
Laterne und Bank
Paleochora ist auch im Winter offen. Der Wintertourismus hat hier bereits begonnen.
  • Wettbewerbsfähige Märkte mit Winterresorts, in denen alle Unternehmen (Hotel, Essen, Handel) in einem einzigen und ganztägigen Zeitplan arbeiten, um dem Ziel und den Wahlmöglichkeiten für Touristen Leben zu geben. Im Gegensatz dazu wird Kreta an dem Projekt mit wenigen Unternehmen teilnehmen, die in der Regel abseits des Stadtzentrums neben Stränden liegen und im Winter nur teilweise betrieben werden.

(*) Der CEO von Fraport Griechenland, Alexander Zinell, nahm vergangene Woche an einem Treffen mit Vertretern der regionalen Behörden in Chania, Kreta, teil und erklärte, dass das Unternehmen den Dialog mit den lokalen Behörden über die Zusammenarbeit in den Wintermonaten für regionale Flughäfen aufnehmen wolle. Das Treffen fand statt, um die regionale Behörde über Pläne für die Entwicklung des Flughafens „Daskalogiannis“ in Chania zu informieren, berichtet ANA.

Während des Treffens stellte Fraport in einem gemeinsamen Memorandum aller Teilnehmer des Treffens vor, dass unser gemeinsames Ziel die wirtschaftliche Entwicklung Westkretas sein muss“.

Man scheint ja doch irgendwie am selben Strang zu ziehen. Hoffentlich auch in die selbe Richtung…

Radio Kreta – immer gut informiert und auch im Winter für Euch da!

Aber es gibt auch gegenteilige Meinungen: Wintertourismus – Nein Danke. Und: Kreta: Beschützt von der Natur und zerstört vom Tourismus?