Türkische Forscher vom Marinen Wissenschafts- und Technologie-Institut der Dokuz Eylul Universität haben ein 4000 Jahre altes Schiffswrack im Marmaris Hisarönü Golf entdeckt, von dem man glaubt, dass es sich um ein minoisches Handelsschiff handelt. Es ist das älteste Schiffswrack, das je in türkischen Gewässern entdeckt wurde.
Zur Entdeckung dieses Wracks waren mehr als fünf Jahre Nachforschungen und Analysen notwendig, die vom wissenschaftlichen Marineinstitut der Universität durchgeführt wurden und die Teil einer Bestandsaufnahme aller Schiffswracks in der Region waren, wie der türkische Nachrichtensender TRT Haber berichtet.
Der Forschungsleiter, Professor Abdurrahman Harun Özdaş von der Dokuz Eylül Universität erklärte, dass im Zuge dieser Forschungen bis zum jetzigen Zeitpunkt ein Team von 15 Forschern, u.a. Unterwasserarchäologen, Meeres-Geophysiker und -Biologen bereits über 100 Schiffswracks im Marmaris Hisarönü Golf entdeckt haben, neben über 20 Häfen, 25 Schiffsanlegeplätzen, 400 Ankern und unzähligen archäologischen Überbleibseln, die vom Bronzezeitalter bis zur Ottomanischen Herrschaftszeit datieren. Aber wie auch immer: diese neueste Entdeckung ist definitiv die Signifikanteste und historisch Wichtigste bis heute.
Ein minoisches Handelsschiff von Kreta
Das nun gefundene Schiffswrack war wohl ein Handelsschiff der Minoischen Zivilisation, die zwischen 3650 bis ca. 1400 vor Christus existierte. Nachforschungen haben ergeben, dass das Schiff ursprünglich auf Kreta beheimatet war und während eines Sturmes im Golf von Hisaronou gesunken ist. Derzeit befindet es sich in 40 Metern Tiefe unter der Meeresoberfläche.
Bis zu diesem aktuellen Fund galt das Wrack von Uluburun als das Älteste je in türkischen Gewässern gefundene. Dieses ist ca. 3300 Jahre alt und wurde in der Nähe von Kas, vor der südwesttürkischen Küste gefunden. Dieses Wrack beinhaltete eine der wertvollsten und größten Ansammlungen von bronzezeitlichen Artefakten, die jemals im Mittelmeer gefunden wurden. Es hatte mehr als 20 Tonnen Ladung an Bord und man glaubt, es handelte sich um eine königliche „Bestellung“ bzw. Lieferung. Über 18.000 einzelne Stücke wurden gesichert, darunter wertvolle Juwelen, luxuriöse Rohstoffe und sogar das goldene Siegel der Ägyptischen Königin Nefertiti. Diese Fundstücke konnten mindestens 7 verschiedenen Kulturen zugeordnet werden, darunter Mykener, Syro-Palästinenser (Vorfahren der Phönizier), Zyprioten, Ägypter, Kassiten, Assyrer und Nubier.
Die Herkunft dieser Artefakte legt die Vermutung nahe, dass die Ägäis im späten Bronzezeitalter Teil eines internationalen Handelsnetzwerkes war, was vielleicht seinen Ursprung in der Tradition der königlichen Geschenke-Zeremonie im Nahen Osten haben mochte. Zu diesem Zwecke segelten die Schiffe auf einer kreisförmigen Route im Mittelmeer, vom heutigen Syrien durch die Ägäis, manches mal sogar bis nach Sardinien und zurück „nach Hause“ über Nordafrika und Ägypten (und Kreta war bestimmt auch der ein oder andere Anlaufpunkt auf dieser Tour, Anm.d.Red.)
Bezüglich des aktuellen Fundes bestätigt Professor Abdurrahman Harun Özdaş, dass weitere Untersuchungen des Wrackes folgen werden – wissenschaftliche Tests und die Konservierung der gefundenen Artefakte werden im Museum von Bodrum durchgeführt.
Bleibt zu hoffen, dass sich wegen dieses Fundes die Griechen und die Türken jetzt nicht wieder in die Haare kriegen….
Quelle: chaniapost.eu
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