Warum Ouzo milchig wird, wenn man Wasser und/oder Eis hinzufügt, hatten wir ja schon vor einiger Zeit mal geklärt.
Was aber einen wirklich guten Ouzo tatsächlich ausmacht, wie, wann und mit wem er am Besten genossen wird und welche Geheimnisse er birgt – damit beschäftigt sich heute Stephan Orth im Spiegel Online. Ein wirklich lesenswerter Bericht! Aber schaut selbst:
Griechenlands Nationalschnaps Ouzo – Trinken ist Kunst
Aus Plomari berichtet Stephan Orth:
„Nicht die Griechen, sondern die Deutschen sind die eifrigsten Ouzo-Trinker der Welt. Doch was hierzulande auf den Tisch kommt, ist oft billiger Fusel im Vergleich zu den edlen Tropfen, die auf Lesbos destilliert werden. Eine alkoholische Entdeckungsreise – mit Profi-Tipps für den perfekten Drink.
Tisch und Tresen gleichen einem Schlachtfeld: halbvolle Ouzo-Gläschen, jede Menge kleine Teller mit Resten von Fleischbällchen, Gurkenscheiben und Feta-Käse. Eine Busladung amerikanischer Kreuzfahrttouristen hat soeben den Fabrikraum der Barbayannis-Destillerie auf Lesbos heimgesucht. Viele haben noch eben eine Flasche Afrodite oder Barbayanni Green gekauft, dann sind sie wieder abgerauscht, schnell weiter zur Olivenöl-Plantage, sie sind schon etwas spät dran.
Kein Grieche würde sich bei so einer Express-Verkostung wohlfühlen. Denn für die Einheimischen gehören zum Ouzo nicht nur Wasser, Eiswürfel und kleine Mezedes-Snacks, sondern vor allem viel Zeit. Und im Idealfall Meeresgeruch, eine langsam am Horizont versinkende Sonne und ein gutes Gespräch. Ouzo trinken ist kein Exzess, sondern eine Kunstform.
„Beim Ouzo geht es um gute Gesellschaft, um Entspannung“, erklärt Gyotis Frydas, blaues Poloshirt mit offenen Knöpfen, schwarze Lackschuhe. Er ist Mitarbeiter im Management von Barbayannis und heutiger Gastgeber der Bustouristen. Für ihn sind ausländische Besucher ein gutes Geschäft – ob sie Griechenlands Nationalgetränk wirklich verstehen, ist da Nebensache.
150 Jahre Familientradition
Seit 1860 wird bei Barbayannis Ouzo destilliert, in fünfter Generation ist das Unternehmen in Familienbesitz. Frydas‘ Frau Vagia Barbayanni und ihre beiden Brüder stehen derzeit an der Spitze. Die Belegschaft auf Lesbos besteht aus 16 Mitarbeitern, dazu kommen je fünf Außendienstler in Athen und Thessaloniki.
Barbayannis produziert in fünf archaisch anmutenden Kupferkesseln nicht nur einige der besten Anis-Spirituosen des Landes. Hier wurde auch das erste Ouzo-Museum eröffnet, mit 150 Jahre alten Destillieröfen, historischen Flaschen und jeder Menge Schwarzweißfotos. Seitdem kommen immer mehr Touristen hierher, wenn sie etwas über das Getränk wissen wollen, das in der kollektiven Wahrnehmung so untrennbar mit Griechenland verbunden ist wie Whisky mit Schottland und Wodka mit Russland.
Jede dritte Ouzo-Flasche, die auf den Markt kommt, ist lesbisch. Auf der Insel Lesbos stehen allein vier Destillerien im pittoresken Plomari, das damit quasi Welthauptstadt des Ouzo ist. Und ein Küstenort wie aus dem Griechenland-Bilderbuch obendrein: Im Hafen liegen bunte Fischerboote, am Hang weiße Häuser mit roten Dächern, an Tavernentüren trocknen die Tintenfische.
Genau die richtige Umgebung für einen geselligen Ouzo-Abend. Meeresfrüchte wie Kalamares oder Sardellen gehören traditionell dazu, meist werden auch Oliven, Feta-Käse und Tomaten gereicht. Wichtig ist bei allem reichlich Öl, so verträgt man den Alkohol besser.“
Wie Ouzo nach dem Originalrezept destilliert wird, ab wann ein Ouzo sich Ouzo nennen darf und was man zu Not auch sonst noch damit anfangen kann, lest Ihr dann hier weiter.