Griechische Bräuche: Musik und Tanz.

Ist die Stimmung in der Taverna auf dem Höhepunkt, greift man gern zu den Instrumenten, was im Ergebnis aber eher wie ein Ausdruck von Niedergeschlagenheit, ja, Depressivität klingt.

Natürlich kann man sich bei Volltrunkenheit besser herausreden, wenn man eine respektable Uniform trägt. Ob die griechischen Ursprungs ist, prüft sicher niemand nach (höchstens Griechen). Dafür ist zum Teil die bipolare Veranlagung des klassischen Griechentums verantwortlich, im Moment der größten Freude auch denen zu gedenken, die im Moment nur griechischen Salat zu essen haben.

Diese quasi altruistisch-gutmenschliche Haltung gründet auch in der islamischen Musik während der zahlreichen langen Phasen der Gastfreundschaft, die dem befreundeten Volk der Türken geleistet wurde. Deren durch Themen wie unglückliche Liebe, Sehnsucht, Nichtsex, Tod und Verzweiflung bestimmte Musik gilt immer noch als der stärkste Faktor bei der fortwährenden Suche nach der musikalischen Identität und legt sich wie ein schwarzes Tuch über das Volk der Trinkfesten und Feierfröhlichen.

Ambivalent angelegt wird im Text eines typischen griechischen Liedes also von eroberten Jungfrauen, gutem Sex und literweise Rotwein fabuliert und es hört sich an, als sei gerade die Ehefrau plus Kinder mit dem besten Freund durchgebrannt, zusätzlich eine tödliche Krankheit diagnostiziert und die staatliche Rente erst ab 55 beschlossen worden. Durchgehend lustige Stücke sind da eher von entfremdeten Sängern im Ausland zu hören, die aber mittlerweile nun komplett von ihrer Vergangenheit leben (s. Demis Roussos), wenn sie nicht als ausgestopfter Botox-Adonis im Dschungel verschlissen werden (s. Costa Cordalis).

Einzig Happysongsingerin Nana Mouskouri („Guten Morgen, Sonnenschein“, „Weiße Rosen aus Athen“) strahlt mit einem überlegenem Lächeln wie ein ewiges Feuer über der Akropolis in die musikalische Welt hinaus. Allerdings ging es 1959 erst richtig mit der Karriere los, als sie Buddy Hollys Brille auf einer Auktion ersteigert hatte. Die Investition hat sich ausgezahlt.

Ist die Stimmung dann wirklich auf dem Höhepunkt, hat man sich ein Tischtuch um die Schultern (Demis Roussos) gelegt oder Papas Hornbrille auf die Nase gesetzt, werden die Bazookas bis auf die des Nüchternsten beiseite gelegt. In diesem Stadium erhält dieser seltsame Ritus pragmatische Züge: Man hat noch den Heimweg vor sich, ist aber zu betrunken, um ihn allein zu bewerkstelligen.

Man möchte aber nicht durch einen „Seemannsgang“ auffallen, wenn man Land unter den Füßen hat. Die Lösung der Verlegenheit: Es bildet sich eine mehr oder minder lange Reihe von „Leidensgenossen“, die sich gegenseitig in den Arm oder an die Hand nehmen und lauscht der Schrittvorgabe durch den Bazooka-Spieler.

Erst vor kurzem konnte die seit Jahrtausenden bestehende Erkenntnis, dass akkustische Signale deutlich vor optischen erkannt werden, in der Schlaganfallnachsorge medizinisch bestätigt werden. Selbst lange Reihen stellen auch bei eng begrenzten Örtlichkeiten keine Probleme dar – weder technische, noch logistische (Nachschub) – da die geschlossene Kette um 360 Grad drehbar ist. Dieser Torkelreigen findet als seitlich geschrittene Polonaise letztlich jeden Ausgang. Das nennt man dann Tsatsiki.

Quelle: Stupidedia.org

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