Pit erzählt…. Vorfreude auf Paleochora.

Vorfreude auf Paleochora

Es ist schön, wenn man etwas geschrieben hat und zufrieden auf sein Werk blicken kann.

Schon lange hatte ich mich mit dem Gedanken getragen, die Geschichte über eine fünzigjährige Freundschaft aufzuschreiben. Eine Geschichte, die sich hauptsächlich vor und hinter dem Eisernen Vorhang abspielte, ein Dokument ost-westlicher Zeitgeschichte. „Ein Loch im Zaun“, so sollte der ursprüngliche Titel heissen. Mein Freund Radek aus Tschechien und ich aus Deutschland hatten immer ein solches Loch im Zaun, und schließlich haben wir dann die Öffnung der Grenzen erlebt.

Wie muss es den Flüchtlingen heute ergehen, die nach einem solchen Loch im Zaun und nach Freiheit und Sicherheit suchen. Solche Gedanken sind wieder aktuell. Wir dürfen uns der Not der Flüchtlinge nicht verschließen, dabei jedoch nicht vergessen, dass es auch in Europa Stellen gibt, wo Not herrscht.

Hier denke ich an die Notlage im Health Center in Kandanos, und damit kommt eine Verbindung zu meiner anfangs erwähnten Geschichte zustande.

kandanos-kirche
Die Kirche von Kandanos

Eines der fertiggestellten Exemplare habe ich meiner Schwägerin geschenkt und dabei auch meinen Schwager getroffen. Mit ihm habe ich über die Notlage von Menschen gesprochen und ihn auch auf das Health Center in Kandanos aufmerksam gemacht und über meine Bereitschaft gesprochen, dafür unter Freunden, Verwandten und Bekannten zu sammeln. Spontan hat mir Joachim eine Spende für Kandanos zugesagt. „200 €“, ich war total überrascht. Aber so ist mein Schwager, da, wo es notwendig ist, springt er ein.

Menschen wie du und ich, denen gilt sein und unser Mitgefühl und seine und unsere Hilfe. Ob in Nepal, in Griechenland oder Deutschland. Nepal deswegen, weil wir auch dort Freunde haben, die in Not geraten sind, sogar in Paleochora fand ich im Frühjahr eine Sammeldose mit der Aufschrift „Für Kinder in Nepal“.

Jetzt habe ich eine „Sammeldose“ für das Krankenhaus in Kandanos.

Jeder Euro zählt und bei vielen Menschen habe ich das Gefühl, dass sie gerne spenden. Über Ländergrenzen hinweg schafft das Solidarität und die Grundlage für ein friedvolles Miteinander. Das verhindert einen unheilvollen Egoismus, wie er gerade jetzt in all der Flüchtlingsproblematik wieder als nationaler Egoismus spürbar wird. Egoismus grenzt ab und verhindert ein sinnvolles Miteinander.

„Ich, Ich, Ich……! Wir, Wir, Wir……..! Das kann es doch nicht sein.

Gerade meine 50jährige Freundschaft hat mir gezeigt, dass ich das, was ich vor vielen Jahren aus Überzeugung gegeben habe, auch wieder zu mir zurückgekommen ist. Mit dem Gefühl, dass sich meine Sammeldose langsam füllt, habe ich dann meine Freunde in ihrer Buchhandlung aufgesucht.

Die Buchhandlung „Rübezahl“ ist für mich ein ganz besonderer Ort, urgemütlich in einem restaurierten Fachwerkhaus. Ein runder Tisch lädt zum Verweilen ein, frischer Kaffee ist stets griffbereit. Bücher ringsum, dazu die große Holzschnitzfigur vom Rübezahl und einige Fotos mit Stadtmotiven:

Inspiration pur und das richtige Ambiente für gute Gespräche am runden Tisch.

Hier treffen sich ehemalige Lehrerkollegen und ehemalige Schüler, Zeitungsschreiber und Schriftsteller, Literaturliebhaber und Musikfans,
Naturliebhaber und Stubenhocker. Über Literatur, Sport, Stadt- und Europapolitik wird diskutiert. Auch die Beiträge von Radio Kreta finden hier ihre Zuhörer.

Den „bemerkenswerten Brief an die Bundeskanzlerin“ von Ioannis Papanikolau, den Jörg am 10. September gebracht hat, haben wir aufmerksam gelesen und besprochen. Über mir bekannte Notstände auf Kreta habe ich berichtet. Alles bleibt sachlich an unserem Tisch, denn als Schüler haben wir ja alle einmal für die griechische Kultur geschwärmt.

Von meinem Platz am runden Tisch habe ich einen guten Blick auf das Bücherregal zu meiner linken Seite. „Linke Seite“, das ist gut, denn hier stehen die Bücher, die mich den Ansichten von Tsipras nahe gebracht haben:

„Kapital – Macht – Politik“
„Die Zerstörung der Demokratie“
„IWF-Raubzug des Jahrhunderts“

„Wollen wir es wirklich so weit kommen lassen, dass nur noch das Kapital Politik macht“, das ist der Tenor der Bücher, die im Tectum Verlag Marburg, 2014, erschienen sind. Ich habe mit Interesse die Bücher gelesen und mich an meine Studentenzeit erinnert, als wir als Mitglieder im Sozialistischen Hochschulbund für eine gerechte Gesellschaftsform gestritten haben. Jetzt im Alter bin ich stolz darauf, dass ich mich in all den Jahren nicht verbogen habe, und dass meine solidarische Gesinnung noch immer durchschlägt.

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Das Märtyrerdorf Kandanos

In Paleochora, in unserem kleinen Hotel, treffe ich Menschen mit der gleichen Einstellung, eine Keimzelle für ein solidarisches Europa. Ich persönlich nehme diese Gedanken überall hin mit und verbreite sie unter Freunden und Bekannten. So fängt es an und so muss es stetig weitergehen!

Ich freue mich auf Paleochora,
Pit

Nützliche Infos: Hilfe für das Health Center Kandanos. Die Schlacht um Kreta – Historische Notizen.

Interessant: „Der bemerkenswerte Brief an Angela Merkel.“