Da wohnt man nun seit langem dauerhaft auf Kreta und wird immer noch positiv und negativ überrascht. Positiv meist von den Einheimischen, negativ dann eher von den „Zugereisten“, die gerne auch mal Rechte für sich in Anspruch nehmen wollen, die ihnen allerdings so gar nicht zustehen.
Denn welche Rechte will man für sich in Anspruch nehmen, wenn man weder auch nur ein Wort der Sprache spricht, sich mit den lokalen Gegebenheiten wie Feier- und Namenstagen so gar nicht auseinandersetzen will, hier eigentlich nur seine Rente oder das „Sabbattical-Gehalt“ billig verprassen und auch die gastfreundlichen Traditionen (kerasmeno apo emena – von mir ausgegeben) so gar nicht kapieren will und mit einem „ist doch suupiiii, da können wir ja für „umme“ trinken!“ gerne annimmt.
Solche Situationen erleben wir – leider – in letzer Zeit, selbst jetzt im „tiefsten kretischen Winter“, immer öfter und bleiben deswegen immer öfter zu Hause, statt gemütlich bei Haris & Co. eben mal einen Kaffee (ist WICHTIG!!!), Saft oder Aperitif zu nehmen.
Um so schöner war es vorgestern beim „Raki Festival“ in Kandanos, wo es gar nicht so sehr um besagten Raki ging, sondern viel mehr um die Gesellschaft. Wir waren nur zwei der wenigen anwesenden Ausländer – geduldet und sogar willkommen inmitten der lokalen Kreter – und wir hatten einen Riesenspaß. Der fing bereits am „Eingang“ zu besagtem Festival statt – es gab Raki, geröstete Kastanien und kleine Äpfel – natürlich mal wieder mit dem Hinweis darauf, dass man das Rakiglas doch bitte behalten möge, da es drinnen noch jede Menge „refill“ gäbe…. Wir gehorchten demütig 😉
Drinnen dann, nachdem wir die 12,- Euro Eintritt pro Person bezahlt hatten, gab es Essen und Getränke satt. Auf jedem Tisch standen jeweils eine 1,5-Liter-Flasche Wasser und Wein und ein kleines Fläschchen Raki – um Nachschub brauchte sich keiner zu sorgen, denn der kam schneller, als man austrinken konnte. Noch dazu das Essen. Erst mal Pilafi – den legendären „Hochzeitsreis“, dazu Ziege satt. Später gab es dann auch noch Schweinefleisch mit Kartoffeln und auch der obligatorische Salat durfte nicht fehlen. Und natürlich zum Nachtisch der extra vom lokalen Popen gesegnete Kuchen….
Hier spielt die Musik
Mein persönliches Highlight waren allerdings weder Essen noch Raki, sondern zwei Mädels im besten Teenie-Alter. Beide wunderhübsch und superfreundlich, die mit ihren ebenfalls sehr freundlichen Eltern kamen. Neben uns waren noch ein paar Plätze frei und die zwei „Koukles“ (auf griechisch und ganz lieb gemeint heißt das einfach „Puppen“) fragten uns nicht etwa, wie in Deutschland üblich: „is hier noch frei?“, sondern „stört es Euch, wenn wir Euch Gesellschaft leisten?“ (Σας νοιάζει αν σας κάνουμε παρέα;). Natürlich störte es uns nicht und wir hatten einen noch wirklich schönen Nachmittag mit unseren neubekannten Tischnachbarn in guter Gesellschaft – kali parea (καλή παρέα).
Radio Kreta – Kleine große Unterschiede.