Es gibt ein altes griechisches Sprichwort, das da sagt „Ouzo bringt Geist in´s Leben“ und auch im modernen griechischen Lebensstil ist er – gepaart mit Essen, Musik und lebhafter Konversation – ein nicht wegzudenkender Bestandteil jeglicher „Kali Paréa“ (καλή παρέα) – der guten Gesellschaft.
Ein Gläschen Ouzo (oder zwei) ist perfekter Begleiter zu fast allen Mezé – also der typisch griechischen „Appetithäppchen“ – und dieser und jene (also Ouzo und Mezé) schaffen zweifelsohne jede Menge „Kefi“ (Κεφι – zu deutsch: Frohsinn). Und darum geht es ja schließlich!
Manche sagen, das Trinken eine Kunst ist, während andere es als „Lebensstil“ bezeichnen. Naja, kommt immer auf die Menge und Konzentration an…. Heute jedenfalls stellen wir Griechenlands wohl bekanntestes Getränk ins Rampenlicht, wie es auch die „chaniapost“ neulich getan hat.
Ouzo ist grundsätzlich ein Aperitif mit Anisgeschmack, der von Menschen aller Altersgruppen konsumiert wird, vor allem, wenn man mit Familie und Freunden in einer Taverne, Kafenio oder – Nomen est Omen – einer Ouzeri sitzt.
Auch bei den griechischen Karten- und Tavli-Spielern ist Ouzo sehr beliebt. Das Getränk soll das Glück fördern. Die griechische Jugend hingegen versucht ihr Glück lieber im Internet. Glück ist eben auch Geschmacksache.
Hergestellt wird das Getränk aus den Nebenprodukten der Trauben, die nach der Weinbereitung verwendet werden (hauptsächlich Häute und Stiele – besser bekannt als Trester). Er wird zu einem hochprozentigen alkoholischen Getränk destilliert, das hauptsächlich mit Anis aromatisiert wird, was ihm einen unverwechselbaren Lakritzgeschmack verleiht. Andere Kräuter und Gewürze werden oft auch noch hinzugefügt, um den Geschmack zu verbessern – aber jeder Hersteller behält natürlich sein Rezept als ein streng gehütetes Geheimnis für sich.
Aber Ouzo ist nicht gleich Ouzo!
Sowohl die Qualität des Destillationsprozesses als auch die verschiedenen hinzugefügten Aromen machen jeden Ouzo unterschiedlich im Geschmack – nur das Anis-Aroma haben alle gemeinsam.
Der Genuss dieses Getränkes gilt kulturelles Ritual in Griechenland, aber es gibt viele Ge- und Verbote, wenn es darum geht, Griechenlands National-Getränk zu verzehren! Erstens sollte Ouzo niemals im Kühlschrank aufbewahrt werden – wenn man es, vor allem als Aperitif bei sommerlichen Temperaturen – dennoch schön kalt genießen will, sollte man vor dem Servieren ein oder zwei Eiswürfel in ein hohes, schmales Glas geben, um den Ouzo auf eine angenehme sommerliche Trinktemperatur herunter zu kühlen.
Außerdem ist Ouzo – wie übrigens auch alle anderen alkoholischen Getränke – nicht dazu gedacht, auf nüchternen Magen konsumiert zu werden und wird vorzugsweise mit den typischen „Mezedakia“ begleitet, die meist aus Oliven, Feta-Käse, Sardellen, Oktopus, Brot, Sardinen und anderen leichten Gerichten bestehen.
Ouzo soll seine Wurzeln im nicht weniger famosen „Tsipouro“ (Tresterschnaps) haben, der der Legende nach auf eine Gruppe von Mönchen aus dem 14. Jahrhundert zurückgeht, die in einem Kloster auf dem Berg Athos lebten.
Die moderne Ouzo-Destillation begann zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit der Produktion auf der Insel Lesbos – gleich nach der Unabhängigkeit Griechenlands. Im Jahr 1932 entwickelten Ouzo-Produzenten eine Destillationsmethode mit Kupferdestillierapparaten, die heute die Standardmethode der Produktion ist.
Echter Ouzo kommt aus Hellas
Im Jahr 2006 erwarb die griechische Regierung exklusive Rechte an dem Namen, was heißt, dass ein mit Anis versetzter Tresterschnaps, der nicht in Griechenland hergestellt wurde, nicht den Namen „Ouzo“ tragen darf.
Griechischer Ouzo ist aber – wenn nicht grade mal „pur“ konsumiert – auch sehr vielseitig verwendbar und in vielen typischen griechischen Gerichten enthalten. Meistens in Fisch- oder Meeresfrüchterezepten, aber auch in Desserts, weil er einfach diesen einzigartigen Anisgeschmack gibt.
Was kaum einer weiß: Ouzo heilt auch von aussen!
Ouzo wird auch für medizinische Zwecke verwendet, er wird oftmals als eine Form von Antiseptikum auf Wunden angewendet. Erkältungen und Geschwüre sollen auch mit einem warmen Ouzo-Getränk behandelt werden, am Besten direkt vor´m zu Bett gehen. Und jede griechische Oma kennt den Trick, Ouzo bei den ihr anvertrauten Babys zu anzuwenden, z.B. beim Gurgeln bei Halsschmerzen oder Geschwüren im Mund. Gegen Muskelkater kann man angeblich auch die malträtierten Muskeln oder Gelenke mit Ouzo einreiben oder sein den Bauch massieren, um Krämpfe zu lindern. Aber vielleicht helfen auch ein oder zwei Gläschen „intus“ genauso gut….
Bleibt oft noch die Frage, warum Ouzo, der doch so kristallklar in der Flasche steht, unter Zugabe von Eiswürfeln oder kaltem Wasser so milchig-trüb wird. Auch dafür haben wir die Antwort….
Meist wird der eisgekühlte Anisschnaps im Sommer verzehrt – so ein Grieche kann sich stundenlang an einem Glas festhalten, sich entspannt auf seinem Kafenion-Stuhl zurücklehnen, die dargereichten Mezé sowie die sich sicherlich mit der „paréa“ entspannende Diskussion genießen. Ein Ouzo ist nun mal kein Getränk, das dazu bestimmt ist, es hektisch zu verzehren.
Jeder Schluck inclusive der dazugereichten Häppchen wird genossen – so genießt man den wahren griechischen Geist!
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