Der Urlaub auf Kreta ist gebucht – fragt sich nur, ob man sprachlich dort zurechtkommt. Jeder möchte wissen, wie man in der Landessprache einen guten Morgen wünscht oder im Restaurant ein Bier bestellt und gerne möchte man auch ein paar Happen vom Gespräch der Einheimischen am Nachbartisch aufschnappen.
Grundlegende Sprachkenntnisse können sogar lebenswichtig sein, wenn man plötzlich einen Arzt oder andere Hilfe braucht.
Natürlich lernt man eine Sprache am Besten vor Ort, also im Land selbst, aber gewöhnlich ist kein Urlaub lange genug, um sich wirklich brauchbare und umfassende Sprachkenntnisse anzueignen. Also lernt man die Sprache entweder nach der „Salamitaktik“ – in jedem Urlaub ein bisschen was dazu – oder man setzt sich in Eigenregie zu Hause auf den Allerwertesten und büffelt im stillen Kämmerlein, bei der Volkshochschule oder beim Privatlehrer, der idealerweise ein Muttersprachler sein sollte.
Diese Kurse haben nun aber leider den Nachteil, dass man sie meist nicht flexibel gestalten kann, da sie an einem (oder mehreren) bestimmten Tag(en) zur festgesetzten Uhrzeit stattfinden und man ja hin und wieder nicht rechtzeitig aus dem Büro kommt, Tante Ursel an dem Tag Geburtstag hat, die Tochter krank im Bett liegt, oder wie einem das Leben sonst noch so immer mal wieder in die Pläne und guten Vorsätze reingrätscht.
Flexibler sind da natürlich Privatstunden für Griechisch Nachhilfe im Einzelunterricht (auch gerne Online), aber auch sehr viel kostenintensiver. Der Vorteil eines Gruppenkurses ist natürlich die gegenseitige Motivation der Kursteilnehmer – man will sich ja auf keinen Fall eine Blöße geben. Allerdings hängt der Lernerfolg auch hier, wie so oft, am schwächsten Glied der Gruppe, was einen persönlich schon frustrieren kann (sofern man nicht selbst besagtes schwächstes Glied ist…).
Also – was tun? Wie kann ich nach meinem Rhythmus, in meinem Tempo, gemäß meiner Interessen und Motivation eine neue Sprache lernen bzw. meine bisherigen Kenntnisse erweitern? Und zwar wann und wo ich will?
Die Lösung liegt im Netz
Das Internet ist zum Glück voll mit Sprachhilfen für Griechenland-Reisende. Sie helfen direkt vor Ort, machen den Urlauber aber auch schon vor der Reise mehr oder weniger sprachfit. Ganz wichtig: Griechisch hat ein eigenes Alphabet. Deshalb sollte man seinem Smartphone oder Tablet eine griechische Tastatur hinzufügen. Nur dann kann man selbst griechische Wörter eintippen und übersetzen lassen.
Bei der Suche nach Straßennamen und Ortschaften ist die griechische Tastatur sogar unentbehrlich! Bei iOS-Geräten sucht man über „Einstellungen“ den Punkt „Tastatur“ und klickt auf „Tastatur hinzufügen“. Bei Android-Geräten muss man über den Punkt „Einstellungen“ nach der Unterrubrik „Sprache und Eingabe“ suchen. Über ein Symbol auf der Tastatur kann man nach der Installation blitzschnell zwischen Deutsch und Griechisch wechseln.
Vorbereitung ist die halbe Miete
Die Frage ist natürlich, wie man die griechischen Buchstaben eigentlich ausspricht. Einige Sprachinstitute erklären die Aussprache auf ihrer Website. Praktisch sind auch Sprachseiten mit Urlaubs-Wörterbüchern. Die dazugehörige Lautsprache ist in leicht lesbaren lateinischen Buchstaben gehalten. Auch der „Google Übersetzer“ – als Website und als App verfügbar – ist bei den ersten Basis-Übungen sehr hilfreich. Über das Lautsprecher-Symbol kann man sich jedes Wort und jeden Buchstaben vorsprechen lassen. Mittlerweile existieren zahlreiche Alternativenzum Google-Translator. Außerdem gibt es kostenfreie Apps für iOS und Android, mit denen man sehr schnell die wichtigsten Wörter und Sätze lernt. Wer sich auf Kreta wenigstens ein bisschen in der Landessprache verständigen möchte, sollte spätestens vier Wochen vor dem Urlaub mit den Übungen beginnen.
Man kann allerdings noch so viel geübt haben – im wirklichen Leben ist alles anders! Einheimische sprechen schneller, haben eigene Wortschöpfungen und ihre Aussprache ist häufig von lokalen Dialekten geprägt. Manchmal entfallen einem selbst alle so sorgfältig gebüffelten und theoretisch abrufbereiten Vokabeln und man weiß nicht mehr, was man eigentlich sagen wollte. Kein Grund zur Panik! Zum Glück gibt es heute Apps für alle Lebenssituationen. Praktisch ist hierfür natürlich wieder der „Google Übersetzer“. Wenn man der App den Zugriff auf das Mikrofon erlaubt, übersetzt sie sogar Gesprochenes. Tipp: Damit die App auch dann funktioniert, wenn es keine Internetverbindung gibt, sollte man vor der Reise die Offline-Version für Griechisch/Deutsch downloaden.
Die Verständigung ausschließlich dem „mobile device“ überlassen?
Aber diese Möglichkeiten sind u.E. nur halbgare Notlösungen – und wirklich kommunikativ ist es ja nicht, wenn man mit locker plaudernden Griechen am Tisch sitzt und dauernd verzweifelt auf dem I- oder Smartphone rumwischt, um sich wenigstens irgendwie einzubringen. Denn hat man endlich mitbekommen, um welches Thema die Konversation der griechischen Freunde eigentlich geht und sich dementsprechend seine geistreichen Einbringungen auf Griechisch übersetzt, sind die hellenischen Kumpel meist bereits schon wieder zu einem anderen Thema weitergehüpft.
Unser Favorit: zu Hause lernen – im Urlaub quasseln, wie einem der Schnabel gewachsen ist. Denn auch bei diesen improvisierten sprachlichen Hilfsmitteln bleibt nachweislich nicht lange was hängen – spätestens im nächsten Urlaub kann man wieder bei Null anfangen. Es sei denn, man tut aktiv etwas in der Zwischenzeit.
Um die Hürden der zeitlichen Restriktionen und evtl. auch der Kosten erfolgreich zu nehmen, bieten sich auch in der urlaubsfreien Zeit viele Möglichkeiten an. Und wo? Natürlich im Netz!
Online Sprachen-Portale gibt es mittlerweile viele, die heißen dann Babbel, Scoyo, Sofatutor, Langenscheidt oder Goethe-Institut u.v.m – hier ist es nur wichtig, dass Ihr Euch bereits im Vorfeld von der Seriosität des jeweiligen Anbieters auseinandersetzt. Aber auch hierfür bieten verschiedene Online-Bewertungsportale eine valide Entscheidungshilfe.
Und da sind wir schon bei einer der wichtigsten Fragen angelangt, die auf jeden Fall beantwortet werden sollte, bevor man sich für irgendeinen Online-Sprachkurs entscheidet – egal, für welches Portal man sich entschieden hat. Und zwar bei der Frage:
Wo stehe ich eigentlich?
Bin ich blutiger Anfänger, kann ich schon was und wenn ja, wieviel, bin ich fortgeschritten, brauche ich einfach nur Auffrischung? Hier ist der Gemeinsame Europäische Referenzrahmen ein prima Anhaltspunkt. Anhand der GER-Klassifikation könnt Ihr nämlich ganz leicht ermitteln, auf welchem Level Ihr in den Online-Sprachkurs einsteigen solltet.
Besagter Gemeinsamer Europäischer Referenzrahmen umfasst folgende Levels:
- A: Elementare Sprachverwendung
- B: Selbständige Sprachverwendung
- C. Kompetente Sprachverwendung
Diese Levels sind nochmals in insgesamt 6 Stufen des Sprachniveaus unterteilt, die Ihr gerne im Internet recherchieren könnt.
Welcher Lerntyp bin ich?
Die beim Lernen beteiligten Sinnesorgane sind von Person zu Person unterschiedlich stark ausgeprägt. Am besten probiert man mehrere Lernmethoden aus und beobachtet sich selbst dabei, um herauszufinden, bei welcher Lernmethode man den größten Lernerfolg verzeichnen konnte, mit welcher Methode man sich am Wohlsten fühlt. Hört sich jetzt ganz leicht an, aber meist ist die Sache nicht schwarz oder weiß, sondern hat ein poppiges Mausgrau, sprich: man ist ein Mischtyp. Aber auch dafür gibt es Unterstützung im Netz, und zwar in Form von Tests, die herauskristallisieren, welcher Grundlerntyp man ist und welche Lernmethoden ergo am geeignetsten sind.
Man sollte beim Lernen nach Möglichkeit darauf achten, so viele Sinne wie möglich anzusprechen und sich nicht auf nur ein Sinnesorgan zu beschränken. Denn je mehr Wahrnehmungsfelder in Gehirn gleichzeitig aktiv sind, umso mehr Verbindungen werden mit dem Lernstoff hergestellt, wodurch dieser später leichter abrufbar ist. Es ist empirisch erwiesen, dass die Erinnerungsquote deutlich ansteigt, je mehr Sinne am Lernprozess beteiligt sind.
Wie kann sowas aussehen?
Beim Sprachen lernen geht es sicherlich am häufigsten darum, ob man ein eher visueller oder auditiver Lerntyp ist. Die Haptik (das Anfassen) entfällt hier meist, es sei denn, man pflegt einen sehr emotionalen Kontakt zu seinem PC oder Smartphone… 😉 Eine große Hilfe beim Erlernen einer Sprache stellen sicherlich Emotionen dar, weswegen auf vielen Online-Sprachen-Portalen ein Mix aus lesen, schreiben, stupide Vokabeln büffeln, Musik hören oder Filme in der entsprechenden Sprache zu schauen (und versuchen, den Text zu verstehen) empfohlen wird. Was uns emotional berührt, bleibt immer hängen!
Wie ist das mit der Motivation?
Motivation spielt in allen Lebenssituationen eine sehr wichtige Rolle, da sie ausschlaggebend dafür ist, mit wie viel Begeisterung wir eine Handlung ausführen, bzw. ob wir sie überhaupt ausführen. Gerade beim eigenständigen Lernen ist das sehr wichtig.
So weit, so gut. Aber was tue ich, wenn ich grade mal im Demotivationsloch feststecke, der nächste Griechenlandurlaub noch gefühlte Lichtjahre entfernt ist und alle anderen grade draußen beim Grillen sind?
Zunächst – am Besten vor Beginn des Sprachkurses – sollte man sich die zentrale Frage stellen, warum man überhaupt eine Sprache lernen mag. Am Besten macht man sich eine kleine Liste und schreibt die verschiedenen Beweggründe auf – idealerweise in tabellarischer Form mit „Vorteile“ und „Nachteile“. Sicherlich werden die Vorteile überwiegen!
Aber wie auch immer: das zentrale Thema ist „Wollen, nicht müssen!“
Es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen
Gerade die ersten Schritte beim Erlernen einer neuen Sprache sind sehr heikel. Viele Fehler und mehrmalige Rückschläge können schnell dazu beitragen, dass man den Glauben an sich selbst verliert. Ist die Motivation einmal im Keller, ist es schwer sich wieder dazu durchzuringen es noch ein weiteres Mal zu versuchen.
Aber da hilft einfach Großzügigkeit und Milde – und zwar sich selbst gegenüber. Es werden eben nun mal Fehler gemacht. Allen anderen ergeht es genau so! Vielleicht ein schwacher Trost, aber hat man nicht schließlich selbst auch irgendwann mal begonnen, die ersten Worte in der Muttersprache daherzustammeln? Und wer das jetzt gerade lesen kann, ist soffensichtlich kein Analphabet, hat also auch damals nicht aufgegeben. Warum jetzt?
Noch ein Tipp: siga-siga! Immer mit der Ruhe – kleine Zwischenziele wirken Wunder! Und wenn eines dieser Zwischenziele erreicht ist, gibt´s darauf dann einen Ouzo und morgen geht´s hochmotiviert weiter!
Abwechslung ist wichtig
Eintönige Arbeit macht niemandem Spaß. Deswegen sollte man versuchen, möglichst viel Spannung und Abwechslung in den Lernprozess zu bringen. Dafür stehen z.B. interaktive Lernplattformen zur Verfügung, auf Youtube, Vevo und anderen Plattformen kann man Musiktitel und Videos zum Abruf bereit (mit und ohne Untertitel) – oder man kann zur Abwechslung einfach mal einen kurzen Text in der Fremdsprache lesen. Dabei ist egal, ob man nur jedes zweite Wort verstehst. Das wären schon 50%! Wow!!!
Mach mal Pause
Egal was man macht – irgendwann ist es genug. Es gibt kein Spiel auf der Welt, dass einem durchgehend Spaß macht. Irgendwann wird alles langweilig – zumindest für eine gewisse Zeit. Man sollte sich also nicht dazu zwingen weiterzulernen, auch wenn man eigentlich keine Lust oder Kraft mehr dazu hat oder sich einfach nicht mehr konzentrieren kann.
Es ist viel effektiver, einfach eine (kurze) Pause einzulegen und sich später, am nächsten oder übernächsten Tag wieder mit dem Stoff zu beschäftigen. Ein kurzes Telefonat oder ein kleiner Spaziergang an der frischen Luft können da schon wahre Wunder bewirken. Und die Augen, die bei einem Online-Kurs ja nun mal mehr oder weniger permanent am Bildschirm „kleben“, werden für die kleine oder größere Auszeit auch dankbar sein. Vom Hirn mal ganz abgesehen!
Lerne dann, wenn dein Biorhythmus dafür bereit ist. Und wenn man halt um Mitternacht am Aufnahmefähigsten ist, dann lernt man halt dann! Wichtig ist, dass man sich wohl dabei fühlt!
Ratsam ist es auch, den gesamten Stoff zunächst in mehrere kleine Teilgebiete zu strukturieren und diese Schritt für Schritt durchzugehen. Nach jedem Teil macht man eine kleine Pause machen und bereitet sich so mental auf das nächste Thema vor.
Oder einfach mal griechisch im Urlaub auf Kreta lernen.