Leben auf Kreta: Niemals ohne Musik.

Nun sind wir ja schon rein beruflich bzw. aus Berufung intensiv mit der griechischen und kretischen Musik befasst – aber normalerweise braucht es gar nicht diesen Hintergrund, um von dieser Musik in den Bann gezogen zu werden. Musik ist ein fester Bestandteil des kretischen Lebens, und zwar nicht nur zu Feiern und großen „Events“, sondern auch ganz normal im Alltag.

Gerne kommen dann auch mal „Stand-up“-Einlagen zum Zuge, wenn einfach ein paar musizierfreudige Menschen aufeinander treffen, ihre Instrumente entweder dabei haben, von der Wand des jeweiligen Kafenions abhängen und kurzfristig ausleihen, oder kurz mal nach Hause flitzen, um ihr „Werkzeug“ von dort zu holen.

Da kommen dann meist traditionelle Weisen zum Zuge – und jeder, egal ob jung oder alt, kennt Melodie und Text – und alle singen mit. Die meisten sogar mit erstaunlich wohlklingenden Stimmen. Das sind immer wieder ergreifende Situationen, sind doch wirklich alle – sowohl Musiker, als auch Zuschauer – mit Herz, Seele und echter Inbrunst dabei.

Kreta ist Musik.

Ich erinnere mich noch genau, wie es mir bei meinem ersten Kreta-Besuch ging. Ich wurde am Flughafen in Heraklion vom späteren Ehegatten abgeholt und wir trödelten gen Süden, nach Tsoutsouras, wo der heutige Scheffredakteur damals sein Domizil hatte. Natürlich dudelte Musik im Autoradio – naja, mit gewissen Störungen, da;auf dem Weg in den Süden nicht überall Empfang herrschte, aber das war mir eh egal, war ich doch viel zu aufgeregt und von der Natur, den Serpentinen und dem rasanten Fahrstils meines Chauffeurs in den Bann geschlagen.

Unbeabsichtigte Liebeserklärung

In den nächsten Tagen jedoch lernte ich einiges an griechischer Musik kennen. Nie zuvor gehörte Lieder in einer Sprache, von der ich kein Wort verstand, die mich aber ganz tief im Herzen berührte. Mein erster Kontakt mit der modernen griechischen Musik hatte ich übrigens über Haris Alexiou – wohl die beste Möglichkeit des Einstiegs. Ihre CD dudelte im Auto rauf und runter, wenn wir losfuhren, war es immer Lied 7, das wir als erstes hörten – Synavlia ( Συναύλια). Ich hörte immer so genau hin, wie irgend möglich – und schaffte es tatsächlich, auch einige Worte zu identifizieren, natürlich ohne zu wissen, was sie bedeuteten.

Also fragte ich den späteren Ex-Verlobten „sag mal, was heißt eigentlich <thelo na sto po poso s’agapao>“? Woraufhin er sich schier schlapp lachte, waren wir mit unseren gegenseitigen Sympathiebekundungen doch noch nicht ganz soweit gelangt (es heißt nämlich: „ich möchte dir sagen, wie sehr ich dich liebe!“. Na gut, dann wusste ich das auch und konnte dann zumindest diesen Liedabschnitt schon mal mitträllern.

Greek Rock geht auch

So ruhig, so melodisch, so zärtlich und sanft – und selbst wenn es mal flotter oder gar „rockiger“ wurde, spürte ich nie auch nur ansatzweise eine Aggressivität. Es waren dann halt nur ein paar Bässe mehr und die ganze Sache hatte mehr Tempo – an meinem ersten gefühlvollen, zärtlichen und leidenschaftlichen Eindruck der griechischen Musik hat sich bis heute nichts geändert. Und zwar egal, ob gerappt, gerockt oder es auch sonst wie mal live etwas wilder zugeht.

Auffällig ist, dass die meisten Lieder viel länger sind als „normale“ Songs, was auch manchmal an dem oft über 1 Minute lang dauernden (meist instrumentalen) Intro der Lieder liegt. Durchschnittslänge eines griechischen Liedes ist 5-6 Minuten, es darf aber auch gerne mal länger sein. Und nervt dabei gar nicht – meistens wünscht man sich, dass es irgendwie gar nicht mehr aufhört.

Musik mit Humor

Auch schön ist, dass durch die Musik oftmals durchaus auch der den Griechen ganz eigene Humor zum Ausdruck kommt – und der Hang dazu, alles Mögliche und Unmögliche einfach zu verulken. Ob es ein gerapptes Weihnachtslied ist (siehe „Ta chrisougenna simainoun“ von den Chaoten von Imiskoumbria) oder auch die absolute Veralberung des vorletztjährigen absoluten Sommerhits und Dauerschleifen-Nervlied „Despacito“. Daraus wurde in Griechenland nämlich kurzerhand „Thes Pastizio“ (Thelis pastizio – Willst du Pastizio?) inclusive des gesungenen Rezeptes für die Hackfleisch- und Bechamel-Sauce – und die Nudeln müssen natürlich von der Marke „Misko“ sein – Schleichwerbung ist ja auch erlaubt.

Wir haben uns ob der Diskrepanz zwischen dem gesungenen Text und dem lasziven Sommer-Sonne-Strand-Video jedenfalls köstlich amüsiert… Guckt Ihr hier:

Sicher ist jedenfalls eines: Musik gehört in Griechenland zum Leben. Ein Leben ohne Musik ist wie ein Leben ohne Kaffee. Geht nämlich gar nicht!

Auch interessant: Musik – eine der wichtigsten griechischen Traditionen

3 Kommentare

  1. Hallo wer hat Konzerttipps insbesondere Lyra für den Zeitraum Ende Mai bis Mitte Juni 2019 für uns. Es ist sehr mühsam und meistens erst vor Ort möglich die Konzerte zu finden. Gruß aus Kiel von Christine und Helge

  2. Hallo, wir sind vom 30.5.2019 bis 11.6.19 auf Kreta. Wir lieben die kretische Musik insbesondere Lyra. 2017 hatten wir Glück und könnten in zaros ein Konzert….ja tatsächlich paidia…. hören phantastisch. Wir waren zufällig da…wer weiss wann und wo Livekonzerte auf Kreta stattfinden….über Tipps würden wir uns sehr freuen. Grüße aus Kiel von Christine und Helge

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