Ausflugstipp: Die Eileithyia-Höhle.

Mal wieder ein schöner Tipp für alle unternehmungslustigen Ausflügler, die sich sowohl mit der wunderschönen Natur Kretas, als auch mit den entsprechenden Mythen und Legenden befassen wollen. Heute im Angebot: die Eileithyia-Höhle bei Amnissos, östlich von Heraklion – wie manche sagen:  Griechenlands ehrwürdigste Kulthöhle. 

Eileithyia (Εἰλείθυια) war in der griechischen Mythologie die Göttin der Geburt und eine Tochter des Zeus und der Hera, ihre Geschwister waren Hebe und Ares. Der Geburtsort der Eileithyia war auf Kreta in der Höhle von Amnissos.

Mythos

Als Alkmene ein Kind von Zeus erwartete, wurde Eileithyia von Zeus’ Gattin Hera dazu verpflichtet, die Niederkunft zu verhindern. Brennende Eifersucht war der Grund dazu. Sie hasste den Säugling Herakles nämlich von Anfang an, auch später noch, als er der klassische Held war. Eileithyia setzte sich vor Alkmenes Kammer und kreuzte Finger, Arme, sowie auch die Beine. Damit war eine Geburt nicht möglich, und Alkmene litt sieben Tage lang Höllenqualen, weil sie nicht niederkommen konnte. Ihre Magd Galanthis aber merkte etwas und rief aus: „Das Kind ist da, es ist ein Knabe!“

In der Höhle.

Eileithyia sprang entsetzt auf, um zu sehen, wie das passiert sein konnte, löste dabei ihren Zauber und machte die Geburt des Herakles endlich möglich. Zur Strafe für den Betrug an der Göttin wurde Galanthis in ein Wiesel verwandelt. Auch bei der Entbindung Letos, als diese mit Artemis und Apollon niederkommen sollte, beauftragte Hera aus Eifersucht Eileithyia, die Geburt zu verlängern.

Von der Jungsteinzeit bis ins 5. Jhd.v.Chr. wurde in dieser leicht begehbaren Tropfsteinhöhle die Göttin der Fruchtbarkeit und Beschützerin bei Geburten verehrt. Zweifellos war die Nähe zum Meer und zur Hafenstadt Amnissos einer der Gründe, welche die Höhle weit über Kreta hinaus bekannt machten. So wird sie von vielen Schriftstellern des Altertums erwähnt, zuerst von Homer, als Odysseus nach seiner Heimkehr Penelope berichtet, er sei in Amnissos gelandet  „wo die Eileithyia-Grotte liegt“. Amnissos gilt in verschiedenen alten Werken auch als der „Hafen von Knossos“.

Fakten

Die Höhle an sich ist 63 m lang und bis zu 12 m breit, mehrere Stalaktiten (das sind die Tropfsteine, die von oben nach unten „wachsen“) weisen Spuren auf, die mit dem minoischen Pfeilerkult in Zusammenhang gebracht werden. Ein Stalagmit (das ist ein Tropfstein, der von unten nach oben „wächst“), in Phallusform ist von einer Mauer umgeben, welche den gleichen Grundriss wie die sogenannten Kultbäder der Paläste hat.

Bei zwei großen Stalaktiten im Hintergrund der Höhle gewährte ein Loch im Boden Zugang zu vier tiefer liegenden zusammenhängenden Kammern, die als Kulträume genutzt wurden, was Scherbenfunde beweisen. Später übernahm die Göttin Artemis viele Aspekte von Eileithyia, der Gestalt gewordenen „Geburtswehe“. Nirgends spürt man deutlicher als in dieser Höhle, im „Mutterschoß der Erde“, welch wunderbare, göttliche Geheimnisse für die Menschen der Frühzeit Kretas Fruchtbarkeit, Zeugung und Geburt waren.

Hier geht es zur Höhle.

Man findet die Höhle ca. 13 km östlich von Heraklion, die Anfahrt geht über Amnissos und Karteros, dann nimmt man die Abzweigung nach Süden Richtung Elia. An der ersten Straßenkurve findet man die Höhle links unterhalb am Hang.

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