Alles über die Kreta-Diät

Sie wird seit 30 Jahren als Wunderwaffe im Kampf gegen unliebsame Pfunde gehandelt: die Kreta-Diät. Ohne Fleisch, dafür mit viel Obst, Gemüse und wertvollem Olivenöl verspricht sie nicht nur ein blitzschnelles Abnehmen, sondern vor allem beste Gesundheit bis ins hohe Alter. Doch liegt die überdurchschnittlich hohe Lebenserwartung der Menschen am Mittelmeer tatsächlich an ihrer Ernährung? Yahoo! hat einen Experten zu Rate gezogen und sich mit dem Diät-Dauertrend auseinandergesetzt.

Gesund auf der Insel
Dass man auf Kreta deutlich seltener krank wird als in anderen Teilen Europas, gilt spätestens seit der „Sieben-Länder-Studie“ als bewiesen: In den 1950er Jahren wollte der Amerikaner Ancel Keys seine Vermutung bestätigen, eine fettreiche Ernährung stehe im Zusammenhang mit schlechten Cholesterinwerten und Herzproblemen. Über einen Zeitraum von 15 Jahren verglich er deshalb insgesamt 13.000 Studienteilnehmer aus den USA, Finnland, Italien, Japan, Holland, Jugoslawien und Griechenland, insbesondere Kreta, bezüglich nationaler Essgewohnheiten und der Häufigkeit von Gefäß- und Krebserkrankungen miteinander. Das erstaunliche Ergebnis: Auf Kreta konnten deutlich weniger Fälle von Herzinfarkten und Arteriosklerose festgestellt werden.

Dass in Finnland sechsmal so viele Menschen an Krebs sterben wie in Griechenland, erhärtete Keys Vermutung, dass vor allem die Ernährung die Lebenserwartung bestimmt. Ähnlich wie bei den Amerikanern und Holländern besteht das Nahrungsmittelangebot bei den Nordlichtern vor allem aus tierischen Fetten und Milchprodukten. Am Mittelmeer dagegen isst man viel Obst und Gemüse und nicht zuletzt die häufige Verwendung von Knoblauch soll eine positive Wirkung auf Herz und Gefäße haben. Statt rotem Fleisch landet hier mindestens zweimal in der Woche fangfrischer Fisch auf dem Teller. „Die kretische Diät ist sehr naturbezogen, das ist optimal für die Umwelt und den Körper“, erklärt Ernährungsexperte Sven-David Müller.

Griechische Küche und was wir dafür halten
Wenn Sie jetzt glauben, der regelmäßige Besuch in der Taverna Hellas lässt die Kilos purzeln, irren Sie sich: Was in griechischen Restaurants angeboten wird, hat wenig mit der landestypischen Küche gemein! Diese besteht nicht bloß aus Gyros, Pommes und Tzatziki, sondern frischen Produkten. Es handelt sich weniger um eine klassische Diät als um eine gemäßigte Form der Ernährung, weshalb auch Medizinjournalist Müller sie für nachahmenswert hält.

Mit dem Genuss bedenklicher Lebensmitteln halten sich die Kreten zurück. Sie essen etwa wenig Wurst und Milchprodukten und fügen den Mahlzeiten statt Geschmacksverstärkern frische Kräuter bei. Bei Hülsenfrüchten, Obst und Gemüse greifen sie dafür mit vollen Händen zu und versorgen sich so auf kalorienarme Weise mit wertvollen Vitaminen und Nährstoffen. Daran können wir uns doch problemlos ein Beispiel nehmen. Oder?
„Im nordischen Klima ist es etwas schwerer, sich mediterran und frisch zu ernähren“, gibt der Diätassistent zu, „nicht zuletzt aus Gründen der Ethik und des Transports.“ Bei den griechischen Inselbewohnern wächst das unbehandelte Gemüse im eigenen Garten – und natürlich schmecken die selbst angebauten Tomaten und Kräuter viel besser als die abgepackte Variante aus dem deutschen Supermarkt.

Zu viel ist zu viel
Vor allem dem guten Olivenöl, von dem die Griechen reichlich zum Zubereiten und Verfeinern ihrer Speisen verwenden, wird ein gesundheitsfördernder Effekt zugesprochen. Anders als andere Speisefette wirkt es sich nicht negativ auf den Cholesterinspiegel aus. Doch auch hier gilt: Genießen Sie in Maßen! „Wenn viel Fett verwendet wird, macht selbst diese Diät sehr schnell sehr dick“, warnt Müller.

Und übrigens ist nicht jedes Olivenöl gleich gut, weshalb der Experte empfiehlt, in Sachen Ernährung ruhig mal etwas tiefer in die Tasche zu greifen „Ich kann doch nicht das teuerste Motoröl in meinen Tank füllen und am Olivenöl sparen.“ Wer im Discounter dennoch die günstigste Flasche aus dem Regal zieht, sollte kein hochwertiges Naturprodukt erwarten.

Generell jedoch ist Sparsamkeit etwas Gutes, so auch beim Thema Alkohol. Und entgegen der verbreiteten Auffassung, man trinke am Mittelmeer Unmengen von Rotwein, steht hier der bewusste Genuss im Vordergrund. Nicht selten wird der Wein bei den Griechen sogar mit Quellwasser verdünnt – und niemals in Eile heruntergestürzt: „Die Kreta-Diät bedeutet vor allem eins: Genießen! Und zwar in Ruhe.“


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Ein Kommentar

  1. Das hört sich wunderbar an und stimmt sicher grundsätzlich alles. Leider kenne ich kaum einen kretischen Haushalt, in dem zweimal pro Woche fangfrischer Fisch auf den Tisch kommt. Fisch ist sehr teuer und es gibt auch meines Wissens nicht mehr ausreichend Fisch im Mittelmeer rund um Kreta.
    Tomaten, Gurken und sonstiges Gemüse kommen meistens aus den Treibhäusern im Südosten Kretas, alles sieht zwar toll aus, riecht und schmeckt aber nach gar nichts, eher nach der Chemie, mit der die Pflanzen und nach dem Dünger mit dem der ausgelaugte Boden behandelt werden.
    Leider sind auch in Kreta die Supermärkte voll mit industriell hergestellten Lebensmitteln und viele Kreter stark übergewichtig.
    Wenn ich dann in Grosshandelsgeschäften Tsatsiki etc. in Grossgebinden und sonstige Lebensmittel für das Gastgewerbe sehe, vergeht mir total der Appetit.
    Eigentlich sehr schade um die wunderbaren Lebensmittel und die grossartige Kretadiät.

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