Meine (Anm.d.Red.: Uta Wagner´s) erste Begegnung mit Mastix war in Form eines weißen klebrigen Klopses in einem Wasserglas. Auf meine Frage, was das denn sei wurde mir empfohlen: „Probier es! Lecker! Gesund!“
Diese „Löffelsüßigkeit“ kauft man in kleinen Plastiktöpfchen und es ist eine zähe klebrige Masse aus Zucker mit Mastix-, Vanille- oder Rosen-Geschmack. Man gibt einen Löffel in ein Glas mit Wasser und rührt kräftig um. Dann trinkt man das leicht aromatisierte Wasser und lutscht die süße Paste vom Löffel. So ganz meine Sache war es von Anfang nicht und ist es auch nicht geworden ;-).
Aber dadurch wurde ich auf die typisch griechische Zutat Mastix (Mastiha) aufmerksam und entdeckte plötzlich viele andere Produkte damit, zum Beispiel Kaugummi, Zahnpasta, Kuchenbrote und Likör.
Mastix, in Altgriechisch „Skinos“ (σχινος), ist das Harz des im Mittelmeerraumes und in Griechenland beheimateten Schinos- oder Mastix-, auch ›Wilde Pistazie‹ genannten Baumes (Pistacia lentiscus) aus der Familie der Sumachgewächse.
Wie so viele griechische Spezialitäten hat Mastix eine jahrtausendealte Tradition und ist noch heute in Griechenland beliebt. Mastícha ist eines der rund tausend Arzneimittel, die der Arzt und Botaniker Dioscorides im ersten Jahrhundert in seiner „Materia Medica“ beschrieb.
Chios – Die Mastixinsel
Obwohl der Mastixstrauch in der ganzen Mittelmeerregion verbreitet ist, kommt es ganz auf den Standort an, ob sich aus seinem Harz das hoch geschätzte Mastícha gewinnen lässt. Tradition, besondere Qualität und eine geschützte Herkunftsbezeichnung hat der Mastícha der ostägäischen Insel Chíos, wo die Sträucher und kleinen Bäumchen besonders ertragreich sind. Vier bis fünf Kilogramm liefert hier ein einzelner Strauch.
Die Bäume werden zwischen Juni und August angeritzt. Das auslaufende Harz wird ca. 30 Tage später gesammelt, getrocknet und gereinigt. Es gibt drei verschiedene Mastixsorten, die sich vor allem in der Farbe unterscheiden, von hellgelb bis dunkelbraun. Der Baum wächst auch auf Kreta, wird hier jedoch nicht mehr wirtschaftlich genutzt. Während der minoischen Kultur war Mastix ein lohnenswertes Handelsgut und gab es auf Kreta für die Ausfuhr des Harzes eine eigene Flotte.
Die heilende und adstringierende Wirkung des Harzes war schon in der Antike bekannt und ist von Ärzten und Historikern häufig beschrieben worden. Seit einigen Jahren versuchen griechische und internationale Universitäten die Wirksamkeit bei Krankheiten wie Magengeschwüren, Diabetes oder zu hohen Cholesterinwerten auch wissenschaftlich nachzuweisen.
Auch heute noch wird Mastix in Griechenland als Würze in der Küche und bei der Herstellung von Zahnpasta, Süßigkeiten und Spirituosen (Mastixlikör auf der Basis von Ouzo) sowie als Kaugummi beliebt. Man kaut die kleinen, erstarrten Harztropfen aber auch wie eh und je ganz einfach pur oder zusammen mit reinem Bienenwachs. Das schmeckt nicht nur, es hat auch antibakterielle Wirkung und macht einen frischen Atem.
Gibt man Mastix dem Gebäck als Würzmittel hinzu hat man neben einem blumig, zitronigen Aroma auch eine fast unmerkbare Beeinflussung der Konsistenz. Als Zugabe in den Teig muss das Harz fein zermahlen werden. Da man nur geringe Mengen braucht, gibt man am Besten die Mastixklümpchen zusammen mit anderen Zutaten, z.B. Vanillezucker in den Mörser. Damit keine Reste im Möser zurück bleiben, kann man die Körnchen vorher kurz einfrieren.
Aber auch als Räuchermittel in der griechisch-orthodoxen Kirche spielt Mastix heute noch eine große Rolle. Es wird zusammen mit Weihrauch verwendet. Verräuchert duftet es harzig mit frischer, zitroniger Note.
Sogar als Klebstoff hat sich Mastix bewährt: Maskenbildner nutzen ihn zum Beispiel zum Befestigen von Theaterbärten oder Latexteilen – und auch zur Modellierung täuschend echter „Brandwunden“ hat er sich bewährt.
Quellen: Kostis der Kräuterhexer, Supermarkt Petrakis, Uta Wagner´s „Der Geschmack von Kreta“ und griechenland.conbook.de
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