Ausflugstipp: Der Berg Jouchtas, Vathypetro und Tilissos.

Haben wir doch neulich über Archanes und die engere Umgebung berichtet, widmen wir uns heute einem weiteren Ausflugstipp in der Umgebung, nämlich dem dort schon erwähnten Berg Jouchtas und den Dörfern Vathypetro und Tilissos.

2 km südlich von Archanes zweigt rechts eine ca. 3 km lange Straße auf den Mittelgipfel des 811m hohen Jouchtas ab. Seiner Silhouette wegen wird dieser auch „schlafender Zeus“ genannt.

Der Jouchtas.

Eine Überlieferung sagt, dass Zeus in einer der vielen Höhlen des Jouchtas begraben liege – eine Vorstellung vom „Unsterblichen“, die nur auf vorgriechischer Tradition beruhen kann (Anm.d.Red,: ok, das soll es ja vor knapp 2.000 Jahren schon mal gegeben haben, aber…. hmmmm…).

Der Mittelgipfel, bei dem die Straße endet, ist sozusagen die göttliche Nasenspitze, auf ihr steht die Kapelle „Afendi Christou Metamorfosi“. Das Kirchenfest am 6. April wird hier bereits am Vorabend mit einem meist gut besuchten Vespergottesdienst gefeiert. An den übrigen Tagen des Jahres kann man den großartigen Rundblick über das Ida-Gebirge im Westen, Heraklion im Norden vor dem Meereshorizont, die Lassithi-Berge im Osten in Ruhe genießen – im Süden sind mit etwas Glück, weil meist im Dunst, die Asteroussia-Berge zu erkennen.

In minoischer Zeit befand sich auf der heute mit einer Sendestation bestückten Nordhöhe ein Gipfelheiligtum. Im Frühling entzückt die grüne Hügellandschaft am Fuß des Jouchtas, an seinen Hängen blühen verschiedene Orchideenarten.

Das Gutshaus von Vathypetro

Das minoische Gutshaus von Vathypetro liegt ca. 4km südlich von Archanes. Auf der Fahrt dorthin kann man einen Abstecher zur Michaelskirche von Assomatos unternehmen – hierbei handelt es sich allerdings um einen Wanderweg, also ist selbst laufen angesagt…. Diese Einraumkapelle zeigt wunderschöne Fresken von 1315/16 – den Schlüssel zur Kirche gibt es – wie könnte es anders sein? – im Kafenion am Hauptplatz von Archanes.

An der über Vathypetro nach Choudetzi führenden Straße leiten Hinweisschilder zum Gutshaus Vathypetro. Die Ruinen liegen auf einer kleinen Anhöhe mit herrlicher Aussicht inmitten der Weinberge. Die Anlage ist umzäunt, aber meistens frei zugänglich.

Der Gutshof wurde um 1600 v.Chr. angelegt, nur im Westteil vollendet und bereits nach 50 Jahren wieder verlassen. In der Nordostecke sind die Grundmauern eines sog. dreischiffigen Heiligtums zu sehen, wie es auch in Anemospilia ausgegraben wurde. Hier ist allerdings die Raumlänge sehr gering. Die Mauern bestehen an der Außenseite aus Quadern, innen aus Bruchsteinen, ein Teil der Räume ist überdacht.

Im Inneren finden sich Werkstätten, die u.a. eine bestens erhaltene Weinpresse – übrigens die älteste Kretas und somit Europas! -, eine Olivenpresse und einen Töpferofen aufweisen. 

Tilissos

Das Dörfchen Tilissos liegt ca. 14 km westlich von Heraklion in Richtung Anogeia. Hier befinden sich drei minoische Herrenhäuser am Nordfuß des Ida Gebirges.

Die Besichtigung von Tilissos lässt sich gut mit einem Ausflug ins Ida-Gebirge und zur Nida-Hochebene verbinden. Die Fahrt nach Tilissos führt durch eine abwechslungsreiche Hügellandschaft mit üppigen Wein- und Olivenpflanzungen. Das Grabungsgebiet ist auch von außen gut einsehbar.

Geschichte

Die sogenannten „minoischen Herrenhäuser“ wurden in der Neuen Palastzeit errichtet und ungefähr bis 450 v.Chr. bewohnt. Offensichtlich lag die kleine Siedlung an der wichtigsten Ost-West-Verbindung der damaligen Zeit. Am Platz des Nordhauses entstand nach 1400 v.Chr. ein mykenisches Megaron. Im 1. Jahrhundert v.Chr. war Tilissos eine autonome Stadt mit eigener Münzprägung. Die Ausgrabungen fanden bereits 1902-1913 durch Jorgos Chatzidakis statt, de Funde kamen ins Archäologische Museum in Heraklion – darunter u.a. bis zu 52kg schwere Bronzekochtöpfe, Keramik, Siegel, Tontäfelchen mit Linear-A-Inschriften und eine männliche Bronzestatuette in anbetender Haltung.

Tilissos war eine der ersten minoischen Ausgrabungsstätten Kretas. Obgleich Archäologen nie einen Palast entdeckten wie z.B. in Knossos, fanden sie doch drei große Landhäuser aus der Zeit der großen Paläste.

Es gibt verschiedene Theorien zu den Ausgrabungen: Eine von diesen ist, dass Tilissos eine wichtige Zwischenstation auf dem Weg zu den anderen minoischen Zentren im Westen war. Die drei Landhäuser werden der Einfachheit nur mit A, B und C bezeichnet. Haus A mit dem Innenhof ist am besten erhalten. Über ein Fenster fällt das Licht auf die Reste des Treppenhauses. Verschiedene Linear A Tafeln wurden in diesem Bereich gefunden. Außer dem Grundriss ist von Haus B wenig erhalten, doch hier wurden einige der ältesten Fundstücke entdeckt. Haus C beeindruckt durch Konstruktion und Design, hier sind u.a. Reste eines Entwässerungssystems vorhanden.

Ausgrabungen in Tilissos.

Die Gemeinde Tilissos umfasst die 10 alten kretischen Dörfer Tilissos, Gonies, Astiraki, Aidonochori, Kamariotis, Damasta, Kamari, Marathos, Moni und Keramoutsi, gelegen zwischen Heraklion und Anogia, zu Füßen des mächtigen Ida-Gebirges (Psiloritis). Bis 1998 war jedes Dorf selbstständig, heute ist der Sitz der Gemeinde im gleichnamigen Ort Tilissos, in dem gut ein Drittel der insgesamt 4.000 Gemeindemitglieder wohnen.

Der sanfte Tourismus

Fast alle Familien leben von der Landwirtschaft. Das hat dazu geführt, dass viele junge Menschen in den letzten Jahrzehnten in die Stadt gezogen sind, wo sie studieren oder verschiedene Berufe ausüben konnten. In den letzten Jahren haben einige von ihnen die Schönheit ihrer Heimat wieder entdeckt und kehren zurück. Manch heruntergekommenes Häuschen wurde renoviert und ab und zu entsteht wieder ein neues Haus. Das Leben verläuft hier ohne Hektik. In den Kafenions ist immer Betrieb. Wenn keine Landarbeit ansteht, trinkt man hier seinen Kaffee oder Raki und macht Politik oder redet darüber, welche Maßnahmen den Ort wirtschaftlich voranbringen könnten.

Auch die Initiative, eine eigene Internet-Seite aufzubauen, hatte ihren Ursprung in einer solchen Diskussion! Ziel dieser Seite ist es, den sanften Tourismus in der Gegend zu fördern, also keinen organisierten Massentourismus, sondern Individualisten, Naturfreunde aber auch Menschen, die zwar das Meer und den Strand lieben, aber auch nichts gegen Ruhe, Natur und Bäume haben. Von dieser Art Tourismus können sowohl Gäste als auch Einheimische profitieren, ohne Veränderung der Landschaft und der Menschen. Der Bauer, der sein freies Zimmer vermietet und vielleicht etwas von seinen Naturprodukten verkauft, als auch der Gast, der einen preiswerten Urlaub verbringen und in den Genuss der echten griechischen Gastfreundschaft kommen kann.

Blühende Landschaften.

Ideal ist die Gegend für Wanderer. Kaum anderswo auf Kreta findet man eine so große zusammenhängende Landschaft mit dieser Vielfalt an Flora und Fauna. Es gibt unzählige Wanderwege ohne Autoverkehr, die viele schon von weitem sichtbare Dörfer miteinander verbinden. Es ist ziemlich unwahrscheinlich, eine vergleichbare Gegend mit so vielen jahrhundertealten Olivenbäumen zu finden. Auch an Zypressen, Feigen- und Mandelbäumen oder verschiedensten Kräutern mangelt es hier nicht.

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