Und wieder ein schöner Ausflugstipp für Kirchenliebhaber – die Agios Pandeleϊmon-Kirche bei Pigi (Αγιος Παντελεΐμον) – eine byzantinische Kirche mit einiger Geschichte – mal wieder im kretischen Hinterland, das ja auch so viel schöner ist, als die touristischen Küstenorte. Naja – zumindest im Sommer…..
Um dorthin zu kommen fährt man am Besten über Thrapsano oder Apostoli Richtung Chersonissos. Alternativ von Heraklion auf der neuen Küstenstraße nach Chersonissos, von dort aus ca. 38 km nach Süden.
Östlich von Thrapsano und Apostoli wird die Landschaft herber und karger – felsige und kahle Höhenrücken ragen zwischen wohlbestellten Weinbergen auf; die Felshänge des Dikti-Gebirges erheben sich dahinter majestätisch und bilden den imposanten Abschluss, an dem das Auge automatisch hängen bleibt.
Der Hauptort dieser Region ist Kastelli – oder vollständig (da es mehrere Orte mit diesen Namen auf Kreta gibt) Kastelli Pediados. Es ist ein wohlhabender, allerdings nicht besonders schöner, aber trotzdem angenehmer Ort für einen kurzen Aufenthalt, welcher vornehmlich als landwirtschaftliches Zentrum der Region einen gewissen Wohlstand durch die Olivenhaine und Weinberge auf den es umgebenden Hügeln erreicht hat. Weitgehend unberührt von touristischen Aktivitäten gibt es dort trotzdem eine gute Taverne und ruhige Unterkünfte, weit weg von der Hektik des Alltags. Allerdings ist die eigentliche Hauptattraktion die darum befindliche Landschaft, wo verwinkelte Wege – gesäumt von uralten Eichen und Platanen – verlaufen.
Die Kirche von innen und außen
Die byzantinische Kirche Agios Pandeleimon liegt weniger als 3 km nördlich von Kastelli, abseits der Strasse von bzw nach Chersonissos und ist lediglich ausgeschildert mit „Byzantine-Church – Paradise Taverna“ – also nicht unbedingt leicht zu finden. Sie steht auch nicht am heutigen Ort Pigi (πηγή – „Quelle“), welcher auf der Westseite der Straße liegt, sondern einsam im Schatten hoher Bäume, und besitzt als geweihter Ort eine lange Tradition.
Das quellenreiche Gebiet rundherum ist fruchtbar und war vielleicht schon seit minoischer, sicher aber seit römischer Zeit besiedelt. So stammt ein Teil des Baumaterials, das vor allem an der südlichen Außenwand sichtbar ist, von antiken und frühchristlichen Bauten, u.a. eine Marmortafel mit griechischer Inschrift.
Die Kirche war nach Baubefund anscheinend zunächst als Kreuzkuppelkirche errichtet und wurde dann, nach mehrfacher Beschädigung, zu einer dreischiffigen Basilika umgebaut. Anfang des 20. Jahrhunderts waren der bemerkenswerte drei-apsidiale Ostabschluss und die Westpartie in ruinösem Zustand, die letzte Restaurierung fand 1962 statt. Hierbei erhielten die drei unterschiedlich hohen, mit Spitzbogentonnen gewölbten Schiffe je ein eigenes Satteldach.
Die sich in der Kirche befindlichen Fresken aus dem 13./14. Jahrhundert sind zwar nur fragmentarisch erhalten, aber ikonographisch durchaus interessant. Im Altarraum thront in der Apsiswölbung die „Panagia“ (die heilige Mutter Gottes) mit dem Christuskind auf einem reich verzierten Sessel, darunter links und rechts die „Apostelkommunion“. Im unteren Teil der Apsis feiern vier „Hierarchen“ die Liturgie.
Im Kirchenraum sind nur ganzfigurige Heilige erhalten. An der Südwand: Nikolaos, Arsenios und Euthymios – an der Nordwand Georg, der Erzengel Michael, Theodoros und Georgios in Rüstung, sowie eine das Marienkind stillende Anna (sehr selten!). Das Westportal wird von den Erzengeln Michael und Gabriel flankiert. Besonders auffallend ist eine Stütze im Nordschiff, die aus vier korinthischen Kapitellen zusammengesetzt ist.
Das Aquädukt, das einst Wasser in die dortige antike Stadt führte, befindet sich in unmittelbarer Nähe der Kirche und Teile davon können beim herumfahren gesehen werden.
Auch wichtig: guter Kaffee anbei.
An diesem idyllischen Ort, direkt neben der Kirche Agios Pandeleimon, liegt auch die einfache, kleine ‘Paradise-Taverna’, deren geschäftstüchtige Betreiberin die Besucher erst einmal bewirtet, bevor sie den Kirchen-Wärte (das ist der mit dem Schlüssel….) aus Pigi herbeiholen lässt. Dieser ist meist nur vormittags im Amt und verfügbar.
Aber immerhin liegt die Taverne, wie auch die Kirche, im romantischen Baumschatten, so dass man es dort auch nachmittags aushalten kann.
Von Mai bis Oktober ist die Kirche täglich von 9 bis 15 Uhr geöffnet und der Eintritt frei. Sollte man nur Zeit für den Besuch einer der vielen Kirchen in der Gegend haben, so ist Agios Pandeleimon mit Sicherheit die erste und beste Wahl.
Radio Kreta – immer gute Ausflugstipps.
Und wenn Ihr schon mal da seid: das Töpferdorf Thrapsano ist ebenfalls einen Ausflug wert!
Basilika Agios Pandeleimon in Pigi: https://www.kreta-impressionen.de/ost/pigi/
Ta Leme, kv