Wenn man schon mal im Osten der Insel unterwegs ist, kommt man an einem Besuch der Lassithi-Hochebene auf keinen Fall vorbei. Und diesen kann man ganz wunderbar mit einem Ausflug in die Dörfer Potamies, Krasi und zum Kloster Moni Kera Kardiotissa verbinden – hier gibt es byzantinische Kirchen, die wohl größte Platane Kretas, sehenswerte Höhlen und ein bedeutendes und geschichtsträchtiges Kloster.
Kirchen um Potamies und Avdou
Von der Nationalstraße E75 kommend, stehen kurz vor Potamies (Ποταμιές) links am Hang zwei Kirchen. Die schlichte Einraumkirche „Sotirios Christou“ (Σωτήριος Χρίστου) bezaubert durch lebendig wirkende Fresken aus der 1. Hälfte des 14. Jahrhunderts, während die hübsche Kreuzkuppelkirche „Panagia Gouverniotissa“ (Παναγία Γουβερνιώτισσα) , zu der eine Schotterpiste hinaufführt, in der 2. Hälfte des 14. Jahrhunderts ausgemalt wurde.
Sie gehörte zu einem heute zerstörten Kloster und zeigt in der Außenansicht einen schönen Tambour, der durch Fenster und Blendarkaden gegliedert ist. Die Schlüssel zu beiden Kirchen bekommt man – wie könnte es anders sein – im Kafenion des Dorfes.
Auch im 7 km entfernten Avdou gibt es mehrere byzantinische Kirchen und Kapellen und in dem vom Dorf nach Süden führenden Tal liegt am Hang der 1.559 Meter hohen „Selena“ die Höhle „Agia Fotia“ (Αγία Φωτιά). Eine Wanderung dort hin dauert ca. 1 Stunde.
Das Dorf Krasi mit seiner gigantischen Platane
Danach steigt die Straße wieder an und 6 km hinter Gonies kommt man an eine Abzweigung, die einen kurzen Abstecher zum Dorf Krasi ermöglicht. Dieser Abstecher ist nur ca. 1 km weit und lohnt sich allemal, will man ein kleines beschauliches Bergdörfchen mit der wohl ältesten und größten Platane Kretas besuchen.
Der Stammumfang dieser Platane misst fast 18 Meter, der Baum wächst immer noch weiter und sorgt mit seinen frischen Ästen und dem satten Grün für viel Schatten. Die nahen Quellen bieten ihm genügend Wasser – und die nahen Tavernen und Kafenia am schattigen Dorfplatz bieten auch dem Besucher alles, was er für sein leibliches Wohl braucht.
Das geschichtsträchtige Kloster Moni Kera Kardiotissa
Nur wenig weiter taucht rechts unterhalb der Straße auf einer Bergterrasse, eingebettet in das Grün von Zypressen und Walnussbäumen, das Kloster Moni Kera Kardiotissa (Μονή Κερά Καρδιώτισσα) auf. Obwohl die Existenz des Klosters früh belegt ist, galt die Kirche bis zur Restaurierung als Bau des 18. Jahrhunderts, denn die Fresken waren weiß übertüncht (so ein Frevel – Banausen aber auch!!!). Erst bei den Renovierungsarbeiten, die von 1970-73 stattfanden, zeigte sich, dass sie ein bedeutendes Denkmal des 14. Jahrhundert ist.
Ursprünglich war diese Kirche als Einraumkapelle angelegt, wurde aber in vier weiteren Bauphasen unregelmäßig erweitert und ausgemalt. Die ältesten Fresken stammen vom Beginn des 14. Jahrhunderts, sie imponieren durch ihre realistische Darstellungsweise und wirken sehr lebendig.
Und auch dieses Kloster – wie so viele auf Kreta – spielt im 19. Jahrhundert eine wichtige Rolle im Widerstand gegen die Türken. So lernten die Kinder in einer „Geheimschule“ Griechisch lesen und schreiben – was von den Türken ja streng verboten war. Diese „Geheimschule“ befindet sich am Ostrand des Klosters – es handelt sich dabei allerdings lediglich um einen schlichten Raum.
Mit der Klostergeschichte eng verbunden ist auch die Legende der Marien-Ikone. Diese soll zweimal nach dem damaligen Konstantinopel entführt worden und von da jedesmal wieder zurückgekehrt sein. Nach der dritten Entführung hatte man sie – so die Legende – in Konstantinopel an eine Säule gekettet. Und daraufhin sei die Ikone, diesmal samt Säule, über Nacht ins Kloster zurückgekehrt. Diese Säule steht im Klosterhof des Moni Kera Kardiotissa – die wundertätige Ikone ist (übrigens mit Kette!) in der Kirche links von der „Schönen Pforte“ der Ikonostase zu bewundern.
Die ursprüngliche Einraumkirche der Panagia wird heute als Altarraum genutzt, hier befinden sich auch sehr schöne Fresken aus den ersten Jahrzehnten des 14. Jahrhunderts, darunter eine wunderschöne „Himmelfahrt Christi“. Im Tonnengewölbe des Mittelschiffs sind Szenen aus dem Leben Christi zu bestaunen.
Gut zu wissen ist auch, dass das Kloster jährlich am 8. September sein Kirchenfest feiert – die Besucher kommen dann sogar aus der Umgebung von Heraklion und Agios Nikolaos hierher. Kleiner Tipp: so früh wie möglich dort hin, denn Parkplätze und freie Tische und Stühle in den Tavernen des Dorfes Kera sind bald Mangelware!
Auch interssant: Das Kloster Toplou. Und für alle, die von Kirchen, Kapellen und Klöstern irgendwann mal genug haben, haben wir einen schönen Vergnügungstipp für Agios Nikolaos.