Buchtipp: „Der Diskos von Phaistos – Kretas erster Krimi?“

„Gääääääääääääähn!“ wird der geneigte Leser in Anbetracht dieser Überschrift sicherlich sagen oder zumindest denken – aber es lohnt sich (mal wieder….) ganz unvoreingenommen weiter zu lesen.

Denn beim heutigen Buchtipp handelt es sich nicht etwa um die zig-tausendste Abhandlung über besagten „Diskos von Phaistos“, sondern um vielleicht Kretas ersten Krimi, den Verena Appenzeller ganz wundervoll inszeniert hat.

Leider kam die Radio Kreta-Literatur-Redaktion noch nicht persönlich dazu, sich mit dem Krimi zu befassen, wird das – nicht zuletzt ob der wundervollen Rezensionen auf Amazon – in Bälde nachholen und dann diesen Artikel nochmal mit persönlichen Anmerkungen spicken….

Von daher bislang die Information, die die Kurzbeschreibung und besagte Rezensionen vermitteln:

Die Kurzbeschreibung auf Amazon.de:

„Der Diskos von Phaistos, ein vielbestauntes Objekt im Museum von Iraklion, ist eines der ungelösten Rätsel der Archäologie. Seit beinahe 100 Jahren bemühen sich Wissenschaftler und Laien vergeblich um ihn. Zu den unzähligen Lösungsversuchen kommt hier, mit einem Augenzwinkern, ein weiterer, ultimativer (?) hinzu.“

Und eine sehr aussagekräftige Rezension hinterher – ebenda… :

Man merkt sofort, dass der Autorin das Schreiben dieses Büchleins diebische Freude bereitet hat. Etwas von diesem Vergnügen überträgt sich auf den Leser. Gegenstand ihres Romans ist – wie der Titel eindeutig kundtut – die berühmte in Phaistos gefundene Tonscheibe. Diese ist paradigmatisch für das ganze minoische Kreta: Mangels ausreichender Daten ist sie – obwohl ästhetisch und handwerklich offenkundig das Werk eines entwickelten Geistes – rettungslos unterdeterminiert, was bedeutet, dass sie vielleicht sogar entziffert werden kann, diese Entzifferung aber in keinem Fall zwingend ist. Das trifft auf unglaublich viele Aspekte der minoischen Kultur zu, was damit zu tun hat, dass es trotz einer Fülle von architektonisch und künstlerisch faszinierendem Material einfach zu wenig schriftliche Dokumente gibt, und das Wenige in geradezu absurder Weise verschieden interpretiert werden kann.

Verena Appenzeller spielt in ihrem Roman ein Spielchen. Sie konstruiert eine Geschichte so, dass sie in den bekannten archäologischen Fakten resultiert, aber auf eine Art, die alle ernsthaften Bemühungen der Wissenschaft auf die Schippe nimmt, aus diesen Fakten rückwärts auf die Geschichte zu kommen.

Ihr Buch ist leicht und amüsant zu lesen, selbst wenn man daran glaubt, dass eine „wirkliche“ Entzifferung des Diskos immerhin möglich ist.

Mir gefällt an dem Buch besonders, dass sie ihren eigenen Text nicht ganz ernst nimmt. Anachronismen, sprachliche Verniedlichungen, ihr Hang zu alemannischem Sprachgebrauch, fügen sich gut zur ironisch konstruierten Handlung des neuen Buchs ein.

Auch gelingt es ihr, den Handlungsstrang durch mehrere Windungen und überraschende Wendungen bis zum Schluss hin spannend zu halten, obwohl man ja in gewissem Sinn von vorneherein weiss, was herauskommt.

Bewertung: Eine angenehme, leichte und unterhaltsame Lektüre, die den Ernst aus der Beschäftigung mit dem mysteriösen Diskos herausnimmt. Mit Sicherheit war alles völlig anders als Verena Appenzeller es beschreibt. Dummerweise steht alle Sicherheit in diesem Fall auf sehr tönernen Füssen.“

Nun denn – viel Spaß beim weiteren Enträtseln eines der vielen Kreta-Mythen!

Radio Kreta – immer gute (Buch-)Tipps!

„Der Diskos von Phaistos – Kretas erster Krimi?“ von Verena Appenzeller, erschienen im Verlag „Books on Demand“, 152 Seiten, am Besten gleich hier bestellen:

2 Kommentare

  1. Hallo Gerald, mittlerweile gibt es meines Wissens sogar 5 Krimis von Klaus Eckhart (Protagonist ist Jak Anatolis) – aber der ist meines Wissens noch nicht ganz so alt, wie der Diskos von Phaistos. Ich denke, Verenas Buchtitel bezieht sich weniger auf ihr Buch, als auf besagten Diskos und die Story, die vielleicht ja sogar wahr ist…. Und dann wär`s vermutlich der erste Kreta Krimi gewesen. Aber egal.

  2. Es ist ganz bestimmt der zweite Krimi von Kreta.
    Ein Deutscher schreib vor Jahren den Krimi „Tote trinken keinen Raki“ . Sein Handungsort ist Agia Galini

    Netten gruss aus dem Norden der Insel

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