Buchtipp: „Internationales Grünkohl-Kochbuch“.

Norddeutsches Kultkraut hat Migrationshintergrund

Quelle: Wormser Zeitung, 27.11.2012 – BÜRSTADT/LAMPERTHEIM, Von Dr. Helmut Kaupe

GRÜNKOHL Kochbuch enthält Rezepte aus 27 Ländern

Im Kellner-Verlag ist dieser Tage in dritter Auflage ein „Internationales Grünkohl-Kochbuch“ erschienen, in dem 50 Rezepte aus 27 Nationen vorgestellt werden.

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Lecker Grünkohl

Bereits der Titel des ersten Kapitels lässt den Leser erahnen, dass es sich um ein Grünkohl-Buch handelt, das sich von allen bisher erschienenen Abhandlungen deutlich unterscheidet. Dies liegt wohl zu allererst an seinen Verfassern. Mit Henning Lühr und Jan Janning haben sich zwei Autoren zusammengefunden, die beruflich mit der Schriftstellerei eigentlich wenig am Hut haben. Dafür aber umso mehr mit dem Grünkohl! Henning Lühr ist Jurist und Staatsrat der Freien Hansestadt Bremen.

Die fünfte Jahreszeit

Alljährlich bereitet er mit Freunden für eine große Festgemeinschaft in seiner alten Dorfschule, der Wildeshauer Geest, ein Kohl&Pinkel-Essen zu. Jan Janning hat das Kochen im Parkhotel Bremen erlernt und führt in Bremen ein namhaftes Restaurant, das sich in der fünften Jahreszeit auf Grünkohlgerichte spezialisiert hat. Beide Autoren wissen genau, worüber sie schreiben. Ihnen kann keiner, was Fachwissen zur Verarbeitung und die Tradition rund um den Grünkohl angeht, das Wasser reichen.

Grünkohl aus Griechenland

Dennoch haben sie sich auf den Weg gemacht, die Spuren des Grünkohls weltweit zu verfolgen, die das Gemüse außerhalb Norddeutschlands hinterlassen hat. Und schon im zweiten Kapitel wird deutlich, dass die ursprüngliche Heimat des Gemüses gar nicht in Norddeutschland zu finden ist. Es werden verschiedene Möglichkeiten ausgelotet, wie die Pflanze mit dem lateinischen Namen Brassica oleracea einst von Nordafrika oder Griechenland vor mehr als 2 500 Jahren in den Norden Deutschlands gekommen sein mag.

Grünkohl gibt es in der Winterzeit auf den Wochenmärkten in Chania.

Dabei werden sowohl die Wikinger als auch ein nordafrikanisches Märchen zu Klärungsansätzen herangezogen. Offensichtlich handelt es sich letztlich aus heutiger Sicht um eine Kohlpflanze mit „Migrationshintergrund“ oder um einen kulinarischen „Global Player“, und damit um alles andere als ein „urdeutsches“, sondern eher um ein internationales Gemüse. Aufgrund dieser aktuellen Einschätzung ist dieses neue Kochbuch zum Grünkohl entstanden.

Neben allgemeinen Tipps zu Einkauf, Lagerung und Zubereitung des Gemüses enthält das Buch 50 Rezepte, die in der jeweiligen Landessprache und Schrift beschrieben werden. Aber keine Angst: Man benötigt keine 27 Wörterbücher, um ihren Inhalt zu entziffern, da die deutsche Übersetzung gegenübergestellt ist. Ob als Suppe, Salat, Auflauf, Pesto, Kuchen oder als Beilage zu Fisch, Fleisch oder rein vegetarisch – das Gemüse kann sehr variantenreich zubereitet und verzehrt werden. Dabei findet die Kombination von Grünkohl und Curry eine besondere Würdigung.

Einzelne Kapitel zur Kartoffel als Beilage, zu einer kleinen Wurstkunde („Pinkel“), mit Empfehlungen für passende Tischweine sowie zu den Grünkohl-Fahrten runden das Buch auf mehr als 130 Seiten ab. Die Illustrationen von Karin Hollweg und Henning Lühr wirken geradezu beruhigend und anheimelnd auf das Auge des Betrachters und heben sich damit wohltuend von den Hochglanzfotos genial angerichteter Teller ab, wie sie in den meisten Kochbüchern gang und gäbe sind. Beim fantasievollen Anrichten der Speisen sind selbst Koch-Novizen somit keinerlei Grenzen gesetzt.

Unser Tipp: Den Grünkohl mit Zucker bestreuen oder süße Kartoffeln dazu servieren.

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Ein Kommentar

  1. im asterix fragte seinerzeit schon julius caesar einen senator vor vollem haus,“weisst du wo du dir deine brassica hinstecken kannst“..soviel zur brassica begeisterung im altertum im mittelmeerraum

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