Buchtipp: „Kleine Gemeinheiten“ von Panos Karnezis

Heute stellen wir Euch mal ein Erstlingswerk eines in England lebenden Griechen vor: „Kleine Gemeinheiten“ von Panos Karnezis.
Leider noch nicht selbst gelesen, aber Inhaltsangabe und Pressestimmen zum Buch kitzeln die schwarze Seele der Literatur-Redaktion doch sehr heraus. Steht auf jedenfall auf der „to read“-Liste!

Aber lest selbst:

Die Inhaltsangabe bei Amazon lautet auszugsweise wie folgt:
„Kleine Gemeinheiten: Wenn also ein junger Grieche, der in London lebt, einen Band mit Erzählungen aus einem griechischen Dorf veröffentlicht und dafür internationale Beachtung findet, darf man in der Tat gespannt sein. Vom fulminanten Anfang, einem Erdbeben, bis zum prähistorischen Untergang berichten neunzehn locker miteinander verbundene Geschichten aus einem «freudlosen und elenden Land, über das Naturkatastrophen und selbst verursachte Desaster häufiger hereinbrachen als Regen». Die Dörfler werden seelsorgerisch vom Dorfgeistlichen Pater Gerasimo, einem Bruder des Don Camillo, betreut. Denn Pater Gerasimo, der seine Dörfler ohne nennenswerten Erfolg in die Arme der Kirche treiben möchte, ist durchaus fehlbar, wenn es um seine eigenen Interessen geht. «Kleine Gemeinheiten» («Little Infamies») hat der 37-jährige Panos Karnezis seine Erzählungen überschrieben. Und in der Tat geht es um die grösseren und kleineren Gemeinheiten der Dorfbewohner, aber noch um viel mehr. Die Geschichten sind durchaus heterogen:

In der ersten, längeren, «Das Steinbegräbnis», werden zwei junge Mädchen wie Tiere im Keller gefangen gehalten, und die düstere, beklemmende Atmosphäre erinnert an klassische Beispiele der Kerkerliteratur von de Sade bis Pasolini. Andere Erzählungen hingegen sind federleicht, es sind Zirkusgeschichten, die von einem depressiven Zentaur, einer Meerjungfrau und anderen androgynen Fabelwesen bewohnt werden. Wieder andere, etwa «Jäger im Winter», beobachten, ähnlich wie die frühen Stücke eines Harold Pinter, den Einbruch bedrohlicher Gestalten in eine geschlossene Gemeinschaft. Auch die Perspektive des Erzählers wechselt mühelos von Geschichte zu Geschichte. In einer der schönsten Erzählungen, in der ausserdem ein Lexikonverkäufer und aggressive Wespen eine wichtige Rolle spielen, erbt ein verarmter Bauer eine Araberstute mit dem sinnfälligen Namen «Geschichte». Emotion und Ironie Die Erzählungen spielen in einem seltsam zeit- und ortlos anmutenden Griechenland, und wären da nicht die Namen und einige Anspielungen, würde man sie im Italien vor dem Risorgimento und dem des Giovanni Guareschi ansiedeln. Jäh wechseln Erzähltempi und Stil, münden die burlesken Fehltritte der Dörfler in eine antike Tragödie. Hier koexistieren eine Vogelfängerin und ein Fernseher, ein Zug, der ewig Verspätung hat, und ein Papagei, der im daktylischen Hexameter spricht. Mit wenigen Worten ist eine Szene skizziert: «Tote Fliegen übersäten die von der Sonne ausgebleichten Zeitschriften.» Insekten und Vögel werden nicht selten zu Fabelwesen. Aus Motten werden Harpyien, wenn sie dämonengleich in den Nachmittagsschlaf einer ältlichen Jungfer eindringen. «Dieser klassische griechische Hintergrund ist ein Segen und ein Fluch zugleich», sagt Panos Karnezis.

Er hat sich davon gründlich befreit. Völlig unangestrengt bewegt er sich erzählerisch zwischen der heidnischen Antike und dem Christentum. Dem studierten Diplomingenieur Panos Karnezis, der seine Erzählungen auf Englisch schrieb und sie mittlerweile selbst ins Griechische übertragen hat, sind ganz wunderbare und aufregende Erzählungen gelungen. Seine vitale und originelle Sprache hat Sky Nonhoff höchst treffend ins Deutsche übertragen. Seinen Geschichten hat Karnezis ein Gedicht des Lyrikers Konstantinos Kavafis, «Endgültigkeiten», vorangestellt. Auch Kavafis wurde auf dem Umweg über England bekannt. Seine Gedichte sind ein Labyrinth, in dem sich das Schweigen und das Geständnis, der Text und der Kommentar, die Emotion und die Ironie unentwirrbar vereinen. Das Gleiche gilt für die Erzählungen des Panos Karnezis.“

Einige Pressestimmen zum Buch
»Sehr empfehlenswert, weil einfach gut erzählt.« Wiener Journal 30.11.2007

»Beklemmend, plastisch, literarisch gut.« OÖ Nachrichten 29.08.2007

»Ein griechisches Dorf voll herrlich böser Geschichten. Ein großes Vergnügen für den Leser!« Bild am Sonntag

»Wie Karnezis den Ernst der antiken Tragödien und die griechische Lust an Pathos und Improvisation angesichts des größten Schlamassels vermengt, ist einfach wunderbar.« Süddeut­sche Zeitun­­g / SZ extra­­

»Panos Karnezis entführt den Leser in eine manchmal märchenhafte, dann wieder fast gespenstisch anmutende Welt. Wie ein roter Faden taucht Pater Gerasimos in den einzelnen Erzählungen immer wieder auf, der selbst auch nicht vor unlauteren Methoden zurück scheut, um die Dorfbewohner auf den rechten, sprich gottesfürchtigen Weg zu bringen – allerdings meist ohne großen Erfolg.« Nea-Fon, Deutsch-griechisches Magazin

»Karnezis verknüpft in ›Kleine Gemeinheiten‹ 19 liebevolle Geschichten zu einem Kaleidoskop der traditionellen griechischen Gesellschaft.« Hamburger Morgenpost

»Dieses Buch ist eine wahre Fundgrube. Es zeigt uns die Mentalität dieser Dorfbewohner ohne sie lächerlich zu machen, es hat den unterschwelligen Humor, es zeigt Menschlichkeit, und die Lust, auch dieses karge Leben lebenswert zu machen. Die einzelnen Kapitel könnte man auch solo lesen, aber wer den Anfang verpasst, wird keine Freude am Ende haben. Kaum zu glauben, dass hier ein Erstlingswerk vorliegt, das sprüht vor Einfällen, ist mal lyrisch, mal derb, mal witzig, hat etwas von Fellini aber auch Marquez, etwas vom Eulenspiegel und den derbdrolligen Geschichten Balzacs. Wenn sie die ›Kleinen Gemeinheiten‹ lesen, dürfen sie getrost schmunzeln oder lauthals lachen.« Antenne Brandenburg

»Der Erzähler hat ein fabelhaftes Gespür für das rechte Timing, für Tempo. Er fabuliert mit einem leichten Lächeln, und – dies macht den Charme dieser Texte aus – mit sehr viel Sympathie für seine Figuren, die wohl schwach und schrullig sind, die er aber nie verlacht.« Stuttgarter Nachrichten

»Ebenso humorvoll wie abgründig erzählt er von einer Welt voll archaischer Charaktere und skurriler Schicksale, bei denen man mitunter nicht recht weiß, ob man lachen oder weinen soll.« Journal für die Frau

»Dieses von Liebe, Verlust und den Schandtaten der Bewohner eines verarmten griechischen Dorfes handelnde Buch ist schlicht und ergreifend wunderbar. Ein bisschen Fellini, ein wenig Márquez, aber ganz und gar originell – Karnezis‘ Sprache ist frisch, lyrisch, natürlich und entführt uns auf magische Weise in eine gespenstisch anmutende Welt.« The New York Times Book Review

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