Feta, Joghurt, Knoblauch – das klingt nach Klischee, doch im Kochbuch „Echt griechisch!“ von Elissavet Patrikiou spielen diese drei wirklich attraktive Hauptrollen.
Elissavet Patrikiou, Fotografin aus Hamburg, hat sich den Satz „Viele Köche verderben den Brei“ zu Herzen genommen und sich gleich selbst um alles gekümmert: Sie hat Rezepte recherchiert, Texte geschrieben und die Fotos für das sehr persönliche Kochbuch Echt griechisch! gemacht. Die meisten Rezepte stammen von ihrer Mutter Anastasía. Diese lebt nach Jahrzehnten, die sie in Deutschland verbracht hat, nun wieder in ihrem Heimatdorf im Norden Griechenlands.
In Anastasías Garten wachsen Tomaten – auch grüne – Paprika, Gurken, Chilischoten und sehr viel Oregano. Gerade geerntet werden die Zutaten in der Küche eingelegt, geschmort, gebraten. Immer ganz frisch und dabei einfach – das ist Credo dieses 220 Seiten starken Kochbuchs. Rezepte und Fotografien folgen dem „Weniger-ist-mehr-Prinzip“ im Sinne schnörkelloser Hausmannskost.
Wie ein roter Faden zieht sich das beinahe klischeehafte griechische Himmelblau durch das Buch: Blau-weiß geblümt ist die Schürze der Autorin, blau-rosa eine Hauswand, blau-weiß-kariert die Tischdecke, auf der ein blauer Topf mit Auberginen-Kartoffel-Eintopf steht. Alles wirkt herrlich frisch und appetitlich. Nur vom blauen Meer ist kein Fitzelchen zu sehen, denn das ist weit weg. Einige Rezepte mit Meerestieren finden sich dennoch im Buch, gefüllte Calamares mögen nämlich auch die Bewohner des Inlands.
Liebevoll und mit Wärme schreibt Ellisavet Patrikiou über Land, Leute, Zutaten – ohne in den Kitsch abzugleiten: In kurzen, eingestreuten Texten stellt sie die Mutter vor, die ihr das Kochen und die Liebe zum Essen beigebracht hat und deren Garten, der jeden deutschen Kleingärtner vor Neid erblassen ließe. Über den Schafskäse Feta weiß die Autorin, dass er wegen seines hohen Fett- und Kalziumgehalts besonders in den armen Dörfern noch immer ein wichtiges Nahrungsmittel ist. Im Abschnitt Glauben beschreibt sie die Begegnung von Religion und Nahrung. Jeden ersten Tag im Monat wird im Dorf die Messe gelesen, Gottesdienstbesucher bekommen danach einen Becher geweihtes Wasser und frisches Basilikum mit auf den Weg. In den Küchen dürfen eine kleine Madonna oder ein Heiligenbild nicht fehlen.
Aufgeteilt sind die Rezepte in die Kapitel Gemüse (Rote Spitzpaprika mit Gemüse gefüllt, Zucchiniröllchen mit Feta), Mezedes (Auberginencreme, Gefüllte Weinblätter), Fisch (Miesmuscheln im Weinsud, Klippfisch), Fleisch (Lammgulasch, Geschmorter Hase in roter Sauce) und Süßes (Engelshaar und Grießkuchen). Für Vegetarier ist gut gesorgt, und für Kochanfänger sind die Hürden wirklich niedrig.
Das Buch macht Lust, sich Urlaubsgefühle herbeizukochen, statt beim Griechen nebenan Gyros (kommt nicht vor) und Tzaziki (sehr korrekt als „Joghurtdip mit Gurke“ übersetzt) zu bestellen. Die Zutatenlisten sind knapp, fast schon minimalistisch, die Rezepte übersichtlich und einfach.
Ausprobiert habe ich den Bauernsalat, griechisch Choriátiki, mit Gurken, Tomaten, Paprika, Oliven und Fetakäse, als Beilage zum Grillabend mit Kollegen. Das Gemüse, frisch vom Markt, war im Handumdrehen geschält, geschnitten, gewürzt und in einer Vorratsdose transportfertig gemacht. Das Olivenöl (ein gutes aus Kreta) habe ich als letzte Zutat erst am Tisch drüber geträufelt. Fruchtig, knackig, lecker – falsch zu machen war da nichts.