Ein Text auf der Website Gedenkorte-europa.eu.
Sougia
Der Ort
Sougia ist ein kleiner Ort an der Südküste der Insel Kreta am westlichen Rand der Lefka Ori, der Weißen Berge. Verwaltungsmäßig bildet Sougia zusammen mit den Bergdörfern Koustogerako, Livadas und Moni die Ortschaft Sougia (zusammen ca. 200 Einwohner/innen) im Gemeindebezirk Anatoliko Selino der Gemeinde Kandanos-Selino. Der am Ausgang der Agia-Irini-Schlucht gelegene Ort zählt seit dem Jahr 2000 zu den Märtyrerorten Griechenlands (gem. Präsidialdekret 99/2000).
Von Chania fährt man zunächst auf der Ausfallstraße, dann auf der New Road Richtung Kissamos, von der an der Abzweigung Richtung Omalos (Samaria-Schlucht) abgebogen wird. Weiterfahrt über Agia, Alikianos, Nea Roumata und Kampanos (ca. 60 km).
Mit dem Bus ist Sougia 2 mal täglich erreichbar; zudem besteht eine tägliche Fährverbindung nach Paleochora, Agia Roumeli und Chora Sfakion.
Die Ereignisse
Im Februar 1944 verhafteten deutsche Einheiten während einer großangelegten Durchkämmungsaktion in vielen Dörfern der Selino-Region eine große Anzahl von Männern: Auf der nahegelegenen Omalos-Hochebene, auf der sich auch eine Funkstation des britischen SOE (Special Operations Executive, britische nachrichtendienstliche Spezialeinheit) befand, war es wiederholt zu Angriffen von Partisanen der EOK (Nationale Organisation Kretas) auf deutsche Spähtrupps gekommen.
Nach Aburteilung durch ein deutsches Militärgericht wurden über 50 Männer aus Sougia, Rodovani, Kambanos und Epanochori im April 1944 zur Zwangsarbeit in das österreichische Konzentrationlager Mauthausen deportiert.
Gedenken
Gedenkstätte
Die vor dem Ortskern von Sougia an der Abzweigung nach Koustogerako stehende Gedenkstätte ehrt die aus den umliegenden Dörfern nach Mauthausen deportierten Männer. Der linke Teil der Gedenktafel listet die 24 Männer auf, die die Lagerhaft, Zwangsarbeit und Folter im Konzentrationslager und seinen Nebenlagern überlebt haben.
Der rechte Teil der Gedenktafel ist jenen Männern der Dörfer Sougia, Rodovani, Kambanos und Epanochori gewidmet, die während der Haftzeit starben oder ermordet wurden. Die Inschrift im Sockel der Gedenkstätte lautet: „Uns, die wir in den nazistischen Konzentrationslagern der Deutschen ums Leben kamen, vergesst uns nicht. Denn das Vergessen ist die Erlaubnis zur Wiederholung.“
Zeitzeuge Theodoros Kokolakis
Theodoros Kokolakis, 1918 geboren in Epanochori, gehörte zu den Deportierten. Er wurde während der Razzia in seinem ca. 15 km nördlich von Sougia gelegenen Heimatort gefangen genommen, von griechischen Kollaborateuren als Mitglied der EOK identifiziert und von einem deutschen Militärgericht zum Tode verurteilt. Durch eine Amnestie aufgrund von Hitlers Geburtstag wurde er zur Deportation nach Mauthausen „begnadigt“. Er kehrte 1945 nach Kreta zurück.
In einem Videointerview der KZ Gedenkstätte Mauthausen berichtet er über die Zeit der Lagerhaft in Melk, Mauthausen und Ebensee:
Im Februar 1944 wurden Einwohner der Region Selino, Westkreta, festgenommen und in das Konzentrationslager Mauthausen (Österreich) deportiert, wo viele den Tod fanden. Einer der Überlebenden, Theodoros Kokolakis aus Epanochori, berichtet in einem Videointerview über die Zeit der Lagerhaft. Er war in Melk, Mauthausen und Ebensee interniert. Das Video und ein kurzer Lebenslauf ist (in griechisch mit deutschen Untertiteln) auf der Website der KZ Gedenkstätte zu sehen:
Mahnmal an der Straße kurz vor Sougia
Übersetzung der Inschriften:
Um den Appell der Toten des Dimos Ost-Selino zu ehren, die am 10.Februar 1944 gefangen genommen und in die nazistischen Konzentrationslager Deutschlands verbannt wurden
– Aus der Gemeinde Sougia –
Georgiakakis, Georgios, Ion., geb. 1914, gest. 28.8.1944
Mpolierakis, Ioannis, Mark., geb. 1923, gest. 2.8.1844
Papaderos, Theofanis, Mich., geb.1909, gest.12.11.1944
Sifalakis, Evtychios, Emm., geb. 1923
Tsouris, Georgios, Ioan., geb. 1893, gest. 7.2.1945
– Aus der Gemeinde Rodovani –
Vitorakis, Themistoklis, Ant., geb. 1911, gest. 21.2.1945
Mathioudakis, Emmanouil, Geor., geb. 1920, gest. 5.1.1945
Markantonakis, Ioannis, Mich., geb. 1902, gest. 11.1.1945
Mpitsakis, Mathaios, Mich., geb. 1926
Mpitsakis, Antonios, Pan., geb. 1900, gest. 10.9.1944
Mpourdakis, Ioannis, geb. Mich., 1905, gest. 8.7.1944
Mpourdakis, Pavlos, geb. Ant., 1897, gest. 8.7.1944
Tsiskakis, Evtychios, Styl., geb. 1915, gest. 8.12.1944
Tsiskakis, Georgios, Em., geb. 1889. gest. 7.8.1944
Tomadakis, Ioannis, Styl., geb. 1905, gest. 28.5.1944
Chatzimichelakis, Evtychios, Emch., geb. 1906, gest. 1.12.1944
– Aus der Gemeinde Kambanos –
Kostantoudakis, Elevtherios, Emm. geb. 1920, gest. 5.6.1944
Manolarakis, Charalampos, Emm. geb. 1920, gest. 8.7.1944
Mpoultadakis, Evstratios, Math., geb. 1911. gest. 6.10.1944
Protopapadakis, Antonios, Nik., geb. 1892, gest. 2.12.1944
– Aus der Gemeinde Epanochori –
Georgiakakis, Aristeidis, Geor., geb. 1906, gest. 19.8.1944
Kalamarakis, Evangelos, Nik., geb. 1923
Kalamarakis, Evtychios, Nik. geb. 1920, gest. 12.4.1945
Kokolakis, Evangelos, Ion., geb. 1922, gest. 6.12.1944
Koukoulitakis, Dimitrios, Geor., geb. 1922
Koukoulitakis, Emmanouil, Nik., geb. 1914
Loupasakis, Evtychios, Nik., geb. 1891, gest. 18.1.1945
Mpasias, Antonios, Ioan., geb. 1896
Ntigrintakis, Alexandros, Ant., geb. 1927, gest. 18.12.1944
Pentarakis, Evtychios, Styl., geb. 1906, gest. 8.1.1945
Pentarakis, Ioannis, Ios. geb. 1923
Protopapadakis, Elevtherios, Ioan., geb. 1922, gest. 14.12.1944
Sartzetakis, Georgios, Nik., geb. 1921, gest. 22.5.1944
Sartzetakis, Pavlos, Ioan., geb. 1925
Uns, die wir in den nazistischen Konzentrationslagern der Deutschen ums Leben kamen, vergesst uns nicht.
Denn das Vergessen ist die Erlaubnis zur Wiederholung.
https://www.kreta-wiki.de/wiki/Selino
schönes Wochenende, kv