Die Fauna und Flora Kretas
Die Kretische Wildziege (Capra aegagrus cretica), auch als Kretische Gämse, Agrimi oder Kri-kri bekannt, wird zwar allgemein als Unterart der Wildziege bezeichnet, ist aber im eigentlichen Sinne eine verwilderte Hausziege.
Auf Kreta werden die Böcke oft als Agrimi (αγρίμι, der Unbeugsame) bezeichnet, während die Geißen Sanada genannt werden.
Nur wenige Touristen oder Einheimische haben jemals eines dieser scheuen Tiere zu Gesicht bekommen.
Früher war die Agrimi auf ganz Kreta verbreitet, doch in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde sie in weiten Teilen der Insel so stark verfolgt, dass sie nur noch in der Samaria-Schlucht in den Weißen Bergen eine Zuflucht fand. Ihr Fleisch war sehr begehrt und die Inselbewohner stellten aus ihren Hörnern Bögen her.
1928 wurden ausgewählte Tiere auf die Insel Theodorou, 1951 auf die Insel Agi Pantes und 1957 auf die Insel Dia gebracht, um dort neue Herden aufzubauen.
Bis 1960 war die Kretische Wildziege durch übermäßige Jagd gefährdet, und ihr Bestand war auf unter 200 Tiere gesunken. Sie galt als einzige Fleischzufuhr der Bergguerilla während der deutschen Besatzung im Zweiten Weltkrieg.
Ihr Seltenheitsstatus war einer der Gründe, dass die Samaria-Schlucht in den 1960er Jahren zum Nationalpark erklärt wurde und heute von der UNESCO als Biosphärenreservat eingestuft wird. Die Agrimi wird von der IUCN als vulnerable (gefährdet) klassifiziert. Heute leben ungefähr 2000 Tiere auf Kreta, die aber weiterhin wegen ihres zarten Fleisches gewildert werden.