Natur pur
Die Imbros-Schlucht (griechisch Φαράγγι Ίμπρου, Farángi Ímbrou) ist nach der Samaria-Schlucht eine der meistbesuchten Schluchten Kretas. Der Wanderweg durch die Schlucht ist acht Kilometer lang und führt vom Dorf Imbros südlich der fruchtbaren Askyfou-Ebene hinunter bis nach Komitades am Libyschen Meer. Dabei wird ein Höhenunterschied von zirka 650 Metern überwunden.
Benannt ist die Schlucht – der Legende nach – nach zwei Brüdern, die einst von der Insel Imbros nach Kreta verbannt wurden und dort das heutige Dorf Imbros gründeten.
Vor Bau der Straße nach Chora Sfakion war die Imbros-Schlucht der wichtigste Verkehrsweg von der Nordküste Kretas (Chania) in die Provinz Sfakia an der Südküste der Insel. Noch heute sind Reste des befestigten Maultierpfades zu finden. Die Schlucht diente im Laufe der Geschichte mehrfach als Rückzugsort und Fluchtweg bei Auseinandersetzungen mit den verschiedenen Besatzungsmächten. So weist zum Beispiel eine Marmoratafel auf eine Höhle hin, in der im Jahr 1867 Sfakioten von den osmanischen Machthabern ermordet worden sein sollen.
Im Zweiten Weltkrieg versuchten Tausende alliierter Soldaten durch die Schlucht zur Südküste zu gelangen, um von dort nach Ägypten evakuiert zu werden. Viele mussten, verfolgt und gefangen genommen durch deutsche Truppen, den Rückweg antreten und kamen in Kriegsgefangenschaft.
Gutes Schuhwerk ist wichtig
Vor allem seit die Samaria-Schlucht zu überlaufen ist, werden vermehrt Tagesausflüge zur Imbros-Schlucht angeboten. Zur Saison verlangt die Gemeinde Sfakia eine Eintrittsgebühr für die Begehung, die Tickets werden auf ungefähr halben Wege nach einer schlauchartigen Engstelle kontrolliert. Die Gehdauer beträgt ungefähr drei Stunden.
Die Imbros-Schlucht gehört zu den leichter begehbaren Schluchten Kretas, es sind keine Kletterpartien oder andere problematische Passagen zu überwinden. Wegen des grobschottrigen Untergrundes (Flussbett) muss trotzdem festes Schuhwerk getragen werden. Die Schlucht scheint nur noch nach Ausnahme-Regenfällen Wasser zu führen, so ist eine Begehung auch im Winter möglich.
Die Flora der Schlucht spiegelt die beiden Klimazonen wider, welche sie auf ihrem Verlauf quert. Im südlichen, niedrigeren und trockenerem Teil überwiegt spärlicher Bewuchs – als Baum dominiert die kretische Zypresse (die runde, nicht die kerzenförmige Wuchsform), wohingegen er im oberen Teil vielfältiger wird. Hier mischen sich vermehrt Eichen und Platanen unter die Nadelbäume, auch die strauchhohe Phrygana wie der wilde Thymian wächst deutlich dichter.