20. Mai 1941: Die Schlacht um Kreta – Historische Notizen.

I Machi tis Kritis: Die „Schlacht um Kreta“ im Mai 1941. Historische Notiz 81 vom 15. März 2011.

Von Holger Czitrich-Stahl

Im Mai 1941 nahm eine Tragödie ihren Anfang, die zu den brutalsten Schlachten im Gefolge von Luftlandeoperationen während des Zweiten Weltkrieges gehörte: Die „Schlacht um Kreta“. Es war ein ungleicher Kampf der kretischen Bevölkerung gegen die deutschen Fallschirmjäger und Besatzungstruppen, dessen die Insel im Mai 2001 mit einem großen Volkskonzert gedachte. Bekannte Musiker wie Psarantonis oder Vassilis Skoulas spielten auf dieser Großveranstaltung bekannte Volkslieder der Kreter, die übrigens auf Youtube zu bewundern sind. Gewiss wird auch in diesem Jahr an diese historische Zäsur, die ein weiteres Kapital in der Geschichte der Fremdbeherrschung der Mittelmeerinsel aufschlug, an „I Machi tis Kritis“ gebührend erinnert werden, und das heißt auf Kreta mit Volksmusik rund um die Uhr, Tanz, Pistolenschüssen und dem kretischen Schnaps, dem Tsikoudia. Grund genug also für eine weitere Historische Notiz über Griechenland und seine größte Insel, die meine Lieblingsinsel ist.

Die Vorgeschichte

Auch Griechenland beschritt in den dreißiger Jahren des 20. Jahrhunderts den Weg in die Diktatur. Nachdem die republikanische Partei des Liberalen Eleftherios Venizelos, der seit mehr als zwei Jahrzehnten die Geschicke des Landes maßgeblich mitgeprägt hatte, bei den Märzwahlen von 1933 der monarchistischen Volkspartei untelegen war, strebte die neue Regierung die Rückverwandlung des Staates in eine Monarchie an. Ein Putsch der Venizelisten scheiterte im März 1935; im November desselben Jahres kehrte König Georg II. nach einer zweifellos manipulierten Volksabstimmung nach Athen zurück und ernannte den nationalistischen General Joannis Metaxas zum Ministerpräsidenten ein. Metaxas wiederum erklärte sich am 4. August 1936 zum Diktator, nachdem seit Januar 1936 ein Machtvakuum das Land politisch lähmte. Im Gefolge des Staatsstreiches unterdrückte Metaxas sämtliche Opposition und leitete politische Verfolgungen ein, die auch den späteren Ministerpräsidenten Andreas Papandreou, damals Anhänger des Marxismus der Prägung Leo Trotzkis , ins Gefängnis brachte und Folterungen aussetzte. (1)

Nach Innen eine Diktatur nach dem Vorbild Mussolinis und Hitlers errichtend, strebte Metaxas nach Außen die Wiedererrichtung eines großgriechischen Reiches nach dem Vorbild von Byzanz an. Deshalb bewahrte er das Land in einem Status der Neutralität. Doch gerade diese Position trieb Griechenland in den Zweiten Weltkrieg hinein, als Mussolini, der unbedingt einen militärischen Prestigeerfolg benötigte, im Oktober 1940 ein Ultimatum an Metaxas richtete, dem faschistischen Italien den Durchmarsch durch Griechenland zu erlauben, um die Südflanke der „Achsenmächte“ zu sichern. Damit sollte Hitlers Wehrmacht der Angriff auf die UdSSR von Süden her gedeckt werden. Doch am 28. Oktober beantwortete Metaxas das Ultimatum des Duce mit einem griechischen Nein, dem „Ochi“. Dieser Akt der Wahrung der nationalen Souveränität des Landes begründete den „Ochi-Tag“ als noch heute geltenden Nationalfeiertag des Landes.

Prompt ließ Mussolini seine Truppen gen Athen in Marsch setzen, scheiterte aber unversehens am entschlossenen Widerstand der Armee und des Volkes. Die Italiener wurden bis Albanien zurückgedrängt, die deutsche Wehrmacht musste selbst anrücken, um die Südflanke einzunehmen. Dies kostete Hitler wichtige Zeit für den Angriff auf die Sowjetunion.

Die faschistische Invasion auf dem Balkan

Im März 1941 hatte Großbritannien die Athener Regierung zur Genehmigung der Landung einer britischen Expeditionsarmee gedrängt. Daraufhin ließ Hitler seine Truppen in Jugoslawien und Griechenland einmarschieren. Gedeckt von Maßnahmen Metaxas und der Armeeführung, die Truppenteile über Ostern in den Urlaub geschickt hatten, drang die Wehrmacht schnell nach Athen vor. Am 9. April 1941 standen Panzertruppen vor Thessaloniki. (2) Am Ostersonntag, dem 13. April 1941, griffen die deutschen Besatzungstruppen auf breiter Front von Norden her über den Epirus und Thessalien her Zentralgriechenland an. Am 20. April waren Larissa und Trikkala eingenommen, die Briten begannen mit der Evakuierung ihrer Truppen nach Süden. (Tagebuch OKW 2, S. 383)

Die deutschen Verluste an Menschenleben hielten sich laut dem Tagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht zunächst in Grenzen. So fanden beim Angriff auf das zentralgriechische Larissa rund 120 Soldaten den Tod. (Ebd.) Schon am 22. April war der deutschen Kriegsleitung bewusst, dass die „Operation Barbarossa“, also der Überfall auf die Sowjetunion Stalins, nun erst gegen Ende Juni beginnen konnte. Man plante ab jetzt für den Zeitraum vom 23. bis 25. Juni 1941 den Beginn des Überfalles. Am 23. April drangen die Streitkräfte des faschistischen Deutschland in Richtung Athen vor. Der Diktator Hitler selbst hatte vordem im „Einvernehmen“ mit Mussolinis Italien die Kapitulationserklärung diktiert, die um 14.45 Uhr des gleichen Tages von der griechischen Militärführung unterzeichnet wurde. (Ebd., S. 386)

maleme-1941
Die Schlacht um Kreta

Vor der Besetzung der Hauptstadt flohen König Georg II. und die Regierung von Ministerpräsident Tsouderos nach Kreta, das als einziges Territorium noch unbesetzt geblieben war. „Die Verteidigung der Insel hatten die englischen, neuseeländischen und australischen Streitkräfte übernommen, die nach dem Zusammenbruch des griechischen Festlandes…auf die Insel befördert waren.(3) Doch erwähnt auch der kretische Historiker Detorakis das logistische Problem der Verteidigungstruppen: Den 30. bis 32.000 Mann standen lediglich veraltete Waffen und keine Flugabwehrgeschütze zur Verfügung. Eigene griechische Einheiten waren überdies auf dem Festland eingeschlossen worden, zudem hatten weder Griechen noch die Alliierten ernsthaft mit einem Angriff auf den „natürlichen Flugzeugträger“ Kreta gerechnet, so dass darauf ausgerichtete Verteidigungspläne nicht umgesetzt worden waren.

Der Vormarsch der Wehrmacht vollzog sich über die Halbinsel Peloponnes in Richtung auf die kürzeste Verbindung über die Inseln Kythira und Antikythira. Athen wurde am 3. Mai 1941 völlig eingenommen und besetzt, Deutschland und Italien bezogen entlang einer Demarkationslinie ihre Besatzungszonen. Am 28. April wurden auf der Peloponnes die Kampfhandlungen eingestellt und 7000 Gefangene von den deutschen Truppen gemacht. Anfang Mai eroberten die Achsenmächte die griechischen Inseln. Als am 14. Mai Milos und Kythira erobert worden waren, begannen die deutschen Truppen mit dem Ausbau der Inseln für die Luftwaffe. Die Eroberung Kretas unter dem Decknamen „Operation Merkur“ wurde sofort am 14. Mai 1941 aufgenommen. Insgesamt verloren die deutschen Besatzungstruppen 2.559 Männer und beklagten 5.820 Verwundete sowie 3.169 Vermisste. 21.900 britische und 223.000 griechische Gefangene wurden gemacht, wobei die Griechen wieder freigelassen wurden. (OKW 2, S. 1204)

Die Schlacht um Kreta

Schon am 14. Mai begannen die Vorbereitungen für den Angriff auf die Insel. Görings Luftwaffe bombardierte strategisch bedeutende Stützpunkte auf Kreta. Am 20. Mai 1941 schließlich nahm die Schlacht um Kreta ihren Anfang, exakt morgens um 6.15 Uhr Ortszeit: „Die Invasion selbst begann bei Tagesanbruch…mit unaufhörlicher Bombardierung und dem Absprung von Fallschirmjägern in der Umgebung von Chania. Am Mittag desselben Tages sprangen Fallschirmjäger auf Rethymnon und am Nachmittag auf Heraklion.“ (Detorakis, S. 455) Strategische Ziele der Luftlandeoperation waren der Flughafen von Maleme auf der Halbinsel Akrotiri, die Bucht von Souda und die Inselhauptstadt Heraklion. Unter den Fallschirmspringern befand sich auch der deutsche Boxweltmeister Max Schmeling, der sich allerdings dabei ein Bein brach. Sicherlich ersparte ihm dieses Unglück viel Schlimmeres.

Britische Einheiten bekämpften die deutsche Invasion besonders von See her und fügten den Angreifern beträchtliche Verluste zu, wurden jedoch ihrerseits von italienischen Kriegsschiffen unter Feuer genommen und in Schach gehalten. Deutsche Luftangriffe wiederum machten mehrere britische Schiffe kampfunfähig. Die sich anbahnende alliierte Niederlage zwang am 24. Mai die Exilregierung Tsouderos und König Georg II. zum Gang ins Exil nach Ägypten. (OKW 2, S. 1209) Sie nahmen den Fluchtweg durch die Samaria-Schlucht nach Agia Roumeli, von wo aus sie mit britischer Hilfe flohen.(4)

Nur wenige Worte verlor das Tagebuch des OKW über die verteidigenden Kreter und über die Höhe der eigenen Verluste: 6580 Tote, Verwundete und Vermisste wurden gerechnet. (OKW 2, S. 1209) Aus kretischer Sicht stellten sich die Kämpfe allerdings folgendermaßen dar: „Die zivile Bevölkerung, Männer, Frauen, Alte und Kinder eilten spontan zu einem brutalen und noch nie dagewesenen Kampf, um ihr Land und ihre Freiheit zu verteidigen. Die Bündnisstreitmächte und die einheimische Bevölkerung überraschten mit ihrem unerwarteten und hartnäckigen Widerstand das perfekteste und stärkste Heer der Welt. Kreta wurde in eine lebendige Hölle verwandelt…Die Deutschen waren dazu gezwungen, auf Kreta immense Streitkräfte, die Elite ihrer Armee, herbeizuschaffen und brauchten zehn Tage, um die Insel Schritt für Schritt zu erobern. Ihre Verluste waren erschreckend. Mehr als 4000 Fallschirmjäger, „die Spitze der Nazis“, wurden getötet, die 7. Luftwaffendivision und mehr als 170 Flugzeuge wurden zerstört.

Die als unbesiegbar betrachtete Waffe in Gestalt von Fallschirmjägern wurde auf Kreta aufs schwerste geprüft und bezeichnenderweise nie wieder bei großen Vorhaben eingesetzt.“ (Detorakis, S. 455) Dabei kämpften die Kreter vor allem mit der Waffe der Freiheitsliebe und des Mutes, bewehrt mit Mistgabeln, Sicheln, Knüppeln, Messern, Sensen und alten Schießprügeln, die bestenfalls zur Wilddieberei taugten. Doch nach zehn Tagen mussten sich die Verteidiger den Aggressoren geschlagen geben. Am 28. Mai wurde Chania eingenommen, am 31. Mai zogen sich die Engländer endgültig nach Süden zurück, am 3. Juni 1941 erklärte das OKW die Besetzung Kretas für abgeschlossen. (OKW 2, S. 397ff) Noch am 1. Juni griff das Luftgeschwader 1 mit der Ju-88 die abziehenden britischen Verbände an und versenkte den Kreuzer „Calcutta“. Insgesamt gelang den Briten der Abtransport von rund 17.000 Soldaten von der Insel. Laut deutschem OKW verlor das Empire 15.743 Personen, darunter 2011 Marinesoldaten, in der Schlacht um Kreta. (OKW 2, S. 1209)

Widerstand und Besatzungsterror

Schon am 3. Juni 1941 begann der faschistische Besatzungsterror. Das Dorf Kandanos im Süden der Insel auf dem Weg nach Paleochora, das brutal in Schutt und Asche gelegt wurde, nachdem kretische Widerstandskämpfer (Andarten) deutsche Soldaten aus einem Hinterhalt heraus getötet hatten, war eines der ersten Opfer. (5)
Die Kreter versteckten jene britischen und alliierten Soldaten, die nicht entkommen waren, und organisierten über die Häfen der Südküste wie Agia Roumeli oder Chora Sfakion deren Transfer nach Ägypten. Gleichzeitig beherbergten sie zahlreiche alliierte Agenten, die den Widerstand der Andarten koordinierten und diese, so gut es ging, mit Waffen versorgten. Die zahlreichen Höhlen der Insel in den Gebirgen und die Schluchten an der Südküste dienten ihnen genau so wie die Klöster als Unterschlupf.

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Der englische Soldatenfriedhof in Souda

Immer wieder überfielen die Andarten deutsche Such- Stoßtrupps aus dem Hinterhalt und brachten die Soldaten um. Angesichts dieser gerade auf dem Balkan und in Griechenland zunehmenden Widerstandsbewegungen – Josip Broz Titos Partisanen in Jugoslawien, die ELAS auf dem griechischen Festland, die Andarten auf Kreta gewannen an Terrain – kam von höchster Stelle der Befehl:„Ortschaften, die Banditen oder feindliche Agenten als Zuflucht dienen, sind zu zerstören. Die männliche Bevölkerung, soweit sie nicht wegen Teilnahme an den Bandentätigkeiten erschossen wird, ist zu erfassen, in Geiselhaft zu nehmen und dem Arbeitsdienst zuzuführen.“(6)

Zu einer spektakulären Aktion kam es am 26. April 1944, als unter Leitung der britischen Agenten Patrick Leigh-Fermor und William Stanley Moss der deutsche General Heinrich Kreipe entführt und nach einer abenteuerlichen Inseldurchquerung nach Ägypten verschleppt wurde. Die deutschen Besatzer antworteten schließlich mit einer Gräueltat: Sämtliche männlichen anzutreffenden Bewohner des Dorfes Anogia am Psilorits wurden am 13. August 1944 erschossen, insgesamt fielen 117 Männer dieser Racheuntat zum Opfer.

So wie es Klaus Modick in seinem Roman „Der kretische Gast“ beschreibt, kann man sich dieses Kriegsverbrechen vorstellen: „“Hollbach befahl Sailer, sechs Männer als Exekutionskommando zu bestimmen. Als man dem Popen ein Tuch um die Augen binden wollte, schüttelte er bedächtig den Kopf. In der Bewegung lag keine Angst, sondern eine würdevolle Nachdenklichkeit, gemischt mit wortloser Verachtung. Dann führte man ihn an die Kirchenwand, direkt neben die blaue Tür…Sailer gab den Feuerbefehl, Johann drückte den Auslöser. Sechs Schüsse krachten, merkwürdig synkopiert wie eine barbarische Dissonanz. Der Pope taumelte, als habe ihn eine unsichtbare Faust vor die Brust gestoßen, mit dem Rücken gegen die Mauer und rutschte langsam, wie in Zeitlupe zu Boden. Der linke Arm des Popen schien noch zu zucken. Hollbach ging auf den am Boden Liegenden zu, setzte ihm die Pistole ins Genick. Johann drückte den Auslöser. Hollbach schoß…Hollbach befahl, das Benzin aus den Kanistern, die man in der Höhle gefunden hatte, in Häusern und in der Kirche zu verschütten.“ (Modick, S. 156f).

Nicht nur Kandanos und Anogia, auch Viannos und andere Dörfer sowie Geistliche wie der Abt des Klosters Toplou im Inselosten fielen der Vergeltungswut der Wehrmacht zum Opfer. Als die Deutschen 1945 kapitulierten, bestanden sie darauf, sich der britischen Armee zu ergeben, so sehr fürchteten sie sich vor der Rache der Kreter, die so viele Menschenleben opferten im Kampf gegen die deutschen Besatzer. Doch aus den Widerständlern wurden selbst schnell wieder Verfolgte, als der griechische Bürgerkrieg zwischen der sozialistischen ELAS und den von England und den USA unterstützten Nationalisten und Royalisten von 1945-1949 ausbrach.

Eine weitere deutsche „Invasion“ vollzog sich in den Jahren nach 1968, als die Söhne und Töchter der Besatzer als Hippies die Insel zu „erobern“ begannen. Sie allerdings waren nicht die Vorhut neuer Fremdherrscher, sondern die „Pioniere“ des Tourismus, eines Tourismus allerdings, der auch an der Nordküste Kretas seine baulichen Spuren hinterlassen hat. Die Südküste hingegen bietet noch immer die Kulisse für Träumer, Künstler und Unangepasste. Die Insel selbst ist überreich an Geschichte und Geschichten, die ihrer Erzählung harren.
Anmerkungen
1) Andreas Papandreou, Griechische Tragödie, München-Wien-Zürich 1971, S. 54ff
2) Kriegstagebuch des Oberkommandos der Wehrmacht, Band 2 (6. April – 31. Dezember 1941), hrsg. von Percy E. Schramm, 9. April 1941, München 1982, S.377
3) Theocharis Detorakis, Geschichte von Kreta, Heraklion 1997, S. 453f
4) Victoria Kyriakopoulos, Kreta, Ostfildern 2006, S. 33
5) http://de.wikipedia.org/wiki/Kandanos, Zugriff vom 14. März 2011
6) Klaus Modick, Der kretische Gast, Frankfurt am Main 2003, S.93

Mehr Info: Eine Analyse von Oberst iR Kurt Gärtner.

9 Kommentare

  1. Wir gehören zu denen, die nach 1990 Kreta entdecken durften. Wir haben diese Insel lieben gelernt. Nicht nur wegen Wetter, Pflanzen und Tieren, sondern vor allem wegen der Herzlichkeit der Kreter.
    Wir haben auch manche Gedenkstätten des Kampfes und der Opfer der Kreter besucht.
    Manche Inschriften verwunderten uns sehr. Wie kann ein Kreter solche, die Taten der deutschen Faschisten verherrlichenden Aufschriften, dulden?
    Immer wieder geht unsere deutsche Großmannssucht mit uns durch.
    Ist es Neid oder Herrenmenschen-Denken?
    Die Kreter sind fleißiger als die Deutschen und das Geld von Frau Merkel haben nicht die fleißigen Griechen bekommen, sondern die Banken.
    Übrigens eine mittägliche Siesta ist nicht Ausdruck von Faulheit sondern Anpassung an das Klima.
    Für das Auftreten mancher Deutscher gegenüber den Kretern und den Griechen im allgemeinen Schäme ich mich und möchte ich mich entschuldigen.

  2. Moin und Kalimera, was viele nicht wissen, jedes Jahr am und um den Jahrestag zum 20. Mai 1914 (Operation Merkur) treffen sich Ewiggestrige auf Kreta.

    Auf dem deutschen Soldatenfriedhof in Maleme treffen sich jedes Jahr am 20. Mai Wehrmachtsveteranen, Bundeswehrsoldaten und Neonazis zum „Gedenken“.

    Bei diesem geschichtsrevisionistischen Treiben werden die griechischen Opfer und die Verbrechen der deutschen Wehrmacht mit keinem Wort erwähnt. Aus den Tätern werden Opfer, die Kriegsverbrechen geleugnet, die Wehrmacht glorifiziert.

    Der Friedhof bei Maleme ist jedoch nicht der einzige Wallfahrtsort alter und junger NS-Traditionalisten. So steht in der Stadt Chania, dass bereits 1941 von den deutschen Besatzern errichtete NS-Denkmal für die Fallschirmspringer und in Floria das Denkmal für die Gebirgsjäger.

    Zum Jahrestag der Invasion gedenken auch hier etliche alte und junge Fallschirmjäger aus Wehrmacht und Bundeswehr der deutschen Besatzung.

    Für den Erhalt dieses NS-Denkmal streitet der sogenannte rechte Traditionsverein „Freundeskreis zur Erhaltung eines Fallschirmjäger – Ehrenmals auf Kreta e.V.“ aus Lohr am Main und der „Bund Deutscher Fallschirmjäger e.V.“ Der „Freundeskreis“ preist „die außergewöhnliche Einsatzbereitschaft, den Mut und die Leistungen der Deutschen Fallschirmjäger im  Kampf um Kreta“.

    2014 hat der „Freundeskreis“ eine Online-Petition für den Erhalt des NS-Denkmal für die Fallschirmspringer in Chania gestartet. 11.419 unterzeichneten diese Petition.

    Über die ermordeten kretischen Zivilisten, die zerstörten Dörfer und die Deportation der Juden Kretas nach Auschwitz, findet man auf der Homepage des „Freundeskreises“ allerdings nichts.

    Literatur Tipps:

    Kapitän Manolis Panduwas – Der Anführer des nationalen Widerstandes in Kreta. Seine Erinnerungen an den Kampf von Antoni K. Sanudaki, Verlag Knossos Athen, 1994

    Schatten ohne Mann – Die deutsche Besetzung Kretas 1941-1945 von Ulrich Kadelbach, Verlag Dr. Thomas Balistier, 2002

    Andartis – Monument für den Frieden Krieg – Widerstand – Versöhnung von Karina Raeck, Verlag Dr. Thomas Balistier, 2016

    Bericht der Zentralen Kommission zur Feststellung der Gräueltaten auf Kreta, Gesellschaft für Kretische Historische Studien, 2017

    Pavlo – der kleine Andarte – Kindheit im besetzten Kreta 1941- 1945 von Stephan D. Yada-Mc Neal, Books on Demand

    Dichter im Waffenrock – Erhart Kästner in Griechenland und auf Kreta 1941 bis 1945 von Arn Strohmeyer, Verlag Dr. Thomas Balistier, 2006

    General Kreipe wird entführt – Ein Husarenstück auf Kreta 1944 von Hans Prescher, Verlag Dr. Thomas Balistier,2007

    Die Entführung des General von Patrick Leigh Fermer, Dörlemann Verlag, 2014

    Die Entführung von General Kreipe von G. Harokopos, von V. Kouvidis und V. Manouras, Heraklion, 2002

    ελευθερία ή θάνατος – Freiheit oder Tod, kv

  3. Yassas, bei meinem 2. Urlaub auf Kreta, neugierig wie eine alte Frau, fuhr ich von Mirtos aus instinktiv durch die Berge zurück nach Chersonnisos und kam so an dem Mahnmal oberhalb von Viannos vorbei.
    Bedingt durch die Neugier, und ohne zu wissen, was es mit diesem Mahnmal auf sich hatte, hielten ich an und spazierte auf diesem großen Platz umher. Ich weiss nicht, warum ich dann auch noch einen Blick in die kleine Kirche am Anfang des Platzes werfen wollte, irgendwie herrschte eine ganz besonders gedrückte Stimmung in mir. In dieser Kapelle sass ein altes Mütterchen und weinte… Als ich die Tür hinter mir schloss, hob sie ihren Blick und fragte mich: „Deutsch“. Als ich nickte, fiel sie mir um den Hals und herzte mich. Ich wusste nicht, wie mir geschah. Dann zeigte sie an die Decke der Kirche, und versuchte mir zu erklären, was ich sah. Gott sei Dank hing an der Wand eine Tafel, auf der auch auf Deutsch erklärt wird, dass für jeden Einwohner des Ortes Viannos/Amiras, der bei dem Massaker von Viannos durch die deutsche Wehrmacht ums Leben kam, ein „ewiges Lichtchen“ installiert wurde. Später erklärte sie mir dass ihre Eltern unter den Opfern waren. Erst zu Hause stellte ich bei Recherchen fest, dass ich wohl am Jahrestag des Massakers vor Ort war. Seit diesem Tag besuche ich die Gedenkstätte jedes Jahr, habe auch das Mütterchen von damals schon mehrmals besucht… Letztes Jahr ist sie gestorben.. Ich kann nur jedem empfehlen, der mal in der Nähe ist, oder auf der Durchfahrt, sich diesen Ort mal anzuschauen.

  4. Jassas,
    vielen Dank für diesen Bericht, auch wenn er schon etwas älter ist.
    Es erinnert immer wieder daran, zu welchen Gräueltaten die Menschen
    fähig sind und welches Leid sie Anderen zufügen können.
    Wir sind seid 24 Jahren Kreta Besucher, ein oder zweimal im Jahr ,
    und bedanken uns für das Verzeihen und die Freundlichkeit welche wir als Deutsche
    von den Kretern erfahren. Trotz allem. Efcharisto !!!
    Familie Baumann / Olfen / NRW

  5. Diese Geschichte hat mich wieder schmerzlich erinnert,an meinen Besuchen auf der Insel Kreta,unter anderem „Der deutsche Soldatenfriedhof in Maleme.
    Kleinere gräber mit jeweils drei Namen der Soldaten.mit blutroten Blumen geschmückt,die ganz besonders durch die hellen Einfassungen der Gräber hervorstachen.
    Ein Grab viel mir besonders auf,“Ein Name,eines Soldaten aus Mittenwald(Bayern)mit einem kleinen Sräußchen Stoffblumen mit Edelweiß und Enzian.Meinen Zustand möchte ich dazu nicht beschreiben,ich war erschüttert,nochdazu liegt dieser Friedhof wunderschön an einem Hang,mit Blumen und Bäumen bewachsen,mit Blick zum Meer.
    Jedem der vor hat ,
    die Insel Kreta zu bereisen,sage ich“für jeden deutschen Staatsbürger sollte es eine Pflicht sein, diesen Friedhof zu besichtigen.

  6. Hallo nach Kreta,

    ich reise seit ca. 40 Jahren nach Kreta, immer noch mit Ehrfurcht. Früher war`s noch mehr fremd schämen, wenn man in den Dörfern auf die “ alten “ Kreter traf, die diese traurige Geschichte erlebt hatten, und eine Herzlichkeit an den Tag legten!!!! Danke für den Bericht.

    Grüße aus Bönebüttel

  7. Danke fuer den Bericht zur Geschichte. Der Friedhof, der auf dem gemalten Bild zu sehen ist, ist aber nicht in Maleme, sondern zeigt den englischen Soldatenfriedhof in dér Bucht von Souda. Im Hintergrund ist der Faehranleger von Souda Bay zu sehen.

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