Griechenland steht seit Wochen in Flammen, deutsche Tageszeitungen titulieren Berichte mit „Alles verbrannt, alles verloren!“ und jeden Tag werden die Ausmaße der Feuerkatastrophe genauer bekannt und führen uns die Verwundbarkeit unserer Zivilisation deutlicher vor Augen. Bezeichnend für die Wahrnehmung Vieler bezeichnet die Vizebürgermeisterin des Ortes Ost-Mani, Eleni Drakoulakou, diese Situation als „biblische Katastrophe“.
Dennoch mutet es erstaunlich an – und das jetzt bitte nicht falsch verstehen! – dass trotz der enormen materiellen Verluste doch nur vergleichsweise sehr wenige Todesfälle zu beklagen sind. Und das bei dieser Feuersbrunst!
Tausende von Feuerwehrleuten, Soldaten und freiwilligen Helfern kämpfen rund um die Uhr gegen diese apokalyptischen Feuerstürme, internationale Hilfe ist bereits relativ früh angelaufen. „International“ heißt in diesem Falle vor allem Rumänien, Frankreich, die Schweiz, Zypern, Israel, Schweden, Ägypten, Großbritannien, Katar, Kuwait und die Ukraine.
„Hmmmm…..“, mag man sich da kopfkratzenderweise fragen, „und Deutschland?“
Nun, Deutschland zögerte erst mal sehr lange, obwohl Griechenland die Bundesregierung schon früh um Hilfe gebeten hatte. Wahrscheinlich musste erst mal wieder ein Ausschuss gegründet werden – und das in der Ferienzeit! Man kann sich ja nicht um alles kümmern, wo doch gerade der Westen Deutschlands von den tückischen Hochwasserfluten mit zu kämpfen hat, in denen Hunderte von Menschen umkamen.
Das ist natürlich eine Tatsache, diese Flutopfer und auch die Überlebenden sind absolut zu bedauern und das angeregte 30 Milliarden Euro starke Hilfspaket zum Wiederaufbau der Rheinland-Pfälzischen und Nordrheinwestfälischen Katastrophengebiete soll noch im August vom Bundesrat abgenickt werden.
Aber da kommt man doch schon wieder in’s Grübeln: wieso hat diese Flut so unglaublich viele Todesopfer gefordert? Was läuft schief beim deutschen Katastrophenschutz und -Frühwarnsystem? Kann man das wirklich nur dem sicher auch sehr überforderten Bürgermeister von Ahrweiler anlasten? Vermutlich nicht.
Also weiter zur nächsten Frage: warum geht bzgl. der Todesopfer die Feuerkatastrophe in Griechenland so vergleichsweise glimpflich aus und warum hatte diese Jahrhundertflut solch hohe Todesfälle zur Folge?
Was machen die Griechen anders und besser?
Nun, die Antwort ist ebenso so einfach wie einleuchtend: sie reden nicht nur über Digitalisierung, sie setzen sie sogar konsequent um! Und zwar zu allererst in den Bereichen, in denen sie wirklich überlebensnotwendig und lebensrettend sein kann. Genau: beim Katastrophenschutz.
Im Klartext: das griechische Alarmsystem verlässt sich nicht mehr auf altertümliche Sirenen, die oft genug blanke Panik auslösen und die Menschen eher kopflos aufscheuchen, sondern die Alarmmeldungen werden über SMS und mit unüberhörbaren akustischen Signalen auf die Mobiltelefone verschickt. So werden die Menschen gezielt vor Gefahren gewarnt und zur Evakuierung aufgefordert werden – inclusive präziser angaben über sichere Fluchtrouten!
Damit ist sogar der Verfasserin klar geworden, weshalb man sogar beim Kauf einer Pre-Paid-Karte seine kompletten Personalien angeben muss und sie wird sich nie mehr über die griechische Bürokratie aufregen (naja, zumindest in diesem Fall nicht!).
Wenn man bedenkt, dass die meisten Griechen mindestens ein Mobiltelefon und dieses jederzeit am Mann/an der Frau haben, ist das wohl eine ziemlich clevere und lebensrettende Idee gewesen, die lautlos und ruck-zuck umgesetzt wurde. Entwickelt wurde das Verfahren nach der Brandkatastrophe im Athener Vorort Mati, wo 2018 über 100 Menschen starben. Man lernt aus seinen Verfehlungen und Erfahrungen!
Und das Beste ist: man braucht nicht mal irgendeine komplizierte App herunter zu laden, sondern das sogenannte „cell-broadcasting“ ermittelt in Zusammenarbeit mit den verschiedenen Providern in Sekundenschnelle den Standort des Mobiltelefons. Die o.g. Warnung erscheint direkt auf dem Startbildschirm, begleitet von unüberhörbaren akustischen Signalen.
Gab es in den letzten Wochen oft Überschriften, dass Deutschland im Umgang mit solch katastrophalen Wassermassen und Überschwemmungen von Bangladesh lernen könne, warten wir noch auf den Tipp, sich beim Katastrophenschutz auch mal an die Griechen zu wenden.
Die werden mit ihrer Hilfe sicher nicht so lange zögern, wie es umgekehrt der Fall war. Man sollte nur wirklich ganz nett fragen.
Und da gibt es noch jemanden, der nicht lange zögert. Und das ist unser Freund Erwin Schrümpf von der Griechenlandhilfe.at. Erwin und seine zahlreichen Helfer haben eine Unmenge an Sachspenden für Griechenlandgesammelt. Jetzt bedarf es mal wieder Geld für die Transportkosten. Deshalb unser Spendenaufruf für Erwin und seine Griechenlandhilfe HIER.
Erwähnenswert auch noch, dass selbst im kleinsten Dorf (so auch hier bei uns) in Griechenland für die Opfer gesammelt wird.
Jammaz olamazi
Mein Gott. Wir haben eine Europäische Grenzschutzagentur Frontex, sind alle in der Nato, und Brüssel also die EU reguliert jeden Scheiß wie damals die Krümmung von Gurken und noch anderen Blödsinn aber ist nicht in der Lage mal 100 Löschflugzeuge vorzuhalten verteilt auf 27 Mitgliedsstaaten. Traurig was die EU ausmacht.
Moin, statt in das Gesundheitssystem und medizinisches Personal, Bildung und Feuerwehrleute zu investieren, hat die rechtspopulistische und konservative Regierungspartei Nea Dimokratia von Kyriakos Mitsotakis, lieber Millionen in Polizei und Rüstung gesteckt.
Das fällt Mitsotakis nun gewaltig auf die Füße. Die einfachen Menschen müssen nun die autoritäre Politik der ND ausbaden…..
Der griechische Staat hat die Zahl der Feuerwehrleute kontinuierlich verringert – die Zahl der Polizisten exorbitant vergrößert.
Die griechische Regierung gab:
6,6 Milliarden für die NATO
1,9 Milliarden für Rafale-Kriegsflugzeuge
120 Millionen zur Unterstützung der Fluggesellschaft AEGEAN
30 Millionen für Polizisten in Universitäten.
1,7 Millionen für den Brandschutz
Hintergrundberichte:
Polizisten im Überfluss – aber keine Feuerwehrleute
https://griechenlandsoli.com/2021/08/07/polizisten-im-uberfluss-aber-keine-feuerwehrleute/
Griechenland: erst saniert, dann verbrannt
Welche politischen und wirtschaftlichen Folgen die Waldbrände haben werden. Und wie die Menschen auf das Staatsversagen regieren
https://www.heise.de/tp/features/Griechenland-erst-saniert-dann-verbrannt-6158465.html?seite=all
Und noch was …
Das Feuer ist schneller als man mit dem Auto weg fahren kann …
Von wegen Warnungen … und „Versagen“ bei den „nicht ausreichenden“ Warnungen …
Bitte, Susanne, bewegen Sie sich bitte in Zukunft auf dem Weg der TATSACHEN !!!!
Auch die Leute bei den Überflutungen hätten trotz Warnungen keine Chance gehabt :-((((
Das Ganze geht mit einer ungeahnten Geschwindigkeit von statten 🙁
Danke für den sachlichen Kommentar, liebe/r Kritiki und auch an Dich liebe Mariela.
Mehr als polemisierend ist dieser Beitrag von Susanne. Und by the way an Sie gerichtet, da geht´s nicht um Politik und hätten/täten. Ihr Beitrag erinnert mich sehr an einen Artikel aus der „Zeit“, der vor so 4 Tagen erschienen ist … . Unerträgliche, irrealistische Vorschläge von Leuten, die gerade im deutschen Wahlkampf stehen.
Stehe in Kontakt mit Freunden in Athen und habe deren unmittelbare Berichte auch zum Thema der Brandbekämpfung.
Deutschland soll sich Löschflugzeuge zulegen … sagen Sie. Wissen Sie, liebe Susanne, dass die bei den Bränden auf dem Festland nicht eingesetzt werden konnten, weil aufgrund der Trockenheit keinerlei Oberflächenwasser mehr verfügbar war ? Das geht nur mit Meerwasser. Haben Sie mal gesehen wie so ein Löschflugzeug Wasser tankt ???!?!!! Ich schon … . Genauso verhält es sich mit den Hubschraubern, die auch ihren Wassersack irgendwo füllen müssen … .
Wissen Sie, dass diese Flugzeuge und Hubschrauber in dem Rauch der Brände meist gar nicht mehr fliegen können ?!!?!!!
Und wenn, dann können sie nicht LÖSCHEN … nur Wasserteppiche legen um Häuser und Ortschaften solange zu schützen bis man die Menschen in Sicherheit bringen kann.
Glauben Sie mir bitte, ich habe das auf Samos (wo die Brandschneisen wegen der starken Winde versagt hatten) und auf Ikaria LIVE erlebt. So kann ich auf so einen Text wie Ihren wirklich gerne verzichten. Und mit Politik hat das ganz und gar nichts zu tun !!!!!!!!!!! Es sind MENSCHEN (die by the way ihr Leben riskieren ! Auch so „blöde Deutsche“), die aus allen Ländern zu Hilfe kommen und tun, was sie können.
Liebe Susann,
Gefunden in Griechenland.net
Ob sich in naher Zukunft bei der Prophylaxe oder bei der Brandbekämpfung Wesentliches ändert, wird sich zeigen. Vielleicht ist es höchste Zeit, wieder einmal ernsthaft über den Aufbau eines Freiwilligen Feuerwehrwesens in Griechenland nachzudenken. Bis zum Jahr 2014 existierte in diesem Bereich die rührige und von Nordgriechenland ausgehende Initiative ESEPA, die auch von deutschen und österreichischen Freiwilligen Feuerwehren Unterstützung erhielt. Nach – wie sich im nachhinein herausstellte – haltlosen Anschuldigungen gegen den Hauptinitiator Nikos Sachinidis über angebliche Unregelmäßigkeiten kam dieses Engagement zu einem unrühmlichen Ende. Angeblich erhielt Sachindis der Zeitung „Efimerida ton Sytakton“ zufolge in diesen Tagen einen Hilferuf vom Zivilschutz Makedonien-Thrakien. Leider musste der ESEPA-Gründer antworten, dass zwar 70 ESEPA-Feuerwehrfahrzeuge vorhanden, aber seit 2013 wegen der damaligen Schmutzkampagne vor sich hinmodern und nicht einsatzfähig seien. (Griechenland Zeitung / Robert Stadler)
Und zum Thema SMS Warnung alles Top nur wenn wie geschehen der Strom für die Sendemasten ausfällt kann man sein Handy ins Klo schmeißen.
Bei uns in Garmisch-Partenkirchen setzt man seit dem großen Hochwasser auf die guten alten Sirenen mit Notstromversorgung. Probealarm jeden Samstag um 12:00.
Liebe Grüße
Paul
Liebe Susanne, dein polemischer Schreibstil erinnert mich doch sehr an bestimme Stimmungsmacherpresse.
Dem Kommentar von Kritik kann ich nur zustimmen.
Wir haben eine Wohnung in NeaSkioni Chaldikidi.
VorJahren hat es bei uns ca. eine Woche gebrannt.
Habe mir die Hand am Balkongeländer Verbrannt.
EinToter in Hanioti, sonst keine Verletzten.
Leider gibt es inGriechenland keine funktionierenden Feuerwehren in den kleinen Orten wie bei uns.
Wir haben eine Wohnung in NeaSkioni Chaldikidi.
VorJahren hat es bei uns ca. eine Woche gebrannt.
Habe mir die Hand am Balkongeländer Verbrannt.
EinToter in Hanioti, sonst keine Verletzten.
Leider gibt es inGriechenland keine funktionierenden Feuerwehren in den kleinen Orten wie bei uns.
Es gibt da schon einen Unterschied zwischen GR und D: Brandkatastrophen gab es in GR (leider) schon immer. Eine Überschwemmungskatastophe dieses Ausmaßes im Binnenland gab es in D aber noch nie. Insofern wären auch deutlichere Warnungen wohl nicht von allen so ernst genommen worden, wie es nötig gewesen wäre.
Außerdem haben sich die Brände in GR wesentlich langsamer entwickelt.
Wie die Folgen sein können, wenn das Feuer sich schnell ausbreitet, haben wir vor gerade mal drei Jahren in Mati gesehen: 100 Tote.
Und D schickt übrigens deshalb keine Löschflugzeuge, weil es schlicht keine hat. Ist ja auch von den meisten Landesteilen viel weiter zum Meer als in GR. Deutsche Feuerwehrzüge sind aber inzwischen in GR angekommen.
Hallo Susanne,
ich möchte einige Anmerkungen dazu machen:
– für cell-broadcasting ist keine Registrierung mit vollen Adressdaten erforderlich. Es würde auch mit – wie früher möglich – „anonym“ gekauften pre-paid-SIM-Karten funktionieren
– cell-broadcasting schickt einfach eine Nachricht an alle an einem Handy-Funkmast eingebuchten Handys. Es wird nichts gesucht. Durch das gezielte Ansprechen eines Funkmastes funktioniert es eben schön lokal. Sonst wären auch alle ausländischen Handys außen vor und würden keine Meldung erhalten.
– keine Hilfe aus Deutschland? Sorry, meine Wahrnehmung ist eine andere, siehe _z.B_ Link: https://www1.wdr.de/nachrichten/feuerwehr-bonn-brand-griechenland-100.html