Digitalisierung – Deutschland-Griechenland 0:5.

Da habe ich nun 2009 in das, wie sich herausstellen sollte, finanziell absolut marode Griechenland eingeheiratet. Einige US-amerikanische Banker konnten den Hals nicht vollkriegen und – rummms! – ging die Weltwirtschaft in die Knie. Dann musste 2010 auch noch so ein blöder isländischer Vulkan – der fast unaussprechliche Eyjafjallajökull – ausbrechen und die Flugverbindungen zwischen „neuer“ und „alter“ Welt zum Erliegen bringen, irgendwann lag dann auch noch ein Riesentanker im Suez-Kanal quer und – zack – rien ne va plus (nix geht mehr).

Doch – da geht noch was!

Ja, es geht noch was – allerdings zu extrem überteuerten Preisen (es gibt ja immer Krisengewinnler), aber nur wenige betroffene Staaten haben daraus ihre Lehren gezogen. Aber ganz vorne mit dabei: der „Pleitestaat“ Griechenland!

Und darauf bin ich – immer noch deutsche Staatsangehörige – richtig stolz!

War ein Besuch des Finanzamtes (in meinem Falle Chania) im Jahr 2011 eine echte Odyssee (ein griechisches Wort!) und noch eine wirkliche Zumutung – irgendwas zwischen Chaos (ebenso ein griechisches Wort) und Resignation – so hat sich in den letzten Jahren, als es endlich mal wieder ruhiger um Hellas wurde, extrem viel getan.

Denn die Griechen quatschen nicht nur viel und laut – sie tun auch was. In aller Stille. Nach dem Motto: „kloppt Ihr Euch in Europa doch die Köppe ein, wir arbeiten in der Zwischenzeit!“

Und wie und an welchen Themen die Griechen gearbeitet und einen wirklich epochalen Vorsprung vor Deutschland erlangt haben, das merkt jeder Urlauber und vor allem die Griechen und ansässige Ausländer. Griechenland hat das Internet für sich entdeckt und entsprechend verwertet!

Griechenland entwickelt sich zum digitalen Vorzeigestaat. Mit mobilen Anwendungen wird dort unter anderem das Smartphone zur digitalen Brieftasche. Zudem können immer mehr Behördengänge mittlerweile digital erledigt werden.

1543 Dienstleistungen der öffentlichen Verwaltung kann man in Griechenland bereits mit dem Handy oder Tablet aufrufen, von der Geburtsurkunde über den Antrag auf Ausstellung eines Angelscheins bis hin zur einvernehmlichen Ehescheidung.

Einen großen Schub bekam die Digitalisierung 2020 durch die Pandemie, als Ämter und Behörden wegen der Lockdowns wochenlang geschlossen waren. Binnen kürzester Zeit organisierte die Regierung eine digital basierte, völlig papierlose Covid-Impfkampagne. Man vereinbarte seinen Impftermin per Handy und bekam hernach den Impfnachweis ebenfalls in elektronischer Form aufs Smartphone. Seither ist es in Griechenland völlig selbstverständlich, dass die Ärzte Arzneimittelrezepte nicht mehr auf Papier, sondern elektronisch ausstellen. Das spart Kosten und erleichtert den Apotheken die Abrechnungen mit den Krankenkassen.

2021 wurden 500 Millionen Interaktionen der Verwaltung digital erledigt.

Und das bedeutet eine wirkliche Entlastung der Bürger, denn auch Omi auf´m Berg hat irgendeinen Enkel, der sich damit auskennt. Mittlerweile kann man fast alles digital erledigen: Steuererklärung sowieso, Shoppen bei Amazon&Co. Plaisio, Scroutz.gr etc.. Aber – und das ist der wirkliche Vorteil der hellenischen Digitalisierung – man spart sich auch lange Wege und jede Menge Nerven, denn man hat  im Jahr 2023 fast alles auf dem Smartphone.

Festnetz Internet im Süden Kretas.

Meine ehemalige Chefin ist schon seit langem dazu übergegangen, ihren sorgfältig geschriebenen  Einkaufszettel abzufotografieren. Denn so nen Einkaufszettel lässt man ja gerne mal zu Hause liegen – das Handy ist aber jederzeit dabei!

Auch eine verkehrstechnische Fahrzeugkontrolle geht im Hellas des Jahres 3723/3724 nach Zeus ganz geschmeidig ab. Führerschein, Fahrzeugschein? Zack – da wird das Handy mit allen relevanten Daten dem kontrollierenden Beamten unter die Nase gehalten und schwuppdiwupp wird man zur Weiterfahrt gebeten.

Das mobile Internet auf Kreta. 5G fast überall.

Es kann ja alles so einfach sein! Könnte es auch in Deutschland – der Verfasserin dieses Artikel erschließen sich die Gründe dafür, dass es nun mal so gar nicht so ist kaum – aber…. hmpf…..

Ich teile gerne einige Erlebnisse mit Euch – da wäre schon mal das JobCenter. Die haben eine digitale Plattform, auf der man vieles machen kann: Anträge herunterladen, Bescheide ausdrucken, Termine vereinbaren – ist ja alles erstmal ganz prima. Nur…… alle möglichen digitalen Anträge und Termine werden POSTALISCH bestätigt. Soll heißen: man stellt einen Antrag digital und bekommt die Antwort komplett analog. Also per Brief mit Frankierung.  Ich kann ihn zwar nicht leiden, aber da haut Mario Barth doch genau in eine Kerbe rein, die sich hier in Deutschland immer mehr verselbständigt. Zum Thema „Ver(sch)wendung von Steuergeldern“.

Social Media früher in Griechenland.

Oder – auch gerade aktuell: ich war bittstellerisch auf der Suche einem Termin in der Hautklinik der Universität Mainz. Prima Sache das – man kann das über die Website der Klinik durchaus beantragen. Besagter Antrag ging im August 2023 digital raus – das Ergebnis kam – im wahrsten Sinne des Wortes – postwendend nach 3 Wochen. Ternin: 18.12.2023. „Na gut“, könnte man meinen, „immerhin noch in diesem Jahr!“ Blöd nur, dass sich die Symptome zwischen Anfang August und Mitte Dezember in solcher Weise verflüchtigt haben, dass keine genaue Diagnose mehr möglich war. Danke dann auch…..

Ich habe nun mal wirklich lange genug in Griechenland gelebt, um mir eine Meinung bzgl. des helleinischen Gesundheitssystems bilden zu können. Will mich diesbezüglich nicht weiter austoben, kann aber mit gutem Gewissen folgendes sagen: hier wird keiner alleine gelassen. Erst mal kümmert  man sich um den Patienten, erst dann – auch gerne mal 2 Tage später – kommt die Frage nach der Krankenversicherung. Und wenn´s die nicht gibt, dann geht man halt unten zur Kasse und zahlt bar. Oder nächste Woche, oder so. 

Aber ich schweife ab….

Zu Beginn meiner kretischen Phase lebten wir in Ferma. Knapp 10 km östlich von Ierapetra. Auf´m Berg. In einem Bungalow von Freund Manolis.

Manolis. Immer online.

Aber nun ist Internet-Radio ja ohne Internet eher weniger spannend, weswegen wir Manolis auch tagtäglich in den Ohren lagen, dass wir dieses Internetz nun mal wirklich brauchen, denn sonst könnten wir die Miete nicht zahlen. Und dieses Argument hat ihn durchaus überzeugt.

Eine kurze Gedenkminute, dann die Äußerung „Momentchen mal, ich muss eben mal telefonieren“  – und die Sache war geritzt! Das Telefonat galt einem entfernten Cousin, der im Jahre 2004 unter anderem für die Verkabelung der Olympischen Sommerspiele in Athen zuständig war. Ebendieser hatte wohl noch ein paar Kilometer Glasfaserkabel im Keller rumliegen und war gerne bereit, unten an der Hauptstraße (zu unserem Bungalow waren es dann nur noch 1,5km den Berg hoch) die Hauptleitung anzuzapfen und das Kabel zu uns hoch zu verlegen. 

Und seit dem läuft Radio Kreta wie gewuppt – auch wenn wir schon lange nicht mehr dort wohnen!

Wir sind ja zugegebenermaßen viel auf der Insel unterwegs und mancherorts auch fremd, aber auf 3 Dinge kann man sich hier absolut verlassen: Essen und Trinken, Gastfreundschaft und – das Internet, auch im letzten Winkel der Insel!

Radio Kreta. Läuft.

 

 

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