Lissos war eine antike Stadt.
Sie liegt in der Agios Kirkos Bucht, direkt zwischen Paleochora und Sougia (naja, näher an Sougia als an Paleochora). Ein kleines Tal in Meeresnähe, das von felsigen Hügeln umgeben ist, macht das Landschaftsbild aus – wie fast immer hier im Südwesten der Insel.
Am Meer beträgt die Breite des Tals nicht mehr als 150 Meter – hier steht auch die Mutter-Gottes-Kirche, die scheinbar an der Stelle eines antiken Tempels erbaut worden ist.
1957/1958 wurden die ersten Ausgrabungen von der Gesellschaft für Archäologie Westkretas durchgeführt. Dabei wurden wertvolle Überreste von Gebäuden und Gegenständen entdeckt, die außer vielen anderen Hinweisen auf die Existenz eines Tempels des Gottes Asklepios schließen lassen. Tatsächlich kam 1957 ein kleiner, wunderschöner Asklepios-Tempel ganz zufällig an´s Tageslicht.
Der international bekannte Archäologe Nikolaos Platonas berichtet, dass es in Lissos folgendes zu sehen gibt: Überreste einer vieleckigen Mauer, Teile von Bauten, Überbleibsel von Thermalbädern, Ruinen von Granitkapellen, ein kleines Theater aus der griechisch-römischen Zeit, Bäder für die Therapie von Kranken, eine Quelle mit Brunnen und viele beschriftete Sockel. Die Berghänge rund um das kleine Tal Agios Kirkos herum sind voller Gräber, die allerdings nicht in die Felsen gehauen sind, sondern jedes für sich ist ein eigenes kleines Gebäude.
Im Inneren sind diese bis zu 3m lang und ca. 2m breit. Bis zum Scheitelpunkt der gewölbten Decken sind es ebenfalls ca. 2 Meter. Die Eingänge dieser Grabmale, die oft sogar doppelstöckig sind, sind so klein, dass gerade einmal eine (nicht allzu beleibte) Person hindurchpasst. Viele dieser Gräber sind innen mit Mörtel verputzt und in sehr gutem Zustand – diese Grabstätten gelten als Eindrucksvollste der ganzen Insel.
Lissos Blütezeit
Lissos´ Blütezeit war wohl ungefähr von 40 v.Chr. bis zur römischen Kaiserzeit. Hier gab es einen kleinen Tempel im dorischen Stil, der auf großen, behauenen Steinen erbaut wurde. Bei den Ausgrabungen fand man eine große Zahl großer und kleiner Opferstatuen, die den Gott Asklepios, die Göttin „Ygia“ und Pluton darstellen. Die meisten wurden ohne Kopf gefunden; man führt ihre Anfertigung auf das Ende des hellenistischen und griechisch-römischen Zeitalters zurück. Die meisten Figuren sind klassisch.
Vom Tempel des Asklepios sind noch Teile vom Fries und den Rundbögen übrig. Etwas weiter unten gelegen ist ein Wassersystem zu erkennen, das wohl früher einmal mit der Quelle des Heiligtums verbunden war. Außerdem fand man noch viele kleinere, goldene Gegenstände, die vom Reichtum dieser kleinen Stadt zeugen und die man heute in den archäologischen Museen von Chania und Heraklion bewundern kann.
Berühmte Heilquellen
Lissos wurde auch auf Grund des Wassers der dortigen Heilquellen berühmt und entwickelte sich zu einem bedeutenden Wasserheilbad mit Besuchern aus ganz Kreta und sogar von der Nordküste Afrikas. Das Städtchen unterhielt immer gute Beziehungen zu anderen Städten im westlichen Teil Kretas, wie Yrtakina, Siia, Eliros oder auch Kalamadi – vielleicht diente es sogar als Hafen der Stadt Yrtakina.
Es scheint, dass unter all diesen antiken Städten nur in Lissos Münzen geprägt wurden. Diese Tatsache vereinbart sich auch mit der Annahme, dass es sich hier um einen wichtigen Handelsplatz der damaligen Zeit handelt. Die Münzen zeigten Meeressymbole, Helme, Sterne des Dioskuren, Bogen und Köcher. Die Dioskuren erschienen der Mythologie zufolge den Seefahrern während der Stürme in Form von Sternen. Sobald sie diese wahrnahmen, lösten sich die Wolken auf und die Winde legten sich – ihr Erscheinen galt also als gutes Omen.
Von Sougia nach Lissos. Hier im wunderschönen Video:
Ein kleiner Exkurs: die Dioskuren.
Auf griechisch heissen sie Dióskouri (Διόσκουροι), die Söhne des Zeus und in der griechischen Mythologie versteht man darunter die Halb- und Zwillingsbrüder Kastor und Polydeukes (altgriechisch Κάστωρ und Πολυδεύκης). Häufig werden sie mit ihren lateinischen Namen Castor und Pollux genannt – sie sind darüber hinaus Namensgeber eines hellen Sternpaares im Wintersternbild der Zwillinge.
für mich ist das schönste an der Wanderung nach Lissos oben auf dem Plateau die große und sehr beeindruckende Latschenkiefer. Ein müstischer Baum. Wie kann er in der Trockenheit hier existieren und den Wanderern Schatten spenden. Ich gebe ihm jedesmal etwas von meinem Wasser.
Eine Besonderheit von Lissos ist auch die zurückversetzte Hafenmauer. Es gab ja ein großes Erdbeben an der Südwestküste und dadurch wurde die ganze Küste um ca 5m angehoben (was man auch an den schwarzen Streifen entlang der Küste sehen kann. Jedenfalls wurde dadurch die Wasserlinie ca 30m ins Meer versetzt und die Hafenmauer ist entsprechend auf dem Trockenen.
Moin und Kalimera, das Lissostal hat eine magische Ausstrahlung. Nicht umsonst haben sich deswegen vor langer Zeit hier schon Menschen nieder gelassen. Ein wunderschönes grünes Tal, die Wasserfarben am Strand sind ein Traum.
2008 bin ich nur durch Lissos durchgewandert (E4) und nicht lange verblieben. Im Juni 2017 habe ich mir ausführlich Zeit genommen, um mir alle archäologischen Orte (Asklepilos-Tempel, die byzantinische Kirche Agios Kyriakos, die Agia Panagia- byzantinische Kirche der Jungfrau Maria aus dem 14. Jahrhundert) anzuschauen.
Von Sougia (Hafen) nach Lissos ist die Wanderzeit auf einem Schild mit 70 Minuten angeben. Mit Fotoeinlagen, kleinen Pausen und bei der Hitze kommen sicherlich noch einige Minuten hinzu. Den Weg (E4) bin ich 2008 gegangen. Das ist der direkteste Weg von Sougia nach Lissos.
Im Juni habe ich sogar noch viel länger gebraucht, da ich die große schöne Runde von Sougia über die Kirche Agia Irini – Aufstieg – um eine Seitenschlucht der Lissos Schlucht und um die Lissos-Schlucht herum, dann Abstieg in die Lissos Schlucht, durch die Lissos Schlucht, Aufstieg aus der Lissos Schlucht und dann nach Lissos gegangen bin. Angeben sind für die Wanderung 2 Stunden und 10 Minuten. Ich habe mit Pausen über 3 Stunden gebraucht, war auch sehr warm, um die 30C.
Die Wasserquelle ist auch ein Taum. Herrlich frisches und kühles Wasser (was nicht nur den Ziegen schmeckt). Habe etliche Liter getrunken, schmeckt viel besser als das gekaufte Samaria oder Zaros-Wasser. Für mich ist die erfrischende Quelle das schönste auf dem ganzen E4-Küstenweg.
Zurück nach Sougia ging es dann bequem für 5€ mit dem gemütlichen Kaiki von Yannis (Taxiboot).
vg aus Hamburg, kv