Ein weiteres Mitglied des tragisch-renommierten „Klub 27“ hätte heute Geburtstag, und zwar seinen 77-sten, hätte ihn nicht auch das Schicksal (wenn auch in seinem Falle ein immer noch weithin ungeklärtes) und mit diesem auch der Tod im zarten Alter von 27 Jahren, noch am Anfang oder gar schon am Höhepunkt einer außergewöhnlichen Musikerkarriere ereilt.
Die Rede ist heute von Brian Jones, dessen Leben wir unter zu Hilfe Nahme des WWW mal näher beleuchtet haben.
Brian Jones wurde am 28. Februar 1942 in Cheltenham, Gloucestershire als Lewis Brian Hopkin Jones geboren und war ein britischer Musiker. Als Lead-Gitarrist war er einer der Bandgründer der Rolling Stones.
Brian lernte durch seine Mutter das Klavierspielen, konnte bereits frühzeitig Noten lesen und spielte außerdem noch Saxophon und Klarinette. Zu seinem 17. Geburtstag bekam er eine Gitarre geschenkt und interessierte sich danach zunächst ausschließlich für dieses neue Instrument. In der Schule bekam Brian nur Bestnoten. Er war der Typ „Sonnyboy“, smart, charmant und wortgewandt; andererseits jedoch galt er auch als unsicher, launisch und dadurch schwer berechenbar. Ein wenig „unstet“ war er wohl auch in Liebesdingen – Brian Jones hatte durch diverse One-Night-Stands im Alter von 19 Jahren bereits drei uneheliche Kinder.
Die Anfänge der Rolling Stones
Fasziniert vom Blues und der Slidegitarre, verfeinerte er seine Technik an ebendieser mit großem Enthusiasmus, so dass er im März 1962 erstmals von Alexis Korner auf die Bühne des „Ealing Clubs“ gebeten wurde, um mit der Band „Blues Incorporated“ einige Songs zu spielen. Er nannte sich zu diesem Zeitpunkt Elmo Lewis.
Über Alexis Korner lernte Brian Jones Mick Jagger und Keith Richards kennen und gründete im Juni 1962 mit den beiden die Rolling Stones. In der ersten Zeit war Brian besonders wegen seiner herausragenden Musikalität der anerkannte Leader der Gruppe.
War Brian Jones auf den 1963 bis 1965 aufgenommenen Rolling Stones-Songs meist als Gitarrist – häufig, wie etwa bei „I Wanna Be Your Man“ und „Little Red Rooster“, auch an der Slide-Gitarre – und an der Mundharmonika zu hören, so trat er ab 1966 vermehrt als Multi-Instrumentalist in Erscheinung.
Hier eine Demonstration seiner Mundharmonika-Künste – und der Stones der 1960-er Jahre überhaupt. Man beachte auch die schicken Frisuren und den schon damals recht eigenwilligen Jagger´schen „Tanz“-Stil 😉
Ein musikalisches Multitalent
Jones sorgte insbesondere auf den Alben Aftermath, Between the Buttons und Their Satanic Majesties Request für vielfältige musikalische Nuancen. Brian Jones spielte u.a. Flöte, Sitar, Marimbafon, Hackbrett, Cembalo, Akkordeon, Kazoo, Banjo, Orgel, Piano und diverse Blasinstrumente (Saxophon, Posaune, Klarinette).
Außerdem bediente er auf mehreren Songs das Mellotron. Diese subtilen musikinstrumentalen Facetten erscheinen in der Musik der Rolling Stones jedoch nur so lange, wie Brian Jones ihr Mitglied war.
Sex, Drugs & Rock´n Roll
Brian Jones war bekannt für seinen exzessiven Lebensstil getreu dem Motto „Sex, Drugs and Rock’n Roll“, den er auch auf der 2. USA-Tournee der Rolling Stones vom Oktober bis November 1964 zelebrierte. Er wurde von den weiblichen Fans verehrt, von angesagten Szene-Leuten um Andy Warhol und Tom Wolfe hofiert und von der Presse wegen seines blendenden Aussehens von allen Bandmitgliedern am häufigsten fotografiert.
Jedoch trank er unmäßig, rauchte zu viel Pot und nahm zu viele Psychopharmaka, so dass er bald wegen allgemeiner Erschöpfung ins Krankenhaus eingeliefert werden musste. Die Stones mussten einige Auftritte ohne Jones absolvieren. Derartige Vorfälle wiederholten sich einige Male, so dass sich die übrigen Bandmitglieder mehr und mehr von ihm distanzierten.
Brian Jones litt psychisch darunter, dass Manager Andrew Loog Oldham das Duo Mick Jagger und Keith Richards favorisierte und seine musikalischen Beiträge nicht zu schätzen vermochte.
Offensichtlich gelang es Jones nicht, seine kompositorischen Ideen gegenüber der Dominanz des Komponisten-Duos Jagger/Richards durchzusetzen. Hinzu kamen gesundheitliche Probleme durch sein Leiden an Asthma, das ihn zur ständigen Medikamenteneinnahme zwang.
Sein Drogenkonsum tat sein übriges, um Anfälligkeiten, Ausfälle und seine psychischen Leiden zu steigern. Die Wechselwirkungen der Medikamente mit Drogen, Alkohol und anderen Medikamenten zogen gefährliche Wirkungen nach sich.
Trennung von den Stones
Letztmalig auf Konzertreise ging Brian Jones mit den Stones im März/April 1967 in Europa. Das Abschlusskonzert fand am 17. April 1967 im Panathinaikos-Stadion in Athen statt. Seine letzten Auftritte mit den Stones hatte er im Mai 1968 beim „Pollwinners Concert“ des „New Musical Express“ und beim „Rock’n’Roll Circus“ der Rolling Stones im Dezember 1968, wo er allerdings schon nicht mehr bei allen Songs Gitarre spielte, sondern teilweise nur noch Percussion.
Da die Rolling Stones seit 1967 nicht mehr auf Tournee waren, was wesentlich Jones‘ desolatem Zustand zugeschrieben wurde, und Jones‘ Anteile an den Studio-Aufnahmen stets weniger wurden, beschlossen die Stones, sich von ihrem früheren Leader zu trennen. Mick Jagger, Keith Richards und Charlie Watts fuhren am 8. Juni 1969 auf die Cotchford Farm und teilten Brian ihren Entschluss mit. Brian Jones akzeptierte ihn und nahm das Angebot der einmaligen Abfindungszahlung von 100.000 Pfund an (sowie 20.000 Pfund jährlich, solange die Rolling Stones existieren).
Am 9. Juni 1969 wurde die Presseerklärung zur Trennung der Parteien herausgegeben. Zunächst hieß es, dass es zu einer einvernehmlichen Trennung infolge veränderter musikalischer Präferenzen gekommen sei. Gemäß seines ‚alten‘ Mentors Alexis Korner schmiedete Brian Pläne zur Gründung einer eigenen progressiven Bluesband, mit der er seine vielschichtigen musikalischen Ideen endlich verwirklichen wollte. Jones schien sich im ländlichen Sussex gut zu erholen.
Ungeklärte Todesursache
Am 2. Juli 1969 waren der Bauunternehmer Frank Thorogood und Janet Lawson, eine Krankenschwester und Freundin von Tom Keylock, einem Roadmanager der Rolling Stones, bei Jones und der schwedischen Tänzerin Anna Wohlin (seiner damaligen Freundin) zu Hause. Brian habe mit Thorogood Differenzen wegen angeblich noch ausstehender Gelder für Umbauten auf der Cotchford Farm regeln wollen.
Nach Aussage der Anwesenden, die sich zum Teil widersprachen, beschlossen Jones, Wohlin und Thorogood zu später Stunde, einige Runden im hauseigenen Pool zu schwimmen. Wohlin habe den Pool nach kurzer Zeit verlassen und sei zu Lawson ins Haus zurückgekehrt, so dass Brian Jones und Frank Thorogood etwa 10 bis 15 Minuten allein im Pool gewesen sein sollen. Als auch Thorogood in das Gebäude gekommen sein soll, um sich eine Zigarette anzuzünden, habe Janet Lawson aus dem Fenster bemerkt, dass etwas mit Brian nicht stimmte. Sie sei hinausgerannt und habe Brian Jones auf dem Boden des Swimmingpools liegend gefunden.
Als offizielle Todesursache Brian Jones‘ wurde Tod durch Ertrinken angegeben. Bis heute halten sich allerdings begründete Theorien, Jones sei ermordet worden. Unterstützt wird die Mordtheorie unter anderem durch den Film „Stoned“, in welchem Regisseur und Drehbuchautor Stephen Wolley, durch Zeugenaussagen bestärkt, die These vertritt, Jones sei von Thorogood getötet worden. Im Abspann des Filmes wird erwähnt, dass Frank Thorogood 1993 seinem Freund Tom Keylock auf seinem Sterbebett den Mord an Brian Jones gestanden habe. Die Todesursache wird, 40 Jahre nach dem Ableben, von der Polizei erneut überprüft.
Ein kostenloses Konzert der Rolling Stones am 5. Juli 1969 im Londoner Hyde Park, das schon vor Jones‘ Tod geplant war, wurde zu einer Gedenkfeier für Brian Jones. Auf der Bühne stand ein großes Bild von ihm, Mick Jagger las aus Adonais von Percy Bysshe Shelley, und die Rolling Stones ließen Hunderte weißer Schmetterlinge fliegen. Bei diesem Konzert vor rund 250.000 Fans trat erstmals Jones‘ Nachfolger bei den Stones, Mick Taylor, live mit der Band auf.
Brian Jones wurde auf dem Priory Road Cemetery in Prestbury, Gloucestershire, England bestattet. Bob Dylan, mit dem Brian Jones eine Freundschaft verband, hatte den üppigen Sarg gespendet. Charlie Watts und Bill Wyman waren die einzigen Bandmitglieder der Rolling Stones, die der Beisetzung beiwohnten. Brian Jones wird, wie andere einflussreiche Musiker, dem „Klub 27“ zugerechnet.
Jede Menge posthume Ehrungen
Jim Morrisson, Sänger von „The Doors“, veröffentlichte kurz nach Brian Jones‘ Tod das Gedicht „Ode to L.A. While Thinking of Brian Jones, Deceased“.
Pete Townshend, Kopf der britischen Rockband „The Who“, veröffentlichte kurz nach Brian Jones‘ Tod ein Gedicht mit dem Titel „A Normal Day for Brian, A Man Who Died Every Day“ in der englischen Tageszeitung „The Times“.
Posthum wurde 1971 ein von Brian Jones vorbereiteter Dokumentarfilm über marokkanische Panflötenspieler aus dem Dorf Joujouka veröffentlicht: „Brian Jones Presents The Pipes Of Pan Of Joujouka“.
Die englische Band „Psychic TV“ hat 1985 den Song „Godstar“ veröffentlicht, der Brian Jones gewidmet ist und Teil eines nie veröffentlichten Films namens „Godstar“ über Brian Jones sein sollte.
In dem Song „Tightrope Ride“, auf dem 1971 erschienen Doors Album „Other Voices“, wird Bezug zu Brian Jones hergestellt (Das Lied gilt eigentlich dem verstorbenen Frontman Jim Morrison).
Der deutsche Schauspieler und Liedermacher Ben Becker veröffentlichte auf seinem Debütalbum einen Song mit dem Titel „Brian Jones“. Die japanische Band „Pizzicato Five“ widmete Brian Jones einen Song bzw. ein Video: „Pizzicato Five: „Sweet Soul Revue (Part II)“
1989 namen die Rolling Stones gemeinsam mit den Musikern von „The Pipes of pan of Joujoukia“ das Lied „Continental drift“ für ihre LP Steel Wheels auf. Es handelte sich teilweise um die gleichen Musiker bzw. deren Söhne, mit denen Brian Jones 1968 Panflöten-Musik aufgenommen hat.
Ein Film über die letzten Tage von Brian Jones wurde 2005 unter dem Titel „Stoned“ veröffentlicht.
Im März 2007 erschien der Song „The Spirit of Brian Jones“ von der Band „Beyond the Vail“. Der amerikanische Musiker Anton Newcombe benannte seine Band nach Jones „The Brian Jonestown Massacre“.
Radio Kreta widmet ihm heute diesen Artikel und gedenkt einem ganz Großen der Musikszene. Danke, Brian!