Geschichten von Kreta – Fischfang mal anders

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Diese Geschichte hat sich mal wieder in und um Nikos´ Taverne „To steki tou vlami“ in Tsoutsouras zugetragen.
Heutiger Protagonist: der Herr des Hauses selbst, Nikos Lamprakis

Nikos ist, außer Tavernenbesitzer und Bauer, natürlich auch noch „Hobby-“ Fischer.

Es war schon dunkel und etwas später, als Nikos sich mit einer blauen Plastikschüssel zu uns setzte, an deren Rand hunderte (so sah es zumindest aus) Nylon-Schnüre befestigt waren – total verknotet. Die galt es nun zu entknoten, wobei die kleinen Fischerhaken, die an den Enden befestigt waren nicht wirklich hilfreich waren.

Nun gut, die Arbeit war irgendwann getan, die Schnüre baumelten ordentlich an der Schüssel herunter und nun wurde es spannend: wie fischt man damit, noch dazu Nachts?

Nikos hatte – wie fast immer – für alles eine Lösung: erst mal kamen noch „Bojen“ an die Schüssel, und zwar in Form der Alu-Beutel, in denen der „Bag-in-Box“-Wein normalerweise drinnen ist. 2 von diesen leeren Beuteln wurden also aufgeblasen, an die Schüssel gebunden und somit waren die Bojen fertig.

War nun nur noch das Lichtproblem zu lösen. Nichts leichter als das: Nikos stellte einfach sein Auto quer auf die Straße und machte das Fernlicht an – ein tagheller Streifen Licht über dem libyschen Meer erleichterte nun den Stapellauf von Schüssel und Bojen, wir konnten erst mal nur auf einen guten Fang trinken, der, wenn es danach ginge, phänomenal sein hätte müssen…

Irgendwann spät am Abend gingen wir nach Hause, Nikos Auto stand immer noch quer über die Straße, das Licht schien immer noch.

Am nächsten Morgen wollten wir natürlich wissen, wie das mit dem Fischfangen so ausgegangen war – da sahen wir Nikos Auto immer noch quer zur Fahrbahn stehen, die Fahrertür war offen, die Schlüssel steckten, Zündung war an, Lichter waren allerdings aus. Und die Batterie leer.

Die Taverne noch geschlossen, aber Nikos´ Füße schauten hinter´m Tresen hervor.

Nach einigen vielen Weck-Versuchen waren wir dann erfolgreich und ein verstrubbelter, leicht verkateter Nikos kam an die Tür.

Nach ein, zwei Kaffee erfuhren wir dann auch, wie der vorige Abend noch ausgegangen war: es wurde in unserer Abwesenheit noch viel auf den guten Fang und auch noch einiges auf uns getrunken, weshalb Nikos es vorzog, nicht in sein Heimatdorf zurückzufahren, sondern am Besten gleich da zu bleiben.

Das Auto? – Oh, Mist, ja, das Auto! Da war doch was…..

Hatte er in all dem Trubel wohl vergessen….

Ach so, ja ! Und der Fisch? Oh, der Fisch – da war doch noch was….

Egal, wir holten die Angelhaken-Schüssel ein und siehe da: Fisch!

Das Auto haben wir dann überbrückt, so dass zumindest die Strandpromenade wieder befahrbar war, den Fisch auf den Grill gehauen und es wurde mal wieder ein wunderschöner und lustiger Tag bei Nikos.

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