Geschichten von Kreta – Gemüse von Kreta, auch ohne Krise

Gemüse von Kreta

In den letzten Tagen hat man ja viel über solidarische Obst- und Gemüselieferungen von Kreta auf´s Festland, vornehmlich nach Athen und Thessaloniki, gehört.

Das ist natürlich schön und tragisch zugleich, erinnert uns jedoch an eine viel ältere Geschichte, die wir Euch heute gerne erzählen möchten.

Es war Anfang Dezember 2009. Wir relativ frisch Vermählten machten uns von unserem neuen Zuhause bei Ierápetra auf in den kalten Norden – und zwar in den wirklich kalten Norden, denn Endstation war Dänemark und 2009 war ein richtig kalter Winter!

Also Anfang Dezember die Klamotten gepackt und los ging´s.
Erster Boxenstopp: ein Athener Vorort, das Zuhause unserer lieben Melitta Kessaris, die wir endlich auch mal persönlich kennenlernen wollten – und sie uns!

Wien in Athen

Trotz leichter Verspätung unsererseits gab es auch um 20 Uhr noch die versprochene Original-Kessarische Sachertorte und Kaffee – Ehrensache!

Und zu dieser Gelegenheit hatten wir auch das echte Privileg, ihren Ehegatten Jannis kennenlernen zu dürfen, der leider bereits von schwerer Krankheit gezeichnet war, uns aber trotzdem noch einige wundervolle Geschichten aus seinem Leben erzählt hat.

Dazu noch eine kleine Hintergrundinformation: Jannis (leider an Silvester 2009 verstorben) war ebenso renommierter wie leidenschaftlicher Augenarzt und gleichfalls von Patienten, Kollegen und Universitätskliiniken auch weit über die Landesgrenzen hinaus bekannt, geschätzt und verehrt.

Als wir ihm erzählten, dass wir bei Ierápetra wohnten, sagte er:

Zu Ierápetra habe ich eine ganz besondere Beziehung, denn da bekomme ich regelmäßig mein frisches Gemüse her. Das Beste Griechenlands!“

Auf unsere leicht bedröppelten Gesichtsausdrücke und verwirrte Nachfrage hin bekamen wir folgende Geschichte zu hören:

„Nun, ich hatte einen Patienten aus Ierápetra in meiner Klinik. Er war Bauer und bei der Arbeit ist ihm ein Bronzesplitter in´s Auge geraten. Die Herausforderung war nun, diesen Bronzesplitter „minimalinvasiv“ aus dem Auge zu entfernen, d.h. nach Möglichkeit ohne Operation. Normalerweise entfernen wir Metallsplitter im Auge mit Magneten. Aber Bronze ist nicht magnetisch! Was also tun?

Ich zermarterte mir mein Hirn, wälzte Fachliteratur, sprach mit Kollegen im In- und Ausland und Übersee und tigerte nächtelang grübelnderweise in der Praxis oder zu Hause herum, um eine Lösung für diesen armen Mann zu finden.

mitso-im-auge-klein

Es gab keine. Zumindest keine bekannte.

Also war es wirklich an mir, eine Neue zu finden. Alles Grübeln, Lesen und Telefonieren hatte nichts genutzt – also auf in´s Labor.

Ich tüftelte, mixte, kalibrierte, emulgierte, abstrahierte, extrapolierte und phantasierte – und fand schließlich die Lösung. Und das im wahrsten Sinne des Wortes: eine Lösung, die die Bronze im Auge des Patienten peu à peu auflöste, ohne dem Auge zu schaden.

Nach wenigen Wochen der Behandlung mit „meiner“ Lösung war die Bronze aus dem Auge verschwunden, die Sehkraft erhalten und der Patient so dankbar, dass er mir auf Lebzeiten eine Kiste Obst und Gemüse pro Woche versprach. Und er hält sein Wort!

Radio Kreta – schöne Geschichten von Kreta.

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