Während man in unserer Heimat beim Wort „Kurierdienst“ ja eher an „Express“ (also schnell….) denkt, muss man hier auf Kreta mal wieder neue Maßstäbe anlegen.
Diese Erfahrung – inclusive recht kreativer Bemühungen, den Ansprüchen vielleicht doch irgendwie noch gerecht zu werden – machen wir gerade seit August des letzten Jahres.
Es begab sich nämlich zu der Zeit (Juli 2014), da eine deutsche Partnerfirma mit einem Anliegen an uns herantrat: man wollte gerne von allen drei griechischen Mobilfunkbetreibern COSMOTE, VODAFONE und WIND jeweils eine SIM-Karte (postpaid, also mit Vertrag) erwerben, um Testanrufe (nur calls, keine Daten) aus dem europäischen Ausland – in diesem Fall Belgien – nach Griechenland zu tätigen, anhand derer man die Mobilfunkstärke und -Qualität messen kann. Da diese Firma zwar in über 150 Ländern weltweit vertreten ist, aber keine Niederlassung in Griechenland unterhält (warum nur????), trat man an uns als langjährigen Partner heran. Ob wir nicht jeweils die Verträge abschließen könnten – alle Kosten würden natürlich umgehend nach elektronischer Einreichung der Rechnungen – idealerweise vor Fälligkeit derselben – bezahlt.
Da auch wir unseren deutschen Partner über mehrere Jahre als zuverlässig und seriös kennen- und schätzen gelernt hatten, war die Antwort natürlich „JA!“.
Ups, vielleicht ein bisschen zu vorlaut, denn der Spießrutenlauf, den wir zwecks Erlangung dreier Verträge im fernen Chania in 4 Anläufen hinter uns gebracht haben, spottet jeder Beschreibung (nach mentaler Verarbeitung und Beendigung der daraufhin notwendigen psychologischen Betreuung werden wir eventuell auch das mal zum Besten geben – kann aber noch dauern….).
Das Chaos in Griechenland
Nun gut, irgendwann wähnten wir uns im Glück und konnten 3 griechische Vertrags-SIM-Karten nach Belgien schicken. Okay, die eine war schon aktiviert, die andere auch, aber leider nur für lokale Calls (kein Roaming), die andere wiederum gar nicht, aber auch sowas lässt sich ja mit gefühlten 328 Telefonanrufen beim jeweiligen Betreiber ausräumen (grrrrrrrrrrrrrrrrrr…….!!!!).
Die Belgier waren zufrieden, wir auch – es hätte alles so schön sein können…. Nur bekamen wir weder im September, noch Oktober noch im November eine Rechnung, die wir hätten einreichen können. Okay, hier muss man fairerweise sagen, dass die gute COSMOTE, bodenständig und ehemals 100% staatlich, auf den traditionell am Besten bewährten Weg der Zusendung per Post setzte. Und – zack – ca. 3 Wochen nach Ausstellung der Rechnung, also gute Zeit nach dem Fälligkeitsdatum, fanden wir die Rechnung als „Poste Restante“ im „Ex-Pat-Stapel“ des hiesigen Postamtes. Na immerhin!
Von Vodafone und Wind verweht.
Auf mehrmalige Nachfrage, sowohl telefonisch als auch persönlich vorstellig in der jeweiligen cha(ni)otischen Filiale, wurde uns schlaumeierisch erklärt, dass man die Rechnungen ja ganz modern per Kurier ACS versendet.
Kleine Nachfrage: „AHA! Und wohin schickt Ihr das genau?“
Logische Antwort: „Tja, an die Adresse, die auf der Rechnung steht…“
Dazu muss man sagen, dass auf der Rechnung die Adresse der Festnetztelefonrechnung steht, die auf den Mädchennamen der Antragstellerin incl. des Vornamens ihres Vaters nach der Massgabe „Kakodiki – Paleochora“ ausgestellt ist. Natürlich kein Straßennamen, keine Hausnummer – gibt es hier ja auch nicht. Okay, daran waren wir ja schon gewöhnt – aber wie nun an die Rechnungen kommen?
Kurze Frage bei einer befreundeten „Einheimischen“:
„Sag mal, hat ACS hier eigentlich ein Büro?“
„Hmmm, hatten die mal, haben sie aber geschlossen. Warum?“
„Naja, ich warte auf Lieferungen von denen.“
„Ah, das ist einfach, die stehen jetzt immer Dienstags und Freitags so um die Mittagszeit an der Skala Bar. Da kannst du fragen und den Kram abholen.“
Aha – Express à la Grecque. Auch gut, immerhin ne Info.
Die nächsten Wochen also immer Dienstags und Freitags zur Skala Bar geflitzt – aber leider nix für uns dabei. Zwischenzeitlich wurden die sich in Belgien befindlichen SIM-Karten wegen Nichtzahlung nichterhaltener Rechnungen gesperrt. Zwergenaufstand am Telefon und im fernen Chania – et voilà: Rechnungen August bis Dezember auf unterschiedlichen Wegen erhalten. Ab Januar dasselbe wieder. Keine Rechnungen erhalten, dafür Anrufe der jeweiligen Betreiber, wann wir denn gedenken zu zahlen.
Da wir jetzt ja aber wussten, dass der ACS-Kurier jeden Dienstag und Freitag gegen 11h in Paleochora ist, postierte sich die Küchenfee einfach an diesen Tagen gegen bzw. ab 10h morgens mit Blick auf die Hauptstraße in der Küche und warf sich bei Annäherung des ACS-Fahrzeugs todesmutig auf besagte Straße vor den Lieferwagen.
Seit dem kennen uns die Fahrer und halten in schöner Regelmäßigkeit hier an. Die Rechnungen sind dann bereits zwar immer schon überfällig, aber immerhin bekommen wir sie in unseren Besitz.
Und warum?
Weil sich – zumindest bei WIND – rumgesprochen hat, dass wir, von Chania kommend, im „letzten Haus in Kakodiki“ wohnen. Das wird jetzt immer dokumentenecht mit Bleistift auf den Briefumschlag gekritzelt (Τελευταίο σπίτι Κακοδίκι) – et voilà – es funktioniert!
Radio Kreta – geht nicht gibt´s (fast) nicht – denn auf eine Lösung mit Vodafone warten wir immer noch….!
PS: Für alle, die uns jetzt den Tipp des „e-billings“ geben wollen, müssen wir sagen, dass wir auf diese Idee natürlich auch schon längst gekommen sind. Funktioniert nur leider nicht, da nach der Anmeldung auf den jeweiligen Portalen ein Zugangscode an die entsprechende SIM-Karten-Mobilfunknummer gesendet wird, der innerhalb kürzester Zeit aktiviert werden muss. Nur sind die SIM-Karten leider in Belgien – und auf alternative Nummern werden die Codes nicht gesendet…..
Auch ´ne schöne Geschichte: Neulich im Finanzamt….