
Griechenland will den Jugendschutz im Internet verschärfen. Geplant ist eine Sperre für soziale Netzwerke wie TikTok oder Instagram für alle unter 15 Jahren. Parallel soll Online-Glücksspiel für Minderjährige blockiert werden. Damit könnte Athen europaweit eine Vorreiterrolle einnehmen – während andere Länder, darunter Frankreich und Spanien, ähnliche Schritte fordern.
Kids Wallet und neue Sperren
Seit Mai 2025 gibt es in Griechenland die staatliche App „Kids Wallet“. Eltern können dort über ihre Steuer-ID ein Konto für ihre Kinder anlegen und tägliche Nutzungszeiten oder Sperren festlegen. Nach Plänen der Regierung soll die App künftig auch automatisch den Zugang zu sozialen Netzwerken für alle unter 15 Jahren blockieren. Offiziell angekündigt ist der Start der Social-Media-Sperre im Oktober 2025. Damit rückt Griechenland in Europa ins Zentrum einer breiteren Debatte über Altersgrenzen und digitale Schutzmechanismen.
Zusätzlich wollen die Netzbetreiber laut IGaming Today Versuche unterbinden, dass Minderjährige Online-Glücksspielseiten aufrufen. Glücksspielangebote im Netz richten sich grundsätzlich an Erwachsene, oft sind die Plattformen optisch attraktiv gestaltet und werben mit großzügigen Bonus Angeboten, wie etwa einem Online Casino Bonus ohne Einzahlung. Die Spiele sind unterhaltsam und vielfältig, jedoch sind die Bedingungen zum Teil komplex und eine bewusste und verantwortungsvolle Nutzung ist unabdingbar.
Ähnliche Diskussionen gibt es bei bestimmten Mechaniken in Spielen, etwa bei Lootboxen, die in vielen EU-Ländern kritisch bewertet werden und beispielsweise in Belgien nicht erlaubt sind.
Unterstützung aus Brüssel
Der Vorstoß aus Athen fällt nicht zufällig in eine Phase, in der auch die Europäische Kommission den Schutz Minderjähriger stärker in den Blick nimmt. Frankreich, Spanien und Griechenland fordern gemeinsam eine sogenannte „digitale Volljährigkeit“. Damit ist gemeint, dass Kinder und Jugendliche künftig ein verbindliches Mindestalter erreichen müssen, bevor sie soziale Medien nutzen dürfen.
Die EU-Kommission hat dazu im Sommer 2025 Leitlinien im Rahmen des Digital Services Act veröffentlicht, die Plattformen zu Maßnahmen wie Altersüberprüfung und standardmäßig privaten Kontoeinstellungen verpflichten. Parallel laufen in Brüssel Untersuchungen gegen TikTok, Instagram und Facebook, weil die Unternehmen ihrer Schutzpflicht gegenüber Minderjährigen nicht ausreichend nachgekommen sein sollen.
Internationale Vorbilder und Debatten
Griechenland könnte der erste EU-Staat mit einer so strikten Regelung werden. Doch international gibt es bereits Beispiele: Australien beschloss Ende 2024 ein Gesetz, das Social Media für unter 16-Jährige untersagt. Ab Dezember 2025 soll es dort in Kraft treten. Berichte aus Canberra zeigen allerdings, dass viele Jugendliche versuchen, das Verbot zu umgehen – etwa durch VPNs oder falsche Altersangaben. Diese Erfahrungen werden in Europa aufmerksam verfolgt, weil sie zentrale Fragen der praktischen Durchsetzbarkeit berühren.
Auch in Deutschland hat die Diskussion Fahrt aufgenommen. Bundesjustizministerin Stefanie Hubig sprach sich im Juni 2025 für ein Mindestalter bei sozialen Netzwerken aus, um Kinder vor Selbstdarstellungsdruck zu schützen. Parallel debattieren mehrere Bundesländer über Handyverbote an Schulen, etwa in Bremen, wo ab August 2025 ein Verbot bis zur 10. Klasse gilt.
Kritik und offene Fragen
Befürworter der Maßnahmen verweisen auf Studien, die problematische Zusammenhänge zwischen Social-Media-Nutzung und psychischer Belastung bei Jugendlichen zeigen. So ergab eine Untersuchung der DAK im Frühjahr 2025, dass rund 680.000 Kinder und Jugendliche in Deutschland als medienabhängig gelten. Andere Forschungsarbeiten weisen darauf hin, dass Algorithmen von Plattformen Inhalte so aufbereiten, dass junge Nutzerinnen und Nutzer besonders lange gebunden werden.
Kritiker heben dagegen hervor, dass Sperren leicht umgangen werden können. Zudem warnen Datenschutzorganisationen vor einer zu weitreichenden Überwachung, wenn Altersverifikation auf Geräte- oder App-Ebene verpflichtend wird. Medienpädagogische Einrichtungen wie das Institut für Medienpädagogik in Forschung und Praxis weisen darauf hin, dass reine Verbote die Förderung von Medienkompetenz nicht ersetzen können.
Griechenland als Testfall für Europa
Noch ist unklar, ob Griechenland die geplante Sperre technisch reibungslos umsetzen kann. Klar ist jedoch: Mit dem Schritt würde Athen europaweit Maßstäbe setzen. Die Diskussion über eine digitale Volljährigkeit gewinnt an Dynamik – und Kreta wie auch das restliche Griechenland stehen damit mitten in einer gesellschaftlichen Debatte, die weit über nationale Grenzen hinausweist.
Quellen:
https://digital-strategy.ec.europa.eu/en/library/commission-publishes-guidelines-protection-minors
https://www.euractiv.com/news/france-spain-and-greece-urge-eu-to-curb-child-access-to-social-media