Technokraten an die Macht
Ein Wirtschaftsprofessor führt jetzt Italien, ein Zentralbanker lenkt Griechenland. Sollen auch uns künftig Experten regieren?
Deutschland im Jahr 2018. Die Finanzkrise ist vorüber, und die Bundesrepublik ist Vorreiter auf dem Weg zur neuen, technokratischen Gesellschaft. Die Bundeskanzlerin heißt noch Angela Merkel, aber ihre Macht hat die gelernte Physikerin freiwillig beschnitten.
Was getan wird, um die ökologische Wende zu schaffen, entscheidet nicht mehr das Parlament, sondern der neue unabhängige Klimarat. Seine fünf Mitglieder wurden von allen Professoren im Land in einer mehrstufigen Internet-Abstimmung gewählt. Die Höhe der Renten wird jedes Jahr von einem Computerprogramm bestimmt, das sowohl der Gerechtigkeit wie der Erhaltung des Wohlstands verpflichtet ist. Rentner wird man in Deutschland künftig mit 69,28 Jahren – das ist optimal, sagt der Computer.
Odysseus hätte wahrscheinlich auch den Steuertarif an die Geldentwertung gekoppelt, damit der Staat nicht heimlich daran verdienen kann, dass mit der Inflation die Bürger in höhere Tarifbereiche rutschen. Wer weiß, vielleicht hätte er sogar nach einer Idee des Yale-Ökonomen Robert Shiller einen Automatismus eingebaut, wonach Reichensteuern steigen, wenn die Verteilung zu ungleich wird. Der Grieche war schließlich ein kluger Mann.
Wie das dann weitergeht, das wird die Zeit zeigen: Zeit.de