+++HEUTE+++ Banken-Run in Griechenland

Wie schlimm ist der Bank-Run wirklich? Antwort: Sehr schlimm!
LIVE aus Thessaloniki

5000-drachmen

„Moin, Radio Kreta

war grad bei der Bank und will Euch das Erlebte nicht vorenthalten. Hatte gestern einen nennenswerten Betrag vorbestellt, Gott sei Dank.

Vor mir vier Leute am Schalter. Alle das Sparbuch (ist hier DAS Gelddepot) in der Hand. Frage: „Wieviel?“ Antwort aller vier: „Alles.“

Ich habe gewartet, bis niemand mehr mithörte. Auf die Frage, wie schlimm es sei, die erwartete Antwort: Sehr schlimm. Schlimmer als jemals zuvor. Dann der Knaller: „Wenn das nicht bald aufhört, haben wir keine Scheine mehr. Auch die Zentrale hat bald nichts mehr.“

Weiter: „Ich verstehe nicht, warum die das jetzt losgetreten haben. Man will uns fertig machen. Man will. Anders kann ich es mir nicht erklären. Aber warum?“

Der Mann am Schalter ist sonst ein echt fröhlicher. Auch unsere früheren, ähnlichen Gespräche hat er immer noch mit Humor gewürzt. Jetzt war er kurz vorm Heulen. Seine Kollegen an den Schreibtischen sahen nicht anders aus.

Nebenbei noch bemerkt: Mein wie gesagt nennenswerter Betrag wurde mir in 50ern ausgezahlt. Alle mit x. Wie schon seit Monaten hier überall in Griechenland, wo ich zwischenzeitlich war, immer nur X-Scheine aus den Automaten kamen, frisch und jungfräulich. Mag man sich was draus machen oder auch nicht.

Gefühlt würde ich sagen: Nur noch wenige Stunden. Wenn ich die Banker richtig verstanden habe.“

Viele Grüße

Gaby, Thessaloniki

Norddeutschland-hilft-Griechenland.de. Mitmachen. Ich bin vor Ort engagiert.

10 Kommentare

  1. Klingt nicht gut…..wäre es dann vielleicht sogar empfehlenswert, wenn man in den nächsten Tagen nach Griechenland fliegt, genug Bargeld mitzunehmen? Denn dann sind vielleicht die Geldautomaten auch schon leer, und man steht dann dort, und kann seine Zimmerrechnung o.ä. nicht bezahlen? Gibt der Geldautomat in Pale noch was her? Fliege nächste Woche nach Zakynthos, und Mitte Juni nach Kreta, freue mich zwar schon sehr darauf, aber die Bedenken im Hinterkopf wollen nicht verschwinden….leider….

  2. Ich bin Griechin und lebe in Melbourne. Ich kenne die griechische Mentalitaet sehr gut und ich kann es sehr gut verstehen, dass GR in so einen schlimmen Zustand ist. Versuchskaninchen hin oder her…. die Politiker und die Buerger wollten es nicht anders. Kein normal denkender Mensch nimmt Kredite auf in dem Glauben, dass es irgendwie nicht zurueckbezahlt werden muss. Ich habe solche Faelle in der Familie, die in GR lebt. Es ist verdient, dass die Lage so verdammt schlimm und erniedrigend ist. Es ist ein beschaemender Zustand, dass griechische „vierbeinige“ Menschen das Land, die Tradition, die Religion und die Ethik so herunterwirtschaftet haben. Es sollte kein Verstaendniss aufkommen, weil die Hinterlistigkeit und Betruegerei endlich aus diesem Lande verschwinden sollte. Die Abzocke ist unter den Politikern und den Buergern nicht von den Darlehensgebern. Die verdienen an die Dummheit der „klugen Voegel“. Well done. To εξυπνο το πουλι απο την μυτη πιανεται. Και οι ελληνες ειναι τα εξυπνα τα πουλια που θα ξεγελαγαν τους δανειστες. Ελεος.

  3. Naja, verschärfend kommt halt noch die Meldung hinzu, dass die EZB gestern laut verkündete, einige griechische Banken nicht mehr mit frischem Geld zu versorgen, weil ihnen Pfänder in ausreichender Qualität für die gewährten Kredite ausgegangen seien.

    Der Strom versiegt also. Nun können die griechischen Banken noch den ELA anzapfen, also den Emergency Liquidity Assistance-Fonds der griechischen Zentralbank. Aber auch dort müssen sie als Pfand irgendwas hinterlassen. Und Insider schätzen, dass selbst diese „minderwertigen“ Pfänder (also beispielsweise Privatkredite) nur mehr einen Gesamtwert von rund 60 Milliarden Euro haben.

    Das bedeutet aber im Klartext, dass die 160 Milliarden, die offiziell noch an Guthaben auf den griechischen Banken sind, schon nicht mehr abgesichert sind, vulgo: futsch.

    Aber dass die Drohung gestern von ungefähr kam, glaube ich auch nicht. Man spielt jetzt Hardball, so wie Tsipras auch. Ein paar Tage mal die Banken absperren und die Leute fühlen lassen, wie es sich so anfühlt bei einer Pleite. Dann werden sie schon brav die richtigen Parteien wählen.

    Wäre so meine Interpretation.

    Viele Grüße

  4. Hallo Tom,

    ich habe vor ein paar Tagen mit einem Griechen telefoniert. Bis vor kurzem sagte er noch, dass sie die Drachmen nicht mehr zurück bekommen. Die meisten Griechen möchten ihn auch nicht mehr. Das hört man ja auch hier.
    Aber nun meint er, dass er damit rechnet, dass sie den Drachme aber bald wieder haben, nun hat er das Gefühl.
    Die Griechen heben desh. ihr Geld jetzt ab, eben wg. den Neuwahlen. Denn sie wissen, dass Tsipras gewinnen wird. Dann werden sie aber von der EU bestraft, u. raus geschmissen. Der Kandidat passt nämlich nicht der EU, Troika, u. wie sie alle heißen. Dabei will Tsipras nichts anderes, als das was Präsident Hollande aus FRankreich auch will, u. auch viele Politiker hierzulande.
    Durch die Drohung der EU bekommen die Griechen nun Angst, dass das bißchen Geld, das sie noch besitzen, dann kaum noch was wert ist, wenn der DRachme kommt. Dann holen sies von der Bank ab, u. bringen es evtl. ins Ausland auf ein Konto, od. so. Das könnte ich mir vorstellen.

  5. Liebe Gabi,
    ich bin bestürzt wie Du und ich verstehe auch nicht, wieso jetzt auf einmal diese ganze Panik in dieser Form jetzt nach und vor den Wahlen aufkommt. Es hat sich ja nichts geändert an der schlimmen Krise, die durch die Sparpakete massiv verstärkt wurde. Hat diese Panik um das Geld mit den Wahlen zu tun, wird diese Panik geschürt und von wem? Warum heben die Leute Ihr ganzes Geld ab, glauben diese das eine Währungsumstellung kommt? Wie gesagt, ich verstehe es nicht, vielleicht kann Jörg uns dabei mit Information dienen.
    Liebe Grüße
    Tom

  6. Moin Gaby,

    Das habe ich mir schon gedacht, was Du schilderst.

    Aber was sind X-Scheine? Das kenne ich nicht.
    Deine Frage, warum man das mit Euch macht? Ich vermute, Griechenland ist ein Versuchskaninchen, um zu sehen, wie man sich ein anderes Land einverleibt. Man läßt es ausbluten, um dann ganz billig, z.B. an Schürf- u. Bohrlizenzen zu kommen, u. sich den Rest fürn Appel u. Ei zu stehlen. Moderne Kriegsführung, so geht das heute, ganz elegant, mit Schlips u. Kragen, ohne sich die Finger schmutzig zu machen, u. ohne Blutvergießen. Dafür werden Unmengen an Tränen vergossen, aber das ist denen egal.
    Es ist echt traurig was geschieht.
    Ich habe zwar immer noch Hoffnung, dass es in GR bald wieder besser wird, aber es fällt schon äußerst schwer. Mir tut das alles so leid, u. ich schäme mich.

    Deine Webseite werde ich jetzt mal besuchen.

    Liebe Grüße, u. alles Gute, Maria

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