Ist es legal, eine Glücksspiel-Website zu eröffnen?

Eine Karriere im Glücksspielwesen, davon träumen viele Menschen. Online Casinos und Wettbüros erscheinen als regelrechte Goldgrube für Unternehmer, denn der Trend zum Gambling nimmt auch nach Jahren nicht ab, sondern immer weiter zu. Gerade, wer sich auch privat dem Spielen oder Wetten als Hobby widmet, kann das selbst beobachten. Manche beginnen dann, sich ernsthaft mit der Frage auseinanderzusetzen, ob man selbst als Seitenbetreiber ein Stück vom Kuchen abbekommen könnte. Ist das denn überhaupt legal und realistisch?

Die schlechte Nachricht zuerst

Nach Auffassung der deutschen Gesetzgeber ist es nicht legal, eine Glücksspielseite zu betreiben, es sei denn, man erwirbt eine deutsche Lizenz. Somit wird der Anschein erweckt, dass man sich mit gültiger Malta-Lizenz auf illegales Terrain bewegen würde. Gerade die maltesische Glücksspiellizenz ist allerdings eine der besten und solidesten Optionen, um sich als Anbieter ein seriöses Image zu verschaffen und kompetente Beratung in Sicherheitsangelegenheiten zu bekommen! Seit 2021 besteht die Möglichkeit, stattdessen brav in Deutschland ein Lizenzierungsverfahren zu durchlaufen – theoretisch! In der Praxis macht aber genau diese deutsche Lizenzierung bei der GGL in Halle (Saale) den Traum einer schönen Casino- oder Wettseite zunichte.

Warum möchte niemand die deutsche Glücksspiellizenz haben?

Die bittere Wahrheit ist, dass sich bislang niemand so recht mit der deutschen Lizenz anfreunden kann – nicht die Spieler, nicht die Experten, nicht die Datenschutz-Profis und auch nicht die Anbieter. Dafür gibt es viele Gründe, die hier nur ganz kurz angerissen werden sollen:

  • Hohe Steuern für jede Spielrunde – diese müssen durch geringere Auszahlungsquoten, ein reduziertes Bonusprogramm oder anderweitig auf den Kunden umgelegt werden 
  • Bevormundung der Kunden bezüglich der Limits – 1 Euro pro Spin, 1000 Euro pro Monat
  • Kein Live Casino, keine Live Wetten
  • Nur Spielautomaten mit „Tempolimit“, ohne Jackpot, ohne Schnell-Modi
  • Erfassung aller Kunden in einer bundesweiten Datenbank zwecks Überwachung ihrer Spielgewohnheiten und ggf. Sanktionen (in Form von Ausschluss von allen Glücksspielseiten)
  • Keine oder nur sehr eingeschränkte Werbung

Träume von der eigenen, legalen Glücksspielseite zerplatzt?

Nach diesen niederschmetternden Erkenntnissen könnte man meinen, der Wunsch nach einer eigenen Seite sei absolut unrealistisch. Darüber teilen sich jedoch die Meinungen ganz erheblich! Seit Jahren existieren legale Online Casinos, und zwar schon zu Zeiten, als Deutschlands Regierung noch keine Notwendigkeit sah, sich der Thematik des Online Glücksspiels überhaupt ernsthaft zu widmen. Die Spieler waren glücklich mit der Situation, denn das Internet-Glücksspiel lief in rechtlich geordneten Bahnen, fair und transparent ab. Online gab es reichlich Tipps, um seriöse Online Casinos zu finden. Daran hat sich nichts geändert!

Verwirrend? Nein, eigentlich ganz einfach

Ausschlaggebend für die Legalität der Online Casinos ist die Tatsache, dass Deutschland der Europäischen Union angehört. Es gibt genug Casinos, die EU-gesetzeskonform sind. Rechtsexperten sagen ganz deutlich: EU-Gesetze stehen über den nationalen Gesetzen. So kann kein EU-Land einfach legale Internet Angebote verbieten, die ihr Recht auf Niederlassungsfreiheit praktizieren. Somit ist es für Spieler definitiv nicht illegal, in Online Casinos und Wettbüros zu spielen und zu wetten, wenn sie eine EU-Lizenz besitzen. Diese stellt nämlich den Nachweis dar, dass die EU-Gesetze eingehalten werden.

Ein Angebot nutzen oder es bereitstellen, das sind zweierlei Dinge

Nach alldem könnte man schlussfolgern, dass es ebenfalls legal sei, eine Glücksspielseite zu betreiben. Nun, das mag theoretisch sogar stimmen. Die praktische Umsetzung dürfte jedoch schwierig sein, sofern man in Deutschland wohnt und sein Casino oder seine Wettseite vor Ort registrieren möchte. Wer dann noch einen Business-Kredit benötigt oder eine Versicherung abschließen möchte, wird schnell auf Widerstand stoßen. Natürlich besteht die Chance, beispielsweise eine GmbH oder dergleichen zu gründen und sich um eine deutsche Lizenz zu bewerben. Sicherlich kommen aber Zweifel auf, sobald man den Businessplan erstellt.

Wer den Businessplan erstellt, wird höchstwahrscheinlich vom Unternehmer-Mut verlassen

Ein Casino mit eingeschränktem Spielangebot, eine Buchmacherseite ohne Livewetten, unangenehme Einschränkungen für die Kunden, die man ohne Werbekampagnen womöglich gar nicht findet – das dürfte dem ersten Enthusiasmus einen gehörigen Dämpfer verpassen. Viele dürften aufgrund dieser Aussichten ihre Pläne wieder verwerfen. Andere geben ihren Traum aber trotzdem nicht auf und suchen nach Lösungen. Vielleicht ist es ja doch möglich, eine legale Glücksspiel-Seite zu realisieren, und zwar eine mit hohem Wiedererkennungswert und weniger Einschränkungen für die zukünftigen Nutzer?

Unternehmen in der EU gründen

Die Lage erscheint etwas verzwickt und aussichtslos. Wer aber wild entschlossen ist, seinen Plan durchzuziehen, stößt bei der Lösungssuche fast unweigerlich auf den folgerichtigen Denkansatz. Das Online Unternehmen wird nicht in Deutschland angemeldet und lizenziert, sondern außerhalb Deutschlands, in der Europäischen Union. An dieser Stelle kann natürlich keine Rechtsberatung geleistet werden, wie ein Offshore-Unternehmen auf sichere Füße gestellt werden kann. So sollte der erste Schritt sein, sich an einen Anwalt oder eine sonstige fachkundige Person zu wenden. Am einfachsten wäre es natürlich, man würde nicht nur den Unternehmens-, sondern auch den Wohnsitz dorthin verlagern, wo Online Casinos und Online Wettbüros wesentlich einfacher zu gründen sind. Das naheliegende Beispiel wäre hier Malta.

Hohe Investitionen, aber gute Zukunftsaussichten

Wer ein Glücksspielunternehmen online gründen will, braucht sehr viel Engagement und vor allem ein hohes Startkapital. Es dürfte unwahrscheinlich sein, dass man bei einer deutschen Bank einen Kredit für diese Unternehmensgründung erhält, wenn man nicht ausdrücklich eine deutsche Lizenzierung anstrebt. Die Gesamtkosten für den Start (vielleicht auch mit einer White-Label-Lösung) dürften schnell an einem sechsstelligen Bereich kratzen:

  • Webseite und Serverkosten
  • Software der Spieleanbieter
  • Marketingkosten
  • Eine Lizenz
  • Personalkosten

Diese Kosten sind unumgänglich. Sofort nach Veröffentlichung der Seite müssen auch schon Gewinne an die Kunden ausgezahlt werden. Ein hoher und kostspieliger Versicherungsschutz ist obligatorisch.

Legal ja, einfach und billig nein

Es mag sein, dass dieser Beitrag desillusionierend war. Die Ausgangsfrage konnte zumindest beantwortet werden. Es ist legal, eine Glücksspielseite im Internet zu betreiben. Der deutsche Gesetzgeber möchte aber die Steuereinnahmen für sich selbst verbuchen, weshalb er darauf bestehen möchte, eine deutsche Glücksspiellizenz zu beantragen. Das macht die Gründung kompliziert, denn die deutsche Lizenzierung verhindert, dass wirklich interessante Ideen umgesetzt werden können und die Seite konkurrenzfähig wird.

Es bleibt möglicherweise eine Offshore-Lösung, um eine legale EU-Seite aufzusetzen. Hierfür muss der Gründer aber das Startkapital höchstwahrscheinlich aus eigener Tasche bezahlen, ohne auf einen Kredit hoffen zu können. Die bittere Wahrheit lautet: Wer mit einer Glücksspielseite ein großes Vermögen machen möchte, muss erst einmal ein noch größeres Vermögen mitbringen.