Nun schreiben wir schon Mitte Oktober 2018, im Rest Europas hält bereits der Herbst oder gar Winter Einzug, die Tage werden kürzer, die Nächte länger und kälter, die Sonne lässt sich kaum noch blicken und wenn, dann nur stundenweise und der sonnenhungrige Nord- oder Mitteleuropäer sehnt sich schon jetzt wieder nach Kretas warmer Sonne im nächsten Jahr. Die Buchungen für Unterkünfte und Mietwagen 2019 sprechen ihre eigene Sprache – die Sehnsucht ist groß.
Verständlich das alles – aber für uns permanent Ortsansässige beginnt jetzt die so ziemlich schönste Zeit des Jahres. Und zwar so, dass man selbst als eher pragmatisch veranlagter Mensch komplett in´s Schwärmen gerät.
Die Sommersaison ist vorbei, die Touristenhorden sind überstanden und hoffentlich zu aller Zufriedenheit wieder gut zu Hause angekommen, die Touri-Saison neigt sich ihrem finalen Ende zu und es kehrt Ruhe ein. Ruhe, was besagte Touristenhorden angeht (die allerdings dieses Jahr doch in etwas reduzierter Anzahl hier anwesend waren), Ruhe, was das normale Dorfleben angeht, und Ruhe, bei der wunderbarerweise auch das Wetter wieder mitspielt.
Denn der kretische Spätsommer ist eine ganz spezielle „Jahreszeit“.
In den derzeit sternenklaren Nächten wird es – zumindest bei uns auf dem Berg (ca. 200m ü.NN) – doch etwas unter 20°C kalt (die Worte sind durchaus mit Bedacht gewählt, denn alles unter 20°C mutet dem Südkreta-Residenten als mindestens „kühl“, wenn nicht gar „kalt“ an!), am Morgen auf dem Weg zum Kaffee braucht man durchaus eine Jacke, die man dann allerdings gegen Mittag bei geschmeidig-sonnigen und windstillen 28°C Tagestemperatur gerne mal wieder in die Ecke verfrachtet.
Und was mich ganz persönlich an diesen wunderschönen Spätsommer-Frühherbst-Tagen so begeistert ist diese besagte Ruhe. Ruhe auf allen Kanälen. Selbst im Radio spielen wir nur leise Musik. Keine Touristenhorden mehr. Kein Wind, nicht mal ein laues Lüftchen. Keine Wellen – das Meer ist glatt, als hätte jemand Öl drüber gekippt (nicht umsonst nennt man das hier „san ladi“ – σαν λάδι – wie Öl!) und diese ganze ruhige Stimmung der Natur färbt auch auf die Menschen ab.
Es ist alles leiser als sonst, alles fühlt sich leichter und beschwingter an als im Hochsommer, irgendwie ist eine heitere Gelassenheit eingekehrt und alle scheinen mit sich und der Welt mehr oder weniger im Einklang zu sein.
Und das libysche Meer spielt auch mit: es ist nach wie vor badewarm und lädt sowohl zum entspannten, ruhigen frühmorgendlichen Sonnenaufgangs- wie auch zum spätnachmittäglichen Sonnenuntergangs-Bad ein – einfach ein Traum!
Das sind natürlich rein subjektive Eindrücke, die sich meiner allerdings auch nach 9 Jahren Kreta immer noch und immer wieder bemächtigen – der Oktober ist einfach einer meiner Lieblingsmonate, vor allem seine 2. Hälfte.
Kreta in seiner Blüte, kurz vor´m Winterschlaf, eine ruhige, entspannte und zurückgezogene Atmosphäre, in der man durchaus auch mal dazu hingerissen wird, in sich zu gehen und all die wundervolle Fülle dieser Insel in sich aufzunehmen.
Und viel mehr Worte braucht es dazu auch nicht.
Radio Kreta – einfach Leben.
Irgendwie kann man es euch nicht recht machen. Erst jammert Jörg in mehreren Artikeln wie wenig Touristen da waren und du schreibst jetzt von Horden.
Wortwahl überlegen…Horden……