Der alte Artikel aus dem „Merian Juli 2010 – Kreta“ beschäftigt sich mit den allgegenwärtigen, teilweise auch endemischen (also nur auf „unserer“ Insel vorkommenden) Kräutern – auf sympathische und sehr lebensnahe Art und Weise, wie wir finden.
Ein weiteres liebevolles Porträt der Insel, ihrer Naturschätze und – nicht zuletzt – ihrer Bewohner!
Von Hans Korfmann
„Kreta ist ein Garten Eden der Kräuter. Das Wissen um ihre Heilwirkung hat eine lange Tradition. Und in Kousés residiert der beste Kräuterhändler der Insel, er führt im Angebot auch ein Mittelchen gegen die männliche Lendenschwäche. Es ist nicht der Blick, der die Menschen nach Kousés zieht, obwohl die Aussicht von hier oben in die Messará-Ebene großartig ist. Es ist auch nicht das Licht, das sie anzieht, oder das Blau des Libyschen Meeres. Es sind die Düfte.
Es ist das unverwechselbare Aroma einer während langer Sommermonate ausgetrockneten Küste, die nach den winterlichen Regen und den ersten wärmenden Sonnenstrahlen plötzlich zu neuem Leben erwacht. Es sind die intensiven Aromen aus Salbei, Thymian und wildem Bohnenkraut, aus Sträuchern, Gräsern, Blumen, einer Spur Meersalz und einer Prise getrockneten Ziegenmists.
„Nirgends blühen die Kräuter so intensiv wie bei Kousés, wo sie ein paar Wochen später wieder vertrocknet sind, wo sie all ihre Kraft und Konzentration in diese kurze Zeit ihrer Blüte investieren müssen. Deshalb duften sie so, leuchten sie so stark – damit keine Biene an ihnen vorüberfliegt“, weiß Yannis Giannoutsos, der Kräuterhändler.
Auch die Schwalben sind pünktlich. So um den 20. Mai herum schwirren sie durch das kleine, unverglaste Fensterchen, das Yannis Giannoutsos für sie gelassen hat, drehen einige Begrüßungsrunden zwischen den hölzernen Regalen seines Ladens und setzen sich dann auf das Stöckchen, das er für sie über der Balkontür angebracht hat.
„Als ich das alte Kafenion übernahm, die Vögel hinausscheuchte und Scheiben in die Fenster setzte, kamen sie einfach zur Tür wieder herein“, erzählt er. Der Raum war ihr Zuhause. Also ließ er sie wohnen. Schließlich war auch Yannis Giannoutsos lange auf der Suche nach einer Heimat gewesen: Saloniki, Sérres, Chalkidikí, Westkreta …
Es ist ein weiter Weg von Afrika bis nach Kousés, aber die Vögel verfehlen nie Giannoutsos Laden, der mit seinem kleinen Balkon hoch über der fruchtbaren Messará liegt, von hier geht der Blick auf den Gipfel des Psilorítis. Vielleicht folgen die Schwalben der Spur der Düfte, die in fast 300 fest verschlossenen Gläsern und Dosen schlummern, und die, kaum wird ein Deckel für den Bruchteil einer Sekunde geöffnet, den Raum erfüllen.
Wenn die Vögel aus Afrika ins schattige Reich des Kräutersammlers heimkehren, tauchen sie in eine Welt kleiner olfaktorischer Sensationen, eine Welt aus Zimt und Koriander, Thymian und Oregano, Wacholder und Lorbeer, den Düften all der heimischen Pflanzen, aber auch den schweren Aromen exotischer Gewürzmischungen, die von weit her übers Meer kommen.
In dem kleinen Laden in Kousés versammelt sich der irdische Kosmos milder und herber, bitterer und süßer Kräuter.“
Wie gehen die Einheimischen mit der Wandlung vom Kafeníon zum Gewürzladen um, wie macht Diktamus müde Männer wieder munter und was hat es mit dem besonderen Salz der Wesküste auf sich?
Einfach hier weiterlesen! Eine riesige Auswahl gibt es bei Yiannis im Shop oder eine kleine Auswahl an kretischen Produkten auch hier in unserem kleinen Laden.