Leben auf Kreta – Praktische Tipps.

Heute geht es mal um ein relativ unappetitliches Thema, das trotzdem – oder gerade deswegen – auch mal angesprochen und gelöst werden sollte, nämlich um die Entleerung einer vollen Sickergrube. „Urgs“ denkt man da erst mal und will gleich wegklicken – dennoch ist das Thema ja nun mal nicht zu vernachlässigen und wird den Einen oder die Andere sicher auch irgendwann mal heimsuchen.

So geschehen bei uns – pünktlich zu Weihnachten 2018. Na klar, an normalen Arbeitstagen kann ja jeder….. Egal, irgendwas ging noch, nur im unteren Bad zeichnete sich so langsam eine ziemliche Sauerei ab. Also irgendwann mal den Stein, der die Grube abdeckt und der einem von der Vormieterin indiziert worden war („hmmmmm, welcher von all diesen Steinen war das nochmal? Der da? Neeee, ich glaub, der da! Aber unter dem da schaut etwas Plastikfolie rundherum raus! Naja, dann vielleicht doch der!“).

Okay, sich auf den Versuch, eben diesen einen Stein der Weisen anzuheben, eingelassen und mit vereinten Kräften, Stemmeisen und Keilen dieses Teil soweit angelupft, dass man einen Blick mit zugehaltener Nase riskieren konnte. Okay, Stemmeisen und Keile ratzfatz wieder raus, der Stein knallte wieder in seine dafür vorgesehene Umrandung – keine Frage: die Grube ist voll. Also noch nicht randvoll, aber halt doch voll. Na dann – frohe Weihnachten auch.

Unser Haus in den Bergen.

Die Feiertage haben wir noch ganz gut überstanden – war ja auch alternativlos. Am 27. Dezember dann gleich mal zum ortsansässigen Sanitär-Gas-Elektro-und-überhaupt-in-allen-häuslichen-Situationen-Retter (die Gebrüder Tzanakis….) und nachgefragt, wer da wohl helfen könnte. Schlichtweg: wer pumpt volle Sickergruben leer?

Es ist ja nun mal nicht so, dass wir uns darüber nicht im Vorfeld schon im Internet informiert hätten, aber da es sich hierbei ja nun mal um ein wirklich spezielles Problem handelt und selbst ein fortgeschrittenen Griechisch-Parlierer ob des benötigten Vokabulars so langsam an seine Grenzen stößt, war das wirklich ein schwieriges Unterfangen.

Aber Scheffredakteuse wäre ja nun mal nicht Scheffredakteuse, hätte sie sich nicht – bei Google Translate angefangen – über die wildesten Sprachkonstruktionen doch noch zu einem Unternehmen durchgewuselt, das ganz hier in der Nähe (naja, in Kissamos, aber immerhin….) genau solche Serviceleistungen anbietet. Uff!

Trotzdem halt nochmal beim lokalen Problemlöser Tzanakis reingeschaut, der uns allerdings an genau das selbe Unternehmen verwies und uns freundlicherweise noch die Telefonnummer raussuchen wollte, aber die hatten wir ja nun mal schon.

Also direkt am 27. Dezember dort angerufen (es sind 2 Mobil- und eine Festnetznummer auf der Website angegeben) und auch ratzfatz jemanden an der Strippe gehabt. Im besten „Grenglish“ beider Seiten das Problem erörtert, Auskunft über ungefähres Fassungsvermögen der zu leerenden Sickergrube, benötigte Abpumpschlauchmeterlänge (ein wundervolles deutsches Wort, hab ich das eigentlich grade erfunden??!?), Anfahrtsweg etc. gegeben und – zack- die Antwort: wir kommen morgen so gegen 14 oder 15 Uhr! Chaka! Damit hatten wir nicht gerechnet, sondern eher mit einem Termin so gegen Anfang nächsten Jahres….

Auf die logischerweise folgende Frage, was der ganze Spaß (für wen eigentlich?) denn kosten sollte, kam die Antwort: 220 – 250 Euro „peripou“. Also ungefähr. Nun gut – da nun auch das relativ bzw. komplett alternativlos war, haben wir natürlich zugesagt und harrten der Dinge und Tanklaster, die da kommen sollten.

Vorsichtshalber haben wir noch per Mail einen Anfahrtsplan zur Firma geschickt, denn ganz so einfach ist das ja auch nicht und sie sollten ja schonmal vorab einen kleinen Eindruck über die lokalen Gegebenheiten haben.

Nun gut, an besagtem Tag wurde es halb zwei, dann Viertel vor Zwei und dann klingelte das Telefon. Bingo! – hatten wir doch ausgemacht, dass der nette Grubenentleerer so auf der Höhe von Kakodiki mal durchklingelt, damit ich mich unten an die Straße stellen und ihn zu unserem Haus hinauf lotsen kann. Aber – zu früh gefreut, denn dieses Telefonat hatte den Inhalt, dass es dann doch heute nicht so passen würde – ob sie auch morgen vormittag so um 10h kommen dürften?

Die Jungs aus Kissamos kommen.

Okay, kein Problem, auf den Tag mehr oder weniger kam es nun auch nicht mehr an – wir waren ja schon froh, dass uns überhaupt Bescheid gesagt wurde und wir nicht vergeblich warteten…. Immerhin!

Am nächsten Morgen nun wieder auf glühenden Kohlen gesessen. Kommen sie, kommen sie nicht? Rufen sie vorher an, oder nicht? Und schon wieder alles gut: der Anruf kam um kurz nach 10h mit der Ansage „bin jetzt in Kakodiki!“. Ich also runter zur Straße, Mitso kam gleich mit, die Katzen kamen erst nach und nach hinterher und so warteten wir in trauter Gemeinsamkeit auf den Tanklaster, der kurz darauf auch kam. Mir rutschte ob der Größe dieses „kleinen“ Lasters schon so ein bisschen das Herz in die Hose, denn der Weg zu uns hoch ist echt nicht allzu breit und noch dazu ragen Olivenzweige in den Weg – von der sehr provisorischen und tief durchhängende Wasserleitung über ebendiesen mal ganz abgesehen.

Für Letztere waren wir durchaus vorbereitet, die war soweit anhebbar, dass der Wagen darunter durchpasste. Das Olivenzweigproblem wurde vom Tankwagenfahrer kurzerhand mit unserer Säge gelöst und weiter ging’s. Abenteuerliches Wendemanöver, die Schläuche ausgepackt und zusammengeflanscht und los ging’s. Unser Grubenentleerer heißt übrigens Thodoris und hatte seinen kleinen Sohn Stavros mit dabei, der ihm fachmännisch und gut ausgerüstet zur Hand ging.

Ratzfatz war die Grube leer, aber damit noch nicht genug, denn nun wurden auch noch die Zuleitungen durchgespült. Und was da noch so alles rauskam – na Mahlzeit… Nochmal alles gesäubert und gedampfstrahlt – fertig!

Alles wieder zusammengepackt und dann gab´s endlich den wohlverdienten Kaffee und es ging an’s Bezahlen. Alles in allem incl. Anfahrt, Zufahrt freilegen, Grubenentleerung und Rohrleitungen säubern kamen wir auf 230,- Euro – da kann man wirklich nicht meckern!

Noch dazu wissen wir jetzt, wie die Zuläufe zu unserer Sickergrube so funktionieren – es sind nämlich zwei davon. Einer aus dem „Haupthaus“ und einer aus dem Bad im unteren Bereich des Gästezimmers. Und da kann man sich wirklich fragen, ob es wahr sein kann, dass die alten Griechen so viele geniale Mathematiker hervorgebracht haben. Denn unsere Sickergrube hat sicher keiner deren Nachfahren konstruiert! Aber das ist ein anderes Thema…

Und dann bekamen wir noch den Tipp, dass wir beim nächsten Mal doch bitte etwas vorzeitiger anrufen sollen, denn dann könnte man den Besuch bei uns vielleicht auch noch mit anderen Aufträgen in der Gegend kombinieren – dann würde das günstiger werden…. Irre!

Endlich wieder alles in Ordnung zu Hause.

Fazit: Trotz des wirklich eher unappetitlichen Themas haben wir einmal mehr die Erfahrung machen dürfen, dass hier irgendwie alles geht. Dass es auch sehr zuverlässige Kreter gibt, die noch dazu extrem professionell arbeiten und außerdem total nett sind (ach ja, eine Essenseinladung in Kissamos haben wir auch noch bekommen, so nebenbei, beim Plaudern über Websites und so….). Und wir können mal wieder allerbesten Gewissens ein kretisches Familienunternehmen weiterempfehlen. Wir sind ja vermutlich nicht die Einzigen, die sich mit einem solchen Problem konfrontiert sehen, sahen und in Zukunft sehen werden….

Für Grubenentleerungen, Chemie-Toiletten, Wartung und Säuberung von Rohrleitungen sind hier in der Gegend die Brüder Thodoris und Panagiotis Simantirakis in Kissamos nur zu empfehlen! Panagiotis spricht kein, Thodoris etwas und ihr Mitarbeiter Georgios ganz vernünftig Englisch – die Verständigung war nun wirklich das geringste Problem!

Endlich wird gebaut: Eine biologische Kläranlage für Paleochora.

2 Kommentare

  1. Zu eurer Geschichte habe ich eine Frage, deren Beantwortung uns ( Südkreta- Fans, meist in Kamilari) sehr interessiert: Wo landet denn die Hinterlassenschaft aus der entleerten Sickergrube?

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